Beim Hausbau lohnt sich die Einbringung von Eigenleistungen, denn je mehr Tätigkeiten selbst übernommen werden, desto niedriger fällt der Kredit aus und umso mehr kann man sparen. Allerdings sind bei der sogenannten Muskelhypothek einige gewichtige Vor- und Nachteile zu beachten.
Inhalt
Muskelhypothek
Dank der Einbringung verschiedenster Eigenleistungen ist es beim Hausbau möglich, deutlich zu sparen.
Eigenleistungen beim Hausbau werden auch als „Muskelhypothek“ bezeichnet. Selbst diejenigen, die lediglich wenig Fachwissen mitbringen, können durchaus einige Arbeiten übernehmen, sodass der Bau des Eigenheims günstiger ausfällt. So ist es zum Beispiel für etwas geübte Heimwerker bereits in der Rohbau-Phase möglich, fleißig mit anzupacken. Doch auch wenn es um den Trockenbau geht, sind helfende Hände gefragt: Hier bietet es es sich etwa an, nach Anweisung die benötigten Rigips-Platten zu verlegen und diese zu verspachteln.
Nach Einweisung eines Fachmannes ist es dem Hausbauer auch möglich, Bodenbeläge zu verlegen. Sehr gut lassen sich aber auch Maler- und Tapezierarbeiten erledigen, die in Eigenregie durchgeführt werden. Das gilt ebenfalls für die Anlegung der Terrasse und des Gartens.
Es ist jedoch unbedingt empfehlenswert, beispielsweise Arbeiten an Wasser- und Heizungsrohren sowie Elektroinstallationen von einem Fachmann durchführen zu lassen. Denn vor allem in diesen Bereichen kommt es schnell zu Fehlern, die unter Umständen nicht nur hohe Kosten verursachen, sondern die ebenfalls Risiken und gesundheitliche Gefahren bergen.
Voraussetzungen
Für die Muskelhypothek sollten gewisse Voraussetzungen mitgebracht werden.
Die Einbringung von Eigenleistungen beim Hausbau sollten jedoch gut überdacht werden, denn im Allgemeinen neigt man dazu, diese deutlich zu unterschätzen, was im Nachhinein einige Probleme mit sich bringen kann.
So ist zum Beispiel ein gewisses handwerkliches Geschick vonnöten, damit die diversen Tätigkeiten ordnungsgemäß durchgeführt werden können und keine Mängel entstehen. Hier ist es natürlich auch machbar, Freunde und/oder Verwandte mithelfen zu lassen, die sich mit der jeweiligen Materie gut auskennen.
Eigenleistungen benötigen Zeit. Diese ist in der Regel jedoch nicht im Überfluss vorhanden. So ist es üblicherweise lediglich nach Feierabenden, an den Wochenenden und im Urlaub möglich, diese zu erbringen. Hier sollte jedoch auch daran gedacht werden, dass das Privatleben ebenfalls eine gewisse Zeit beansprucht und vielleicht auch einmal die ein oder andere Krankheit dazwischen kommt und für den Ausfall der eigenen Leistung sorgt.
Was oftmals in Vergessenheit gerät, ist, dass sich der Bauherr selbst und seine Helfer für den Notfall absichern muss. Wurde auf eine dementsprechende Absicherung verzichtet und kommt es hier zu Schäden, sind in der Regel hohe Geldstrafen zu bezahlen.
Haftung im Schadensfall
Für Bauherren ist es unerlässlich, sich selbst sowie etwaige Helfer rechtzeitig für den Schadensfall abzusichern.
Kommt es aufgrund von Eigenleistungen zu Schäden, ist je nach Einzelfall zu klären, wer hierfür aufkommt. Dabei gilt jedoch generell, dass der Gewährleistungsanspruch entfällt, sobald selbst „Hand angelegt“ wird. Somit sit es nicht mehr möglich, bei den Handwerkern auf eine kostenfreie Nachbesserung zu bestehen, wenn die vorhandenen Mängel aufgrund der eigenen Arbeiten zustande gekommen sind.
Allerdings sind Bauunternehmen sowie Architekten dennoch dazu verpflichtet, auch die Eigenleistungen des Bauherren zu überwachen. Wird hier ein Fehler beziehungsweise Mangel entdeckt, ist es deren Pflicht, den Bauherren darauf hinzuweisen. Erfolgt jedoch kein Hinweis, muss der Architekt/das Bauunternehmen hierfür haften; jedoch lediglich für die Verletzungspflicht und nicht für die betreffenden Mängel.
Hat der Bauunternehmer beziehungsweise der Architekt den Bauherren auf Schäden hingewiesen, die aufgrund seiner Arbeiten entstanden sind, dann muss dieser auch dafür haften. Das gilt für selbstverschuldete Sachschäden ebenso, wie für Personenschäden. Aufgrund dessen ist eine dementsprechende Versicherung für Bauherren unerlässlich, denn die Höhe der Schadenskosten erreicht üblicherweise recht schnell einen Betrag, der nicht mehr so einfach von dem eigenen Girokonto bezahlt werden kann.
Vor- und Nachteile
Eine Muskelhypothek bietet verschiedene Vor- und Nachteile, die der Kreditnehmer unbedingt beachten sollte.
Der größte Vorteil einer Muskelhypothek liegt vor allem in der niedrigeren Darlehenssumme. So befindet sich das Eigenkapital, dass im Rahmen von Eigenleistungen erbracht wird, üblicherweise bei etwa 15 Prozent.
Es ist jedoch ratsam, vorab gut zu überlegen, welche Leistungen tatsächlich erbracht werden können. Diese sollten aufgeführt und zusammen mit detaillierten Berechnungen der Bank vorgelegt werden. Umso genauer und plausibler diese ausfallen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Muskelhypothek vonseiten der Bank auch wirklich als Eigenkapital akzeptiert wird.
So ist es mithilfe der Einbringung von Eigenleistungen durchaus möglich, eine niedrigere Kreditsumme zu beantragen, wodurch Zinsen eingespart werden.
Der deutlichste Nachteil einer Muskelhypothek liegt üblicherweise jedoch in der Zeitverzögerung des Bauvorhabens. Denn in der Regel ist der Bauherr selbst nicht in der Lage, derart effizient vorzugehen, wie das bei einem gelernten Handwerker der Fall ist. Zudem können die verschiedenen Eigenleistungen immer nur begrenzt durchgeführt werden, da der Bauherr schließlich einer Vollzeit-Arbeitsstelle nachgeht. Derartige Verzögerungen tragen jedoch oftmals dazu bei, dass eine Doppelbelastung entsteht: es muss für einen längeren Zeitraum Miete sowie gleichzeitig jeden Monat die Raten für das Baudarlehen beglichen werden.
Des Weiteren ist es unter Umständen ebenfalls möglich, dass es aufgrund von nicht fachmännisch ausgeführten Arbeiten zu späteren Schäden kommt und dadurch Probleme mit der Versicherung aufkommen.
Fazit
Durch die Einbringung einer Muskelhypothek ist es durchaus möglich, einiges zu sparen. Bauherren, die das hierfür notwendige, handwerkliche Geschick mitbringen, können der Bank die diversen Tätigkeiten, die selbst ausgeführt werden, inklusive Berechnungen auflisten, sodass die Muskelhypothek unter Umständen als Eigenkapital angerechnet wird.
Allerdings sollte hier auf keinen Fall vergessen werden, das Eigenleistungen lediglich in einem begrenzten Zeitfenster möglich sind, da schließlich auch noch dem Vollzeitjob nachgegangen werden muss.
Des Weiteren sollte die Haftungsfrage nicht außer Acht gelassen werden, denn zumeist haftet der Bauherr für Schäden, die er selbst verursacht, natürlich auch selbst. Diese können jedoch sehr schnell zu einer stattlichen Summe anwachsen, die nicht zu verachten ist. Doch nicht nur sich selbst, sondern ebenfalls etwaige Helfer sollten aus demselben Grund heraus unbedingt gut abgesichert werden.
Arbeiten, die zum Beispiel im Bereich der Wasserleitungen und Elektroinstallationen vorgenommen werden müssen, sollten am besten von einem Fachmann durchgeführt werden, da hier das Verletzungs- und Schadensrisiko sehr hoch ist.
Zudem empfiehlt es sich bei nicht vorhandener Fachkenntnis generell, dass sich der Bauherr von einem jeweiligen Fachmann für einfachere Arbeiten einlernen und die schwierigeren Tätigkeiten den Experten überlässt. Wer sich hier nicht sicher ist, sollte besser auf die Einbringung von Eigenleistungen verzichten, um so etwaigen Schäden und Mängel aufgrund von eigenen Fehlern zu vermeiden.