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Was bedeutet Liquiditätsplanung?
Die Liquiditätsplaung befasst sich mit der Gesamtheit der Maßnahmen , die der Aufrechterhaltung der Zahlungsbereitschaft eines Unternehmens dienen.
Aufgaben der Liquiditätsplanung
- Laufende Ermittlung des Liquiditätsgrades (Der Liquiditätsgrad – auch Deckungsgrad genannt – ist die Kennzahl, die das Verhältnis von Zahlungsverpflichtungen zu vorhandenen flüssigen Mitteln ausdrückt)
- Feststellung des Kapital- und Geldbedarfs
- Durchführung der notwendigen Kapital- und Geldbeschaffung
- Ausreichender Liquiditätsgrad soll bei einem Maximum an Sicherheit und angemessener Rentabilität erzielt werden
Richtlinien der Liquiditätsplanung
- Vorhandensein so vieler Barmittel, dass kurzfristig bevorstehende Zahlungen geleistet werden können
- Gewährleistung rechtzeitiger Verflüssigung von Vermögensteilen für die Erfüllung späterer Zahlungsverpflichtungen
- Vermeidung von Illiquidität, um regelmäßigen Betriebsablauf zu sichern
- Unterbindung von Überliquidität, um Rentabilitätsminderungen zu verhüten
- Barreserven richten sich nach jeweiliger Wirtschaftslage
- Aufschwung (Konjunkturphasen) und Hochkonjunktur verlangen niedrige, Abschwung und Depression hohe Barbestände
Finanzierungsgrundsätze und Liquidität
Bilanzstruktur:
Das Kapital wird der Unternehmung entweder unbefristet (Eigenkapital) oder für verschieden lange Zeit zur Verfügng gestellt. Danach hat sich die vermögensmäßige Verwendung des Kapitals (Investition) zu richten. Insbesondere müssen die notwendigen flüssigen Mittel vorhanden sein, um fälliges Fremdkapital zurückzuzahlen , außerdem um die notwendigen Güter und Dienstleistungen beschaffen zu können. Das Unternehmen muss sich also stets im finanziellen Gleichtgewicht befinden oder, wie man sagt, liquide sein.
Dazu gehört die Beachtung der “goldenen Finanzierungsregel“, die sich zum Teil mit der großen “goldenen Bankregel“ deckt. Sie besagt, dass Anlagevermögen durch Eigenkapital bzw. im geringen Ausmaß durch langfristiges Fremdkapital, Umlaufvermögen durch mittel- und kurzfristiges Fremdkapital finanziert werden sollen.
Das hat folgende Gründe:
- Die Ausgaben für das Anlagevermögen fließen in den kalkulatorischen Abschreibungen und damit über den Preis der Waren und Erzeugnisse, d.h. in den Erträgen, nur allmählich zurück. Der Umschlag des Anlagevermögens ist zähflüssig. Das für die Finanzierung des Anlagevermögens erforderliche Kapital muss daher möglichst unbefristet zur Verfügung stehen. Das Anlagevermögen ist illiquide, nicht veräußerbar, höchstens beleihbar.
- Das Umlaufvermögen wird häufiger umgeschlagen. Die eingesetzten finanziellen Mittel fließen also zum Teil sehr schnell zurück. Aus diesem Grund lässt sich Umlaufvermögen mit mehr oder weniger kurzfristigen Mitteln finanzieren.
Beispiel: Hat beispielsweise ein Unternehmer viel Kapital in den Anlagen investiert, kann er bei der Warenbeschaffung oder bei der Kreditgewährung gegenüber seinen Kunden in Schwierigkeiten geraten.
Weicht die Bilanz eines Unternehmens stärker von der goldenen Finanzregel ab, spricht man von Eigenkapitalüber- und Eigenkapitalunterfinanzierung:
Normalfinanzierung: Anlagevermögen 50 % – Eigenkapital 50% / Umlaufvermögen 50% – Fremdkapital 50%
Eigenkapitalüberfinanzierung: Anlagevermögen 50 % – Eigenkapital 65 % / Umlaufvermögen 50 % – Fremdkapital 35 %
Eigenkapitalunterfinanzierung: Anlagevermögen 50 % – Eigenkapital 35 % / Umlaufvermögen 50% – Fremdkapital 65 %
Liquidität im Betrieb:
Die Frage, ob ein Unternehmen liquide oder illiquide ist, hängt jedoch nicht allein von der Bilanzstruktur und den Bilanzzahlen, sondern vielmehr davon ab, ob mithilfe der baren Einnahmen (Einzahlungen) die erwarteten baren Ausgaben (Auszahlungen) geleistet werden können. Die für diesen Zweck notwendigen Berechnungen betreffen die Ermittlung der Differenz von “Einzahlungen minus Auszahlungen“. Sie stellt die Zahlungsdifferenz dar.
Das Verhältnis
(Geldanfangsbestand + Einzahlungen) / Auszahlugen = größer 1 oder kleiner 1
ergibt die Deckungsrelation. Das Unternehmen wird dann als liquide bezeichnet, wenn die Gleichung 1 oder mehr als 1 ergibt. Illiquidität wird nach dieser Darstellung dadurch gekennzeichnet, dass die Deckungsrelation kleiner als 1 ist. Diese Formel gilt aber nur dann, wenn die Geldbestände und die Einzahlungen nicht aus Kreditaufnahmen hervorgegangen sind. Sonst muss sie lauten:
Einnahmen – Ausgaben = Einzahlung – Auszahlungen + Forderungszugang – Forderungsabgang + Schuldenabgang – Schuldenzugang
Das Ergebnis bezeichnet man als Finanzdifferenz. Diese Größen zu ermitteln ist u.a. das Ziel der Finanzplanung.
In kleineren Unternehmen ist das Finanzierungs- und Liquiditätsbild meist leicht ersichtlich. In großen Betrieben ist jedoch dafür ein genauer Finanzplan notwendig, weil die Bilanzen meist ein längst überholtes Liquiditätsbild abgeben. Sie sind eine Zeitpunktrechnung und keine Zeitraumrechnung. Deshalb kann am Bilanzstichtag eine glänzende Liquidität ausgewiesen werden, während vielleicht in den Wochen danach so große Fälligkeiten zu erwarten sind, dass das Unternehmen zahlungsunfähig, also illiquide werden kann.
Reichen die Vermögensgegenstände zur Tilgung der Schulden nicht aus, dann besteht eine Überschuldung. In diesem Fall sind die Verluste so groß geworden, dass das Eigenkapital dadurch aufgezehrt wird.
Auch ohne überschuldet zu sein, kann ein Unternehmen zahlungsunfähig werden, wenn sich die Vermögensgegenstände nicht so leicht flüssig machen lassen, dass die Ansprüche der Gläubiger rechtzeitig befriedigt werden können. Die Liquidität ist erst als gesichert anzusehen, wenn die Frist des aufgenommenen Kapitals der zeitlichen Bindung der Vermögensposten entspricht.
Nach dem Dringlichkeitsgrade der zu befriedigenden Kapitalverbindlichkeiten (Passivseite der Bilanz) staffelt man in :
- Verbindlichkeiten ersten Grades: Wechselverbindlichkeiten, Verbindlichkeiten aus Wareneinkäufen, Löhne und Gehälter, Sozialversicherungsbeiträge, Steuern, kurzfristige Rückstellungen (für Gewerbesteuer, Reparaturen usw.).
- Verbndlichkeiten zweiten Grades: Festgeldanlagen bei Banken, Kreditoren mit 30 bis 90 Tagen Ziel.
- Verbindlichkeiten dritten Grades: mittel- und langfristige Schulden, Pensionsrückstellungen.
Nach dem Grade der Flüssigkeit der Vermögensteile (Aktivseite der Bilanz) unterscheidet man im allgemeinen drei Gruppen von liquiden Mitteln:
- Liquide Mittel erster Ordnung sind Bargeld nd Bankguthaben.
- Liquide Mittel zweiter Ordnung sind solche Vermögensteile, deren Umwandlung in Geld Erlösschmälerungen verursacht: diskontfähige Wechsel, lombardfähige Wertpapiere, kurzfristig fällige Debitoren, leicht realisierbare Warenbestände.
- Liquide Mittel dritter Ordnung sind schwer realisierbare Vermögenswerte, die meist nur durch Verpfändung verflüssigt werden können, wie Haus- und Grundbesitz, Machinen, Hypothekenforderungen sowie Teile des Umlaufvermögens, die schwer veräußerlich sind.
Erstellung eines Liquiditätsplans
Die Liquiditätsplanung kommt immer dann zum Einsatz, wenn der aktuelle Liquiditätsbestand ermittelt werden soll. Das findet in der Regel bei kleinen und großen Unternehmen statt. Um eine Liquiditätsplanung durchführen zu können muss ein Liquiditätsplan erstellt werden. In einem solchen Plan werden alle Zahlungsflüsse festgehalten, die in der Planungsperiode von Bedeutung sind. Im Vordergrund eines solchen Plans steht das Feststellen der Zahlungsfähigkeit und das Entgegenwirken von potentiellen Risiken.
Der Aufbau eines Liquiditätsplans
Dabei muss der Liquiditätsplan nach einem festen Aufbau erstellt werden. Zuerst muss der Anfangsbestand der liquiden Mittel ermittelt werden. Die Bank- und Kassenbestände dienen dazu als optimale Grundlage. Mit Hilfe der Bestände wird nun eine Aufstellung gemacht. Die Einnahmen und die Ausgaben aus der Periode werden aufgelistet und dem Ende ist der Endbestand der liquiden Mittel deutlich zu erkennen. Dabei handelt es sich nur um die liquiden Mittel in der ausgesuchten Periode. Die Periode kann sehr unterschiedlich ausfallen von einem Tag über eine Woche bis zu einem Jahr. Ein Unternehmen, das beispielsweise sehr hohe Tagesumsätze hat würde einen Plan mit einer täglichen und wöchentlichen Periode erstellen. Kleine Unternehmen und Freiberufler würden wahrscheinlich eher auf eine monatliche Periode setzen. In dem Plan stehen nur die zahlungswirksamen Geldflüsse. Rückstellungen und Abschreibungen kommen nicht mit in den Plan.
- Anfangsbestand liquide Mittel (Kassen- und Bankbestände)
- plus
- Einzahlungen in der ausgesuchten Periode (Tag, Woche, Monat, Jahr)
- Ergibt
- verfügbare Mittel
abgezogen werden Auszahlungen innerhalb der ausgesuchten Periode am Ende der Endbestand an liquiden Mitteln
Die Positionen bei der Liquiditätsplanung
In einem Liquiditätsplan, der für die Liquiditätsplanung verwendet wird, werden einige bestimmte Positionen benötigt, die sich auf Einzahlungen und Auszahlungen beziehen.
Bei den Einzahlungen müssen folgende Positionen eingesetzt werden:
- Bar- und Kassenbestand
- voraussichtliche Zahlungseingänge (Einzahlungen aus Verkäufen, Umsatzsteuereinzahlungen)
- sonstige Einzahlungen (Zinseinzahlungen, Anlageabgänge, Krediteinnahmen, Erstattungen aller Art und Privateinlagen)
Bei den Auszahlungen müssen folgende Positionen eingesetzt werden:
- Wareneinkauf
- Personalkosten (Sonderzahlungen, Sozialversicherungsbeiträge, Urlaubsgeld)
- Dauerfristverträge (Abos aller Art)
- sonstige betriebliche Auszahlungen (Kredite, Leasing, Miete, Werbung, Reisekosten, Beratung, Vorsteuer, KFZ, Anlagekäufe, Instandsetzung, Weiterbildung und Privatentnahmen)
Wichtig ist, dass für die Liquiditätsplanung der Liquiditätsplan sehr detailliert ist, um eine gute Übersicht über die finanziellen Mittel zu bekommen. Das ist nur möglich, wenn alle Daten detailgetreu und sachgemäß aufgeführt werden.
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