Volltilgerdarlehen werden üblicherweise im Rahmen einer Immobilienfinanzierung angeboten. Hierbei handelt es sich um ganz besondere Darlehen, die verschiedene Vor- und Nachteile aufweisen.
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Volltilgerdarlehen
Bei dieser Form der Immobilienfinanzierung wird der Kredit während der Laufzeit vollständig beglichen; es ist somit keine Anschlussfinanzierung notwendig.
Wie die Bezeichnung bereits andeutet, handelt es sich bei einem Volltilgerdarlehen um ein Darlehen, dass „voll getilgt“ wird; hier ist somit keine Anschlussfinanzierung, wie das etwa bei einem Annuitätendarlehen gang und gäbe ist, vonnöten.
Bei einem Volltilgerdarlehen wird bei Kreditbeantragung nicht die Höhe des Tilgungssatzes festgelegt, sondern der Darlehenslaufzeit beziehungsweise den Zeitraum, in dem das Darlehen vollständig zurück bezahlt werden muss.
Für den angehenden Kreditnehmer bedeutet dies, dass vorab gut nachgerechnet werden muss, welche Ratenhöhe jeden Monat ohne Weiteres zu stemmen ist. Generell gilt: Umso höher die Tilgung, desto höher fällt natürlich auch die monatliche Rate aus. Oder anders herum: Je niedriger die Tilgung, desto länger ist die Darlehenslaufzeit. Üblicherweise läuft ein derartiger Kredit in etwa zwischen zehn und 15 Jahren. Die Laufzeit „entscheidet“ hier über den Tilgungssatz, der so berechnet wird, dass das Darlehen am Ende vollständig beglichen ist.
Ein besonderes Augenmerk sollte hier aber auch auf dem von der Bank angebotenen Kreditzins liegen. Denn dieser bestimmt, zusammen mit dem Tilgungssatz, nicht nur die Höhe der monatlichen Raten, sondern ebenfalls auch die Geschwindigkeit, mit der das Darlehen getilgt wird.
Auch wenn das Darlehen so schnell wie möglich abbezahlt werden soll, muss dennoch daran gedacht werden, dass nicht die komplette Summe, die jeden Monat frei zur Verfügung steht, für den Kredit verwendet wird. Denn schließlich kann es auch immer einmal zu Notfällen, wie beispielsweise eine unvorhersehbare Reparatur oder Ähnliches kommen, die bezahlt werden muss.
Vorteile
Die Aufnahme eines Volltilgerdarlehen bietet verschiedene Vorteile, die eindeutig für sich sprechen.
Zu den Vorteilen eines solchen Kredits gehört, dass Antragsteller bereits zu Beginn an in der Lage sind, genau auszurechnen, zu welchem Zeitpunkt sie schuldenfrei sind. Ebenso ist genau bekannt, welche Kosten für die Finanzierung insgesamt aufkommen. Des Weiteren erfolgt eine genaue Festlegung der jeweiligen Rückzahlungsmodalitäten sowie der Zinssicherheiten. Auf diese Weise profitiert der Kreditnehmer hier von einer sehr guten Planungsmöglichkeiten. Etwaige Überraschungen sind bei dieser Darlehensform nicht zu erwarten.
Außerdem wird durch die Aufnahme eines Volltilgerdarlehen, wie bereits oben erwähnt, keine Anschlussfinanzierung benötigt. Sobald der Kredit abbezahlt ist, ist der Darlehensnehmer schuldenfrei. Durch diese Vorgehensweise wird bares Geld gespart, denn Anschlussfinanzierungen fallen zumeist kostenintensiver aus, als der ursprüngliche Kredit. So entsteht hier auch insgesamt eine längere Darlehenslaufzeit.
Zu den weiteren Pluspunkten eines derartigen Kredits gehört, dass eine Vielzahl an Banken, aufgrund der schnellen Kreditrückzahlung sowie der hier typischen festen Bindung an die jeweilige Bank, einen Zinsrabatt gewähren, sodass einiges gespart werden kann.
Des Weiteren punktet ein Volltilgerdarlehen mit seinen, im Vergleich zu anderen Kreditarten, recht niedrigen Gesamtkosten. Vor allem in Zeiten einer niedrigen Zinsphase bietet sich die Aufnahme eines solchen Kredits auf ideale Weise an. So kann während der kompletten Darlehenslaufzeit von dem niedrigen Zinssatz profitiert werden und zwar vollständig unabhängig davon, wie sich der tatsächliche Zins auf dem Finanzmarkt entwickelt.
Nachteile
Trotz der diversen Vorteile, müssen vor der Kreditaufnahme ebenfalls die Nachteile des Darlehens berücksichtigt werden.
Der sicherlich größte Nachteil eines Volltilgerdarlehens ist die hohe, monatliche Belastung. Da der Immobilienkredit bereits nach etwa zehn bis 15 Jahren vollständig beglichen sein muss, fallen die monatlichen Raten hier in der Regel sehr hoch aus. Üblicherweise kommt es hier zu einer doppelt hohen Tilgungsraten, wie das etwa bei einem Annuitätendarlehen der Fall ist. Allerdings bezahlen Kreditnehmer eines Annuitätenkredits, eben aufgrund der längeren Laufzeit und der niedrigeren, monatlichen Belastung, auch einen höheren Zinssatz.
Da auch ein Volltilgerdarlehen im Laufe mehrerer Jahre abbezahlt wird, muss hier unbedingt beachtet werden, dass die hohe Monatsrate über die komplette Darlehenslaufzeit bezahlbar bleiben muss. Dabei gilt es auch, etwaige Sonderausgaben mit einzuberechnen. Andernfalls kann es sonst recht schnell geschehen, dass die Rückzahlung des Kredits in Gefahr gerät.
Für wen geeignet?
Volltilgerdarlehen bieten sich in verschiedenen Situationen an.
Ein Volltilgerdarlehen bietet sich vor allem für die Antragsteller an, die ihre Darlehensschuld einerseits sehr schnell begleichen möchten und die andererseits über ein dementsprechend hohes Einkommen verfügen. Oftmals handelt es sich hierbei um Singles oder auch Paare. Herrscht jedoch ein sehr niedriger Zinssatz, dann ist es oftmals auch für die Antragsteller bezahlbar, die bei einem höheren Zinssatz von der Aufnahme eines Volltilgerdarlehen absehen müssten.
Des Weiteren eignet sich ein solches Darlehen ebenfalls sehr gut für angehende Kreditnehmer, die während der kompletten Kreditlaufzeit eine beständige, gleichbleibende Rate wünschen, die bis zur vollständigen Tilgung bezahlt wird. Wer also eine hohe Planungssicherheit bevorzugt, der liegt mit einem Volltilgerdarlehen sicherlich richtig.
Zudem sind Volltilgerdarlehen ebenfalls als Anschlussfinanzierung nutzbar. So ist es beispielsweise einigen Kreditnehmern, aufgrund der hohen monatlichen Raten, nicht möglich, sich von Anfang an für diese besondere Finanzierungsform zu entscheiden. Als Anschlussfinanzierung, also wenn bereits ein guter Anteil der Darlehenssumme an die Bank zurück bezahlt wurde, ist es oftmals jedoch gut möglich, die kleinere Restschuld mithilfe eines Volltilgerdarlehen zu leisten.
Fazit
Zwar sollte generell jede Kreditaufnahme gut überlegt sein, doch für ein Volltilgerdarlehen gilt dies im Besonderen. Der Grund hierfür ist die sehr hohe, monatliche Belastung, die durch die Kreditraten jeden Monat gestemmt werden muss.
Antragsteller, die jedoch eine gute Bonität sowie ein sicheres, festes Einkommen in einer dementsprechenden Höhe besitzen, liegen mit einem Volltilgerdarlehen dagegen sicherlich richtig. Durch die hohen Monatsraten ist es möglich, den Immobilienkredit innerhalb von etwa zehn bis 15 Jahren vollständig zurück zu bezahlen. So ist einerseits eine kostspielige Anschlussfinanzierung nicht notwendig und andererseits ist der Kreditnehmer in der Regel deutlich schneller schuldenfrei als das bei anderen Immobilienfinanzierungen der Fall ist.
Da hier bis zur vollständigen Kreditrückzahlung die Raten festgelegt sind, handelt es sich zudem um ein sehr gut planbares Darlehen, bei dem keinerlei Überraschungen zu erwarten sind.
Sollte es, eben aufgrund der hohen, monatlichen Belastung, nicht möglich sein, bereits zu Beginn der Immobilienfinanzierung ein Volltilgerdarlehen auszuwählen, dann bietet es sich beispielsweise an, zunächst ein Annuitätendarlehen zu nutzen. Als Anschlussfinanzierung kann ein Volltilgerdarlehen eine ebenso gute Wahl sein. Da hier nur noch eine recht kleine Restschuld zu finanzieren ist, hält sich dann auch die monatliche, finanzielle Belastung eher in Grenzen.