Fazilität ist ein Anglizismus, der im deutschen Kreditwesen verwendet wird und seien Ursprung bei den sogenannten Facility-Credits hat, die von dem IWF seit den 50er Jahren vergeben werden. Bis heute wird der Begriff – wenn auch in seiner deutschen Form – häufig verwendet. Während die deutsche Bezeichnung allgemein bekannt ist, können die meisten Menschen mit dem Anglizismus Fazilität nicht viel anfangen.
Inhalt
Fazilität – was ist das?
Bei der Fazilität handelt es sich um einen Kreditrahmen oder um eine Zusage für einen Kredit. Dabei ist es unerheblich, ob der Kredit ganz oder teilweise ausgenutzt wurde. Der Begriff wird vor allem für Transaktionen zwischen Banken verwendet. Außerhalb des Bankwesens bzw. bei Kunden, bei denen es sich nicht selbst um Finanzinstitute handelt, wird stattdessen der Begriff Kreditrahmen oder Kreditlinie verwendet. So ist das zum Beispiel auch bei Kontokorrentkonten oder bei Kreditkarten der Fall. Der Kreditrahmen bzw. die Kreditlinie ist etwas, dem wir in unserem Alltag sehr häufig begegnen. Viele Menschen nutzen eine Kreditlinie und damit eine Fazilität in einer gewissen Art und Weise, auch wenn Sie nicht direkt über ein klassisches Darlehen verfügen.
Wie funktioniert die Fazilität?
Im klassischen Bankwesen sieht die Fazilität in der Regel wie folgt aus: Die Bank vergibt eine Kreditlinie an einen Kunden. Das kann etwa ein Unternehmen sein, welches diesen Kreditrahmen für Überziehungen und Investitionen nutzen kann, aber auch der Kreditrahmen für eine Kreditkarte oder der Dispo eines Kontokorrentkontos fallen darunter. Zudem findet man häufig auch Kreditlinien außerhalb der Banken. So geben etwa Handy- und Internet-Provider eine Kreditlinie vor, bis zu dessen Betrag man Telefon- und Internetkosten anfallen lassen kann und bei dem Einkauf im Internet entscheidet die Kreditlinie darüber bis zu welchem Betrag man als Kunde Waren per Lastschrift oder auf Rechnung kaufen kann, bevor die Zahlung mit einer anderen Zahlungsmethode – die in der Regel sofort den Betrag abbucht – notwendig wird.
Bei der Fazilität handelt es sich nicht um einen Kredit, der sofort ausgezahlt wird oder voll ausgenutzt werden muss. Es handelt sich vielmehr um eine Zusage der Bank, das Kapital bei Bedarf zur Verfügung zu stellen. Um auf das oben genannte Beispiel zurück zu kommen bedeutet das etwa, dass ein Unternehmen über eine Kreditlinie von einer Million Euro verfügen kann. Diese wird generell eingeräumt und kann genutzt werden. Ob das Unternehmen von diesem Kreditrahmen jedoch Gebrauch macht oder nicht bzw. wann es das tut, ist ihm selbst überlassen. So kann es etwa sein, dass in einem guten Monat die Fazilität gar nicht in Anspruch genommen wird, während sie in einem schlechten Monat oder bei einer größeren Anschaffung komplett ausgereizt wird.
Diese Dinge sollte man wissen
Bei der Fazilität handelt es sich nicht um einen klassischen Laufzeitkredit. Der Kreditnehmer bekommt in der Regel kein Geld ausgezahlt und muss dieses auch nicht sofort nutzen. Es handelt sich vielmehr um eine Kreditlinie. Diese kann bei Bedarf genutzt werden. Wie, wann und in welchem Umfang ist dem Kreditgeber überlassen. Eine Kreditlinie oder Fazilität besteht zudem dauerhaft. Das bedeutet, sie existiert solange, bis sie von einem der beiden Vertragspartner gekündigt wird. Hat man etwa einen Kreditrahmen von 50.000 Euro, dann kann man diesen voll ausnutzen. Mit den Einnahmen wird der Kredit dann wieder ausgeglichen und kann dann wieder beliebig oft neu verwendet werden.
Wichtig ist es aber zu wissen, dass die Banken an der Fazilität Geld verdienen möchten. Die Kreditlinie ist also nicht umsonst. Für die Nutzung des Kreditrahmens werden monatlich Zinsen fällig, die einen prozentualen Anteil der Kreditsumme betragen. Solange, bis der Kreditrahmen vollständig wieder hergestellt wurde. Für die Fazilität werden zwar Zinsen fällig, die Rückzahlung erfolgt jedoch nicht in Raten oder als Einmalzahlung. Es handelt sich um einen Dauerkredit, der mit den Einnahmen wieder ausgeglichen und dann wieder neu verwendet werden kann. Das bedeutet es handelt sich um zusätzliches Kapital, das dauerhaft verfügbar ist. Solang wie der Kreditrahmen ganz oder teilweise in Anspruch genommen wird, werden auch Zinsen fällig. Änderungen und Kündigungen der Fazilität sind möglich. Die Bank kann den Kreditrahmen kündigen aber auch verändern, indem sie etwa den Kreditrahmen erhöht oder verringert. Der Kunde kann die Kreditlinie kündigen oder eine Änderung des Kreditrahmens – sowohl nach oben als auch nach unten – beantragen.
Die Vorteile der Fazilität
Die Fazilität hat den Vorteil, dass sie dem Kreditnehmer ein zusätzliches Kapital bietet, welches dauerhaft verfügbar ist. Benötigt man also plötzlich zusätzliches Geld, kann dieser Kapitalbedarf über die Fazilität gedeckt werden. Es handelt sich also quasi um eine Überziehungs- oder Dispo-Kredit, auch wenn die Kreditlinie auch in anderen Bereichen bzw. für andere Zwecke verwendet werden kann. Der Kreditnehmer wird so finanziell flexibler, unabhängiger und ist besser in der Lage auf unerwartete finanzielle Situationen zu reagieren.
Die ständigen Fazilitäten
Die Einlagefazilität ist eine der ständigen Fazilitäten. Das bedeutet, dass der Geschäftspartner einer Bank bei der Bank seine Einlagen bis zum Beginn des Geschäftstages anlegen. Dazu bietet sich der Satz der Einlagenfazilität an. Eine Beantragung kann immer zu den Geschäftszeiten verlangt werden und wird meist über den speziellen Kommunikationskanal der Bank durchgeführt. Im Idealfall wird die Beantragung immer per Fax durchgeführt, falls es zu einer technischen Störung des Target2 Kanals kommen sollte. Die Einlage muss mit den Zinsen zum folgenden Geschäftstag bezahlt werden. Dazu steht das Konto zur Verfügung, auf dem die Einlage gebucht war. Dorthin muss das Geld überwiesen werden und das bis zum Beginn des folgenden Tages der Bank.
Die Spitzenrefinanzierungsfazilitäten gehören ebenfalls zu den ständigen Fazilitäten und sind auch als Übernachtkredit bekannt. Eine Bank ermöglicht seinen guten Kunden einen sogenannten Übernachtkredit, der bis zum nächsten Geschäftstag zum Spitzenrefinanzierungssatz angeboten wird. Ein solch spezieller Kredit kann nur über die Kommunikationskanäle der Bank beantragt werden und nur bis zum festgesetzten Zeitpunkt. Sollte eine technische Störung vorhanden sein, dann soll die Beantragung per Fax erfolgen. Dazu gibt es einen speziellen Vordruck, der bei jeder Bank zu bekommen ist. Ein Vordruck ist nicht notwendig, denn eine Kontoüberziehung am Ende des Geschäftstages vorhanden ist und der Geschäftspartner über Nacht einen Kredit in Anspruch nimmt, der in der Höhe der Kontoüberziehung liegt. Die Spitzenrefinanzierungsfazilität muss bis zum kommenden Geschäftstag mit Zinsen zurückgezahlt werden.
Der Zinssatz bei der Einlagenfazilität
Die Geschäftsbanken müssen sich immer an den Leitzins orientieren, den die Europäische Zentralbank bestimmt. Der Leitzins spielt auch für die Fazilitäten eine bedeutende Rolle. Die Geschäftsbanken legen in der heutigen Zeit über Überschüssen bei anderen Banken ab, welche die Überschüsse dann aufbewahren. Allerdings nur, wenn der Leitzins also der Zinssatz nicht zu hoch ist. Ist der Zinssatz zu hoch, dann kommen die Banken nicht miteinander ins Geschäft. Dadurch, dass die Zinsen für die Einlagenfazilität am Geldmarkt zur Untergrenze des Tagesgeldsatzes gehören orientieren sich die Banken immer an dem Leitzins der Europäischen Zentralbank.
Die Fazilität als geldpolitisches Instrument
Mit der Fazilität hat die Europäische Zentralbank ein besonders großes Instrument der Macht in den Händen. Mit Hilfe des Leitzinses kann die EZB die Banken in eine Richtung lenken, die von der EZB bestimmt wird. Ein gutes Beispiel wurde im Jahr 2017 deutlich. In diesem Jahr lag der Leitzins bei -0,4%. Die Geschäftsbanken mussten sogenannte Strafzinsen bezahlen, wenn sie ihr Kapital in der Nacht bei einer anderen Bank aufbewahren ließen. Mit einem Negativzinssatz verfolgt die EZB einen bestimmten Kurs. Die Banken sollten die Kreditvergabe deutlich erhöhen, damit das Geld investiert werden kann und somit in den Umlauf kommt. Somit wurde es für die Banken zu einem schlechten Omen, dass die Überschüsse untergebracht werden mussten. Sie boten ihren Kunden Kredite zu sehr günstigen Konditionen an, die auch bei -0,4% lagen.
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