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Was bedeutet Klumpenrisiko?
Bei einem sogenannten „Klumpenrisiko“ handelt es sich um einen Begriff aus dem Bankwesen. Mit der Bezeichnung wird die Häufigkeit von Ausfallrisiken, welche die Risikotragfähigkeit von Bankinstituten erreichen oder sogar übersteigen, angegeben. Das Klumpenrisiko kann dabei für gleiche oder ähnliche Korrelationswerte von Branchen, Kreditnehmern und Regionen gelten.
Ein hohes Klumpenrisiko entsteht für eine Bank meist dann, wenn ein Großkredit vergeben wird, welcher die individuelle Grenze des haftenden Eigenkapitals übersteigt.
Ziel in der Bankenbranche ist es stets, das Klumpenrisiko möglichst gering zu halten. Um dies zu erreichen, wurden Grenzen im Kreditwesengesetz (KWG) festgelegt. So darf ein Bankinstitut zum Beispiel einen sehr hohen Kredit nur zu der Höhe von maximal 25 % des haftenden Eigenkapitals an einen potenziellen Kreditkunden vergeben.
Gemäß Paragraf 13 KWG müssen Banken zudem gegenüber der Bundesbank anzeigen, wenn der zu vergebende Kredit 10 % des haftenden Eigenkapitals beträgt oder diesen Grenzwert übersteigt. Die Solvabilitätsverordnung (SolvV) ist ein weiteres Instrument, um das Klumpenrisiko zu minimieren. Hier wird mit Kontigentierungen der Kreditvergabe gearbeitet.
Korrelation
Das Klumpenrisiko ist nie das Resultat einzelner Risiken. Vielmehr handelt es sich bei dem Klumpenrisiko um ein spezifisches Zusammenspiel der Einzelkredite miteinander.
Das genaue Risiko der Wechselwirkungen wird anhand von Korrelationen statistisch errechnet. Ausfallkorrelationen werden immer mithilfe der realen wirtschaftlichen Gegebenheiten bestimmt. In diesem Zusammenhang wird zwischen den Ausfallraten von einem oder mehreren Krediten eine lineare Verbindung erstellt. Im Falle einer positiven Korrelation weichen die Ausfallraten der Kreditkunden identisch zu dem von diesen erwarteten Wert ab. Im Falle einer negativen Korrelation verlaufen die Ausfallraten in die andere Richtung. Bei positven Korrelationen erhöht sich das Klumpenrisiko, bei negativen Korrelationen wird dieses minimiert.
Die Ausfallwahrscheinlichkeiten
Innerhalb eines kurzen Zeitraums können mehrere Kreditnehmer bei einer Bank ausfallen. Hierfür kann es zwei bankbetriebliche Gründe geben: Zum einen kann das allgemeine und systematische Kreditrisiko als Wertveränderung und somit als Ausfallgrund vorliegen. Dies resultiert zumeist aus veränderten konjunkturellen Bedingungen, wie zum Beispiel einem veränderten Zinsniveau, einer hohen Arbeitslosigkeit, einer Absatzkrise oder einer Rezession.
Zum anderen kann als Ausfallgrund das unsystematische (idiosynkratisches oder spezielles) Kreditrisiko bei einzelnen Kreditnehmern vorliegen. Bonitätsbedingte Veränderungen sind hier ursächlich.
Im Gegensatz zum unsystematischen Aufallrisiko gilt das systematische Ausfallrisiko auch bei einer strategisch optimalen Diversifikation als nicht komplett auszuschließen.
Bankwesen
Bei einer Risikostreuung wird immer zwischen der Konzentration in Kredite an einzelne Kreditkunden und der ungleichmäßigen Verteilung über Wirtschaftszweige und geografische Regionen hinweg unterschieden. Auch konzentrierte Forderungen und Verbindlichkeiten gelten als Risiko für die durch Geschäftsbeziehungen miteinander verbundenen Unternehmen. Auf Grund der Beteiligung mehrerer Parteien / Organisationen kann es zur Gefahr eines „Ansteckungseffekts“ bei Ausfall eines einzelnen Kreditnehmers kommen.
Die Adresskonzentration
Eine Adresskonzentration ist dann gegeben, wenn das gesamte Kreditvolumen eines Bankinstituts durch eine einseitige Verteilung auf wenige Kreditnehmer gekennzeichnet ist. In der Folge ist die Granularität verhältnismäßig gering und das Aufallrisiko steigt enorm an.
Fremdwährungen
Die Bündelung bei Krediten aus dem Bereich Fremdwährungen (im Falle einer Konzentration auf wenige Währungen) erhöht das Valutarisiko der Bank. Dies kann sich bei der Zahlung der Kreditzinsen und der Rückzahlung des Kredits negativ auswirken.
Ratingklassen
Ratingverschlechterungen führen immer zu einem erhöhten Kreditrisiko. Kommt es zu einer Zunahme von Krediten auf einer bestimmten Ratingstufe, so erhöht sich gleichzeitig das Kredirisiko. Eine schlechte Konjunktur kann diesen Effekt weiter verstärken.
Betroffene Branchen
Von einem sektoralen Konzentrationsrisiko ist immer dann die Rede, wenn das Kreditrisiko in einem bestimmten Wirtschaftszweig im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen überproportional hoch ist. Um ein möglichst geringes sektorales Konzentrationsrisiko zu erzielen, ist es sinnvoll, viele Kredite in unterschiedliche Branchen und ungebündelt in einer Branche zu vergeben. Der Anteil eines Kredits am gesamten Kreditvolumen ist dabei immer gering.
Das Klumpenrisiko im Alltag
Im Alltag sind Kreditnehmer immer dann einem Klumpenrisiko ausgesetzt, wenn sich deren Vermögen zu einem hohen Anteil aus einem Vermögenswert und nicht aus mehreren Vermögenswerten zusammensetzt. Der Grund hierfür ist, dass es zu einem enormen finanziellen Verlust kommt, wenn der eine Vermögenswert an Wert verliert, da dieser nicht durch andere Vermögenswerte ausgeglichen werden kann.
Ein klassisches Beispiel für einen Vermögenswert, der einem hohen Klumpenrisiko ausgesetzt ist, ist eine Liegenschaft. Die Liegenschaft wird immer dann zu einem großen Risiko, wenn es sich hierbei um den einzigen Vermögenswert des Besitzers handelt, die Darlehenszinsen niedrig sind und die Immobilienpreise ansteigen. Die eingeschränkte finanzielle Flexibilität kann rasch zu Liquiditätsproblemen führen. Dies insbesondere deshalb, weil die Immobilie keine Erträge erzielt und stattdessen das Kapital nur bindet.
Vermeidung eines Klumpenrisikos
Um ein mögliches Klumpenrisiko zu vermeiden raten Finanzexperten dazu, mit einer gezielten Risikostreuung oder Diversifikation entgegenzuwirken. Eine Risikostreuung kann durch eine Verteilung des Gesamtbetrags auf unterschiedliche Betragshöhen, Arten, Laufzeiten und Schuldner erfolgen. Aus diesem Grund dürfen Investmentfirmen und Kapitalanlegegesellschaften per Gesetz Mittel nur nach dem Gundgedanken der Risikostreuung anlegen. Bei einem Wertschriftendepot kann eine Umschichtung und eine breite Diversität dazu führen, dass das Verlustrisiko des kompletten Depots minimiert wird.
Bei einer Liegenschaft wäre der gewinnbringende Verkauf der Immobilie die empfehlenswerteste Lösung, um die Wohnkosten zu senken. Der Erlös aus dem Immobilienverkauf kann dann für eine auf Diversifikation ausgelegte Anlagestrategie verwendet werden.
Das Klumpenrisiko im Kontext Versicherung und Vermögensverwaltung
Der Begriff Klumpenrisiko wird nicht nur im Bankwesen, sondern auch in der Versicherungsbranche und bei Vermögensverwaltungsgeschäften verwendet. Die Referenzgröße ist hier immer das Gesamtvermögen, beziehungsweise die Total Assets (TA). Das Klumpenrisiko im Bereich Vermögensverwaltung ist gesetzlich in Deutschland nicht streng reguliert. In der Schweiz, dem größten Offshore-Verögensverwaltungsmarkt, wurden in den letzten Jahren gesetzlich strenge Regulierungen eingeführt, so dass mit Gesetzesänderungen und strengeren Vorgaben auch in Deutschland mittel- und langfristig gerechnet werden kann. Als Richtwert für ein Klumpenrisiko gilt in der Vermögensverwaltung ein Wert von 10 % TA.
Die Bezeichnung für das Klumpenrisiko lautet hier jedoch „Risikokumul“. Ein erhöhte Risiko liegt immer dann vor, wenn beispielsweise viele Gebäude einer bestimmten Stadt gegen die Schäden, die aus Erdbeben resultieren, versichert sind. Die versicherten Immobilien dürfen deshalb nicht durch diesselben Vorkommnisse (zum Beispiel Naturkatastrophen) bedroht werden. Wenn mehrere Ereignisse zur gleichen Zeit auftreten, ist immer von einem „Kumulschadenrisiko“ bei der Rückversicherung die Rede. Typische Beispiele für solche Ereignisse sind Börsencrashs oder Naturkatastrophen.
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