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Was ist die Kreditnehmerstatistik?
Die Kreditnehmerstatistik ist eine gesetzliche Auflage, die von der Bundesbank gemäß § 18 BBankG erhoben wird. Die Banken in Deutschland sind dabei dazu verpflichtet, jedes Quartal die entsprechenden berichte über vergebene Kredite an die Bundesbank zu übermitteln. Dabei müssen diese zum Beispiel nach Höhe, Art oder ob es sich um Unternehmenskredite oder Privatkredite handelt, aufgeschlüsselt sein.
Hintergrund der Erhebung besteht darin, dass die genaue Entwicklung des Kreditgeschäftes in Deutschland aufgezeichnet werden soll. Auf diese Weise können zum Beispiel Erhebungen über den Immobilienmarkt vorgenommen werden, die nicht nur aus finanztechnischen Gründen von Bedeutung sind, sondern auch für politische Entscheidungen eine wichtige Bedeutung haben können.
Hintergrund der Kreditnehmerstatistik
Die Kreditnehmerstatistik wird seit den sechziger Jahren erhoben. Mit dem damals im Raum stehenden Aufschwung und der stetigen Zunahme von Kreditaufnahmen, wurde es erforderlich die Verhältnisse genauer zu erforschen. So wurde die Bundesbank von der damaligen Regierung beauftragt, eine Statistik über alle Kreditnehmer in Deutschland zu führen und diese entsprechend des Kreditvolumens und vieler weiterer Faktoren zu klassifizieren, um somit eine vollständige Übersicht über den Kreditmarkt und vor allem über die im Raum stehenden Hypotheken zu erhalten.
Auf diese Weise konnte die Belastung der Grundstücke genau eingeschätzt werden, was zum damaligen Zeitpunkt einen wichtigen Einblick in die bestehenden Verhältnisse und den Schuldenstand gab. Genau aus diesem Grund wird die Statistik auch heute noch geführt, denn so kann auch eine entsprechende Kontrolle der Kreditvergabe erfolgen, wobei auch „Faule Kredite“ einfacher identifiziert werden können.
Erhebung der Daten
Die Daten werden dabei streng anonymisiert übermittelt. Dies bedeutet, dass keiner der Kredite einem bestimmten Unternehmen zugeordnet werden kann. Dies ist bei Privatpersonen umso wichtiger, sodass hier überhaupt keine Daten zur Verfügung stehen, die eine direkte Verbindung mit einem bestimmten Individuum erlauben würden. Dabei sind die Banken dazu verpflichtet, die Kreditstatistiken so zu übermitteln, dass diese sofort ausgewertet werden können, ohne das dabei die Erhebung weiterer Informationen erforderlich ist.
Die Daten werden heute dabei nicht mehr von Menschen gesammelt. Lediglich die Aufarbeitung findet durch solche statt, sodass die eigentliche Arbeit hier von Computern geleistet wird. In dieser Form findet auch die Übermittlung an die Banken statt, sodass diese von deren Systemen automatisch bearbeitet werden können.
Allerdings findet bei der Bundesbank eine weitere Differenzierung der Informationen statt, sodass eine noch genauere Auflistung der Daten möglich ist. Hierdurch kann eine sehr differenzierte Übersicht nach Regionen und Landesteilen erstellt werden, sodass aus diesen Werten deutlich wird, wie sich die Kreditentwicklung in verschiedenen Bereichen vollzieht.
Veröffentlichung der Daten
Die Daten müssen von der Bundesbank entsprechend veröffentlicht werden. In die Kreditnehmerstatistik können somit nicht nur Unternehmen und andere Banken Einblick nehmen, sondern auch Privatpersonen können diese Daten abfragen und sich somit einen Überblick über den Kreditmarkt verschaffen.
Allerdings werden die Daten hauptsächlich von Banken genutzt, die aus den vollständig ausgewerteten Informationen wieder ihre eigenen Statistiken erstellen. Auf Basis dieser Grundlagen können genaue Kalkulationen durchgeführt werden, sodass hier aufgezeigt wird, in welchem Regionen das Kreditgeschäft besondere Bedeutung genießt und wo dieses eher als Nebenfaktor, zu betrachten ist. Dies stellt wiederum die Planungsgrundlage für die weitere Entwicklung des Kreditgeschäftes dar.
Einzigartigkeit
Die deutsche Kreditnehmerstatistik ist im internationalen Vergleich einzigartig, denn in keinem anderen Land werden Banken in dem gleichen Ausmaß dazu verpflichtet, ihre Daten über den Kreditmarkt zur Verfügung zu stellen. Dies sorgt dafür, dass Deutschland einer der am besten abgedeckten und ausgewerteten Länder der Welt ist.
Besonders ausländische Banken investieren daher gerne in diesen Markt, da sich aufgrund der hervorragenden Datensammlung sehr gut Prognosen der Entwicklung treffen lassen, was die Ausgaben recht sicher macht und vor Verlusten schützt. Im internationalen Vergleich sind Bestrebungen, ähnliche Systeme in anderen Ländern einzuführen gescheitert. Dies liegt unter anderem daran, dass Deutschland auf eine entsprechende Infrastruktur in diesem Bereich zurückgreifen kann, die seit dem Anbeginn der Erhebung immer weiter verfeinert wurde.
Entscheidungsgrundlage
Die Kreditnehmerstatistik bildet die Grundlage für viele politische Entscheidungen. Besonders in Bezug auf den Finanzmarkt können entsprechende Werte abgelesen werden, die auch für den Staat als solches entsprechende Investitionen erlauben, die wiederum einen Einfluss auf die Vergabe von Krediten haben können. Besonders Wohnungsbauprojekte, die mit öffentlichen Mitteln gefördert werden, profitieren hier von der genauen Analyse, denn durch diese werden auch private Investoren in Regionen gelockt, in denen die Errichtung dringend benötigter Wohnbauten von erheblicher Bedeutung ist.
Allerdings werden diese Statistiken nur für einen sehr eingeschränkten Bereich der Wirtschaftsanalyse verwendet. Großflächige Entscheidungen werden nur vereinzelt auf diese Weise getroffen, wobei solche immer eher am Etat des Bundes ausrichten, als an der Kreditnehmerstatistik der Bundesbank. Dennoch wurde dieser Statistik international eine große Bedeutung für den Staatshaushalt beigemessen – zeigt diese doch insgesamt die Kaufkraft, die aufgrund von Krediten im Land vorhanden ist.
Interne Nutzung
Die Daten, die bei der Übermittlung der Kreditnehmerstatistik übermittelt werden, sind sehr komplex. So ist es nicht verwunderlich, dass nicht alle Informationen auch in der öffentlichen Version auftauchen, da diese schlichtweg für die Bewertung keine Bedeutung haben. Dies sieht intern aber anders aus, denn die Bundesbank kann anhand der Kreditvergaben in einem gewissen Rahmen auch die Liquidität der jeweiligen Banken prüfen. Die Anzahl abgelehnter Kredite spielt hier eine große Rolle, denn auch der Grund für die Ablehnung muss intern bei der Bundesbank festgehalten werden. Sollten Kreditvergaben also aus dem Grund zurückgegangen sein, dass die Banken auf Grund der Höhe der Summe eine Ablehnung durchgeführt haben, kann dies einen Rückschluss auf die Zahlungsfähigkeit des Institutes geben.
Allerdings wissen Banken um diesen Umstand, sodass die Gründe auch manchmal anders deklariert werden, als dies eigentlich der Fall war. Zudem lassen sich intern aus den jeweiligen Daten ermitteln, wie es um die allgemeine Bonität der Bevölkerung und auch in speziellen Regionen bestellt ist. Auf diese Weise kann eine Schuldenübersicht sehr einfach durchgeführt werden, denn häufige Ablehnungen wegen schlechter Bonität deuten darauf hin, dass in einer bestimmten Region die Verschuldung gestiegen und somit die Kaufkraft allgemein abgenommen hat.
Hierbei handelt es sich allerdings nicht um die reale Kaufkraft, sondern lediglich um den fiktiven Wert, welcher die Kreditkaufkraft aufzeigt. Allerdings kann an dieser abgeschätzt werden, dass aufgrund einer eventuellen Häufung in einem bestimmten Bereich, die wirtschaftlichen Bedingungen sich deutlich verschlechtert haben.
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