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Was bedeutet Überschuldung?
Schulden stellen eine Leistungsverpflichtung oder eine finanzielle Verpflichtung des Schuldners dar. Können die Verbindlichkeiten allerdings nicht mehr durch das Vermögen gedeckt werden, so liegt eine Überschuldung vor. Die finanziellen Verpflichtungen sind also weder durch genügend finanzielle Mittel, oder Sachwerten gedeckt. Die Überschuldung kann sowohl Privatpersonen, als auch Unternehmen oder sogar Nationalstaaten betreffen.
Beschreibung der Überschuldung
Die Überschuldung tritt dann ein, wenn ein Schuldner diese Schulden nach menschlichem Ermessen nicht mehr aus seinen vorhandenen Einnahmen, oder aus seinem Vermögen begleichen kann. Die Überschuldung wird vor allem in der Umgangssprache eingesetzt, spielt allerdings auch in der Insolvenzordnung eine große Rolle. Hier wird die Überschuldung las eine mögliche Ursache einer Insolvenz beschrieben. In der Nachlassinsolvenz wird der Begriff der Überschuldung ebenfalls definiert.
Schuldner können hierbei alle Wirtschaftssubjekte sein, die ein Schuldverhältnis eingehen können. Das können Privathaushalte, Unternehmen und Staaten sein.
Abgegrenzt werden muss der Begriff der Überschuldung im Sinne der Insolvenzordnung. Bei juristischen Personen und speziellen Personengesellschaften wird bereits bei der Überschuldung eine Insolvenz eingeleitet. Anders sieht dies bei Privatpersonen und Personengesellschaften aus. Hier stellt die Überschuldung an sich noch keinen Insolvenzgrund dar. Erst wenn die Person oder die Personengesellschaft vollkommen zahlungsunfähig ist, wird die Insolvenz eingeleitet.
In diesem Sinne wird die Überschuldung bei juristischen Personen als strenger definiert. Selbst wenn die juristische Person noch über liquide Mittel verfügt, so kann die Insolvenz als Resultat der Überschuldung angezeigt werden.
Im groben wird mit der Überschuldung allerdings nur der Zustand angezeigt, dass die Schulden das Vermögen übersteigen. Die daraus abgeleiteten Folgen sind je nach Wirtschaftssubjekt unterschiedlich.
Die Ursachen der Überschuldung
Vereinfacht lässt sich natürlich sagen, dass eine Überschuldung dann Eintritt, wenn zu viele Verbindlichkeiten eingegangen wurden und diese nicht mehr beglichen werden können. Oftmals ist jedoch der Wert der Schulden verantwortlich für die Überschuldung, sondern der Verfall des eigenen Vermögens.
Die Vermögensreduzierung kann basieren auf Wertminderung von Wertanlagen oder Immobilien. Ebenfalls kann das Vermögen nicht den Erwartungen entsprechen, wenn Einnahmerückgänge dazu führen, dass die Verbindlichkeiten nicht mehr bedient werden können. Dies kann der Fall sein, bei unerwarteten Umsatzeinbrüchen oder bei zu hohen Investitionsrisiken.
Ein weiterer Grund für die auftretende Überschuldung sind die stetige Anhäufung der Zinseszinsen. Ein Wirtschaftssubjekt kann hierbei bei sinkender Zahlungsfähigkeit in einen Teufelskreis geraten. Durch eine höhere Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalles müssen höhere Zinsen gezahlt werden. Die nun höheren Kosten führen dazu, dass die Schulden ansteigen. Ebenfalls wird dies zu einem Problem, wenn Verbindlichkeiten neu finanziert werden müssen. Durch den Anstieg der Zinsen befindet sich das Unternehmen also in einer Abwärtsspirale, aus der aus sich aus eigener Kraft kaum noch befreien kann.
Bei Privatpersonen sind vor allem Konsumschulden eine häufige Ursache für das Eintreten der Überschulden. Hierbei werden Schulden vor allem für Konsumgüter aufgenommen. Da keine Investitionen vorliegen, ist also nicht zu erwarten, dass die Einnahmeseite steigt. Konsumschulden sind also in Gänze nur eine Vorwegnahme der zukünftigen Einnahmen und sorgen dafür, dass die Privatperson in der kommenden Zeit über weniger finanzielle Mittel verfügt.
Verliert diese Person den Überblick und kann selbst die laufenden Lebenshaltungskosten kaum noch über die Einnahmen decken, so kann schnell die Überschuldung eintreten. Dies ist vor allem der Fall, wenn unkontrolliert und über viele Verträge die Verbindlichkeiten eingegangen werden. Risikofaktoren stellen hierbei der Handyvertrag oder der Ratenkauf dar. Auch hier können Zinseszinseffekte auftreten und bei bereits geringer Liquidität zu einer Verschlimmerung der Situation führen.
Ursachen der Überschuldung von Privatpersonen
Die Gründe für eine Überschuldung können vielfältig sein und sind individuell je nach Ausgangslage zu betrachten. Dennoch zeichnet sich bei Privatpersonen die Tendenz ab, dass der Eintritt der Arbeitslosigkeit einer der Hauptfaktoren für eine Überschuldung ist. Durch den Eintritt der Arbeitslosigkeit und den damit verbundenen Einkommensbußen können die laufenden Verbindlichkeiten nicht mehr bedient werden. Etwa ein Drittel aller Überschuldungen im Privathaushalt werden durch den Eintritt der Arbeitslosigkeit begründet.
Als zweiter Hauptfaktor sind Änderungen der Lebensumstände. Beispielsweise durch Trennung vom Lebenspartner, oder eines Todesfalls in der Familie oder des Partners.
Auch wenn häufig der schlechte Umgang mit dem Geld als Ursache für eine Überschuldung angeführt wird. So zeigt die Statistik, dass nur etwa 10% aller Überschuldungen im Privatbereich auf ein zu geringe Fähigkeiten im Umgang mit finanziellen Mitteln zu finden sind.
Steigende Risikofaktoren sind allerdings die bargeldlose Zahlung. Die Wahrnehmung der Leistung oder der Besitz eines neuen Konsumgutes fällt heutzutage immer seltener mit der eigentlichen Zahlung zusammen. Diese immer stärker werdende Unabhängigkeit führt dazu, dass Personen, die bereits über nicht ausreichende Fähigkeiten im Umgang mit Geld verfügen, eher dazu verleitet werden, Verbindlichkeiten einzugehen, die Sie nicht mehr begleichen können. Sie verlieren schnell den Überblick und können so in die Schuldenfalle tappen.
Ursache der Überschuldung bei Unternehmen
Nicht jede Insolvenz ist mit der Überschuldung begründet, aber jede Überschuldung führt zu einer Insolvenz. Etwa zwei Drittel der Insolvenzen basieren auf der Überschuldung. Die Überschuldung an sich ist dabei begründet aus der direkten Geschäftstätigkeit. Unternehmen haben hierbei über längeren Zeitraum keine Gewinne mehr erwirtschaften können und mussten Ihre Geschäftstätigkeit aufgeben, als die finanziellen Rücklagen aufgebraucht waren.
Etwa 90% der Überschuldungen bei Unternehmen sind auf das operative Geschäft zurückzuführen. Sonstige Gründe können Wertberichtigungen auf Beteiligungen sein, notwendige hohe Rückstellungen oder bedeutende Zahlungsausfälle.
Staaten in der Überschuldung
Auch Staaten können in die Überschuldung geraten. Bei Ihnen sind die Ursachen jedoch sehr viel komplexer und selten auf einzelne Ursachen zurückzuführen.
Auf sehr simpler Ebene kann gesagt werden, dass eine Überschuldung das Ergebnis von langfristigen Haushaltsdefiziten ist. Gibt ein Staat also langfristig mehr Geld aus, als er einnimmt, so ist die Gefahr der Überschuldung groß.
Dennoch muss nicht jedes Haushaltsdefizit direkt zur Überschuldung führen. Die wenigsten Staaten verfügen über einen ausgeglichenen Staatshaushalt. Sind die Defizite aus Einnahmen und Ausgaben mit einer Steigerung der Wirtschaftsleistung verbunden, so kann die Schuldenlast relativ zur Wirtschaftsleistung gesenkt werden.
Erst wenn die Haushaltsdefizite nicht mit einer gesteigerten Wirtschaftsfähigkeit einhergeht, wird das Risiko der Überschuldung bedrohlich. Dies kann der Fall bei einer eintretenden Rezession sein, oder auch bei Kriegen oder anderen großen unerwarteten Zahlungsverpflichtungen.
Zusätzlich kommt hier noch die Ineffizient des Staates und die Korruption als Treiber in die Überschuldung in Frage.
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