Die Banken bieten eine Vielzahl an unterschiedlichen Kreditarten an, darunter auch Abrufkredite. Was sich genau dahinter verbirgt und ob dessen Aufnahme empfehlenswert ist, wird hier geklärt.
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Abrufkredit
Der Abrufkredit ist zwar dem Dispositionskredit ähnlich, jedoch handelt es sich hierbei um eine andere Kreditform.
Abrufkredite sind nicht jedem Kreditnehmer bekannt, obwohl sie zum Beispiel eine hervorragende Alternative zum Dispositionskredit sind. Ebenso wie der Dispo handelt es sich hierbei um einen sogenannten Rahmenkredit.
Wurde von der Bank der Kreditantrag für einen Abrufkredit genehmigt, dann eröffnet dieses das hierfür notwendige Kreditkonto. Auf dieses Konto überweist die Bank dann die jeweils im Vertrag festgehaltene Summe. So ist der Name des Kredits Programm, denn hier stehen die betreffenden Gelder „zum Abruf bereit“. Das bedeutet, dass der Darlehensnehmer jetzt über die Summe verfügen und diese, je nach Wunsch, abheben kann. Ob hier sofort der ganze Betrag auf einmal, jeden Monat eine gleichbleibende Summe oder auch unregelmäßige Abhebungen getätigt werden, bleibt vollkommen dem Darlehensnehmer überlassen.
Wie ebenfalls beim Dispo verhält es sich auch beim Abrufkredit so, dass die Bank lediglich auch die jeweils abgehobenen Beträge Zinse verlangt. Eine weitere Ähnlichkeit zum Dispositionskredit besteht darin, dass auch hier keine feste Vertragslaufzeit existiert. Dementsprechend kann es auch durchaus machbar sein, den Dispo auf Dauer zu nutzen; sollte der Kreditnehmer dies wünschen.
Allerdings besteht hier auch ein deutlicher Unterschied zum Dispo: Bei einem Abrufkredit werden bestimmte Rückzahlungsvereinbarungen getroffen. Während also der Dispo je nach Wunsch vom Darlehensnehmer zurück bezahlt werden kann, muss bei einem Abrufkredit jeden Monat eine gewisse Summe beglichen werden. Hierbei handelt es sich um die sogenannte „Mindesttilgung“, deren Höhe sich nach dem Kreditbetrag richtet. Zumeist verlangen die Banken hier circa ein bis zwei Prozent des Darlehensbetrages. Eine schnellere Rückzahlung ist jedoch erlaubt und zudem empfehlenswert, da so der Kredit schneller getilgt ist und weniger Zinsen anfallen.
Unbedingt beachtet werden sollte jedoch, dass die Banken bei einem Abrufkredit zumeist Summen über 2.500 Euro vergeben; ein niedrigerer Betrag ist selten. Wer jedoch eine höhere Darlehenssumme benötigt, der liegt mit dem Abrufkredit richtig, denn üblich ist hier normalerweise ein maximaler Kreditbetrag von mehreren Zehntausend Euro.
Allerdings ist es nicht machbar, die Zinsen bei einem Abrufkredit festzuhalten; diese richten sich jeweils nach dem Zinsniveau auf dem Finanzmarkt. Dementsprechend können die Zinsen fallen oder auch höher werden. Bei einigen Banken ist es sogar der Fall, dass sich die Zinsen automatisch nach einer gewissen Darlehenslaufzeit erhöhen.
Achtung: Die Zinsen, die für den Abrufkredit berechnet werden, bucht die Bank von dem jeweiligen Konto ab. Dementsprechend muss der Kreditnehmer somit auch für die Abbuchung der Zinsen wieder Zinsen bezahlen. Zudem kann es, aufgrund dieses Vorgangs, auch geschehen, dass sich die eingeräumte Darlehenssumme verringert, obwohl vom Darlehensnehmer keine Abbuchungen durchgeführt werden.
Wann bietet sich die Aufnahme eines Abrufkredits an?
Ein Abrufkredit ist in unterschiedlichen Situationen eine gute Idee.
Die Aufnahme eines Abrufkredits ist dann eine gute Wahl, wenn die angehenden Darlehensnehmer flexibel bleiben und/oder nicht die hohen Zinsen eines Dispositionskredits begleichen möchten. Zudem muss der Kreditnehmer sich jedoch darüber bewusst sein, dass er hier jeden Monat eine gewisse Rate zu bezahlen hat, was beim Dispo nicht der Fall ist. Aufgrund der niedrigeren Zinsen bietet sich somit zwar die Aufnahme eines Ratenkredits an, allerdings muss der Kreditnehmer in der Lage sein, die monatlichen Raten zu stemmen.
Des Weiteren ist die Aufnahme eines Abrufkredits dann ratsam, wenn eine gewisse Flexibilität gewünscht und gleichzeitig eine höhere Darlehenssumme benötigt wird. Wie bereits oben erwähnt, können hier immerhin bis zu mehreren Zehntausend Euro beantragt werden, sodass es mithilfe eines Abrufkredits durchaus möglich ist, die verschiedensten Vorhaben zu realisieren.
Die Bank setzt bei einem Abrufkredit zwar eine Mindesttilgung an, jedoch vergeben die meisten Kreditinstitute hier auch die Möglichkeit von Sondertilgungen. Kreditnehmer, die also planen, den Kredit schneller zurück zu bezahlen, um die Zinsbelastung geringer zu halten und schneller schuldenfrei zu sein, liegen somit mit einem Abrufkredit sicherlich ebenfalls richtig.
Aber auch Selbständige nehmen oftmals gerne eine solches Darlehen auf. Da hier üblicherweise unregelmäßige Geldeingänge vorhanden sind, kann es durchaus geschehen, dass kurzfristige, finanzielle Engpässe entstehen. Diese können mithilfe des Darlehens aufgefangen werden. Ebenso ist es durch einen Abrufkredit beispielsweise auch möglich, größere Projekte zu finanzieren, bei denen die komplette Darlehenssumme zwar von Beginn an feststeht, die Zahlungen jedoch in Teilen erfolgen und sich somit über mehrere Monate hinziehen. Im Gegensatz zu einem klassischen Ratenkredit, als Beispiel, müssten hierfür von Anfang an für die komplette Darlehenssumme Zinsen bezahlt werden. Bei einem Abrufkredit werden dagegen lediglich für die Beträge Zinsen beglichen, die tatsächlich abgehoben worden sind. So ist oftmals machbar, einiges zu sparen.
Da der Abrufkredit auf Wunsch immer wieder in Anspruch genommen werden kann und für nicht abgehobene Beträge keine Zinsen anfallen, bietet sich diese Darlehensart auch für Kreditnehmer an, die immer einmal wieder ein Darlehen benötigen aber nicht ständig einen neuen Kredit beantragen möchten.
Auf Wunsch ist es jedoch auch machbar, den Abrufkredit zu kündigen. Hierfür muss der Darlehensnehmer jedoch die vollständige Kreditsumme sowie sämtliche, offenstehenden Zinsen begleichen.
Vonseiten der Bank ist allerdings eine außerordentliches Kündigung möglich. Diese erfolgt zum Beispiel dann, wenn sich die Kreditwürdigkeit des Darlehensnehmer deutlich verschlechtert hat oder wenn es sich herausstellt, dass der Kreditnehmer bei der Beantragung des Darlehens falsche Angaben gemacht hat.
Fazit
Abrufkredite bieten eine enorme Flexibilität und zugleich die Möglichkeit, höhere Kreditsummen aufzunehmen. Zudem fällt das Zinsniveau hier oftmals deutlich niedriger aus als etwa bei einem Dispositionskredit. Zwar wird hier von den Banken jeden Monat eine gewisse Mindesttilgung verlangt; diese wird jedoch nach der Darlehenssumme berechnet und hält sich in Grenzen.
So ist der Abrufkredit für viele angehende Darlehensnehmer eine gute Wahl, um die unterschiedlichsten Projekte durchzuführen. Außerdem ist es durchaus möglich, einen einmal eingerichteten Abrufkredit bei Bedarf immer wieder zu nutzen, sodass hiermit keine ständige, neue Darlehensbeantragung notwendig ist.
Aber nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für Selbständige bietet sich die Aufnahme eines Abrufkredits oftmals auf ideale Weise an. So ist es beispielsweise möglich, aufgrund von einer mangelnder Zahlungsmoral der Kunden, etwaige finanzielle Engpässe zu überbrücken.Aber auch Aufträge, die über einen längeren Zeitraum hinweg bearbeitet werden und für die Teilzahlungen anstehen, sind mit einem Abrufkredit finanzierbar. Während hier bei einem herkömmlichen Kredit sofort für die ganze Darlehenssumme Zinsen beglichen werden müssen, bezahlt man hier lediglich für die jeweils abgebuchten Teilzahlungen, sodass das Konto deutlich geschont wird.