Im Kreditwesen existieren verschiedene Arten von Zinssätzen. Gemeinsam haben die vielen verschiedenen Varianten, dass sie generell in Prozent angegeben werden. Dabei ist es, ja nach Situation, durchaus möglich, dass die Zinssätze positiv oder auch negativ ausfallen.
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Positiver und negativer Zinssatz
Über einen positiven Zinssatz freuen sich beispielsweise all diejenigen, die Sparen möchten: Hier wird ganz einfach eine bestimmte Summe angelegt, mit der die Bank während der festgelegten Zeit investieren kann. Hierfür erhält der Sparer einen gewissen Zinssatz.
Anders verhält es sich dagegen, wenn der Zinssatz negativ behaftet ist. In einem solchen Fall wird sich Geld von der Bank geliehen, wofür eine Gebühr, der Zinssatz, zu bezahlen ist.
Dementsprechend erhoffen sich Sparer einen Zinssatz, der so hoch wie möglich ausfällt, während Darlehensnehmer dagegen vielmehr auf niedrige Zinsen setzen. Bei zuletzt genanntem spielt, neben dem effektiven Jahreszinssatz ebenfalls der Nominalzins eine gewichtige Rolle. Der Nominalzins gibt an, wie hoch die Zinsbelastung für die betreffende Kreditsumme ausfällt. Der effektive Jahreszinssatz enthält dagegen alle Kreditkosten.
Zinsarten
Zu den Zinsarten, die hierzulande gang und gäbe sind, zählen folgende Varianten:
Leitzins: Hierbei handelt es sich um den Zinssatz, der von der Europäischen Zentralbank festgelegt wird. Das bedeutet, dass die Zentralbank den jeweiligen Leitzins bezahlt, wenn sie mit den jeweils dazugehörigen Geschäftsbanken die verschiedensten Geschäfte durchführt.
Habenzins: Der Habenzins wird von den Banken an die Sparer ausbezahlt. Allerdings liegt dieser in der Regel unter dem Prozentsatz des Sollzins.
Sollzins: Den Sollzinssatz begleicht der Darlehensnehmer für den von ihm aufgenommenen Kredit an die Bank. Hierbei handelt es sich um eine weitere Bezeichnung für den Nominalzins.
Effektivzins: Ein weiterer Name für den Effektivzins ist effektiver Jahreszinssatz. Hier ist nicht nur der Nominalzinssatz, sondern ebenfalls diverse weitere Kostenfaktoren, wie zum Beispiel Bearbeitungsgebühren, bereits inkludiert.
Überziehungszins: Sobald ein Konto oder auch ein mit der Bank vereinbarter Darlehensrahmen überzogen wird, fallen für den Kontoinhaber Überziehungszinsen an.
Negativzins: Besteht ein Negativzinssatz, dann erhalten Sparer von der Bank keine Zinsen. Hier müssen für die jeweiligen Anlagen Zinsen bezahlt werden. Dies kommt oftmals während einer Niedrigzinsphase vor.
Realzins: Der Realzins zieht von dem bestehenden, reinen Zinssatz die jeweilige Inflationsrate ab.
Zinseszins: Fallen auf eine Anlage oder auch auf einen Kredit Zinsen an, dann werden diese in jedem weiteren Zinsintervall ebenfalls mitverzinst.
Kapitalmarktzins: Sobald es sich um langfristige Kredite handelt, findet üblicherweise der Kapitalmarktzins Verwendung. Dementsprechend ist es beispielsweise möglich, sich nach den Renditen von festverzinsten Wertpapieren zu orientieren.
Geldmarktzins: Dagegen wird bei kurzfristigen Darlehen gemeinhin der Geldmarktzins genutzt. Der jeweilige Zinssatz orientiert sich hier an den momentanen Durchschnittszinsen von verschiedenen Banken innerhalb von Europa.
Zinssatz auf Sachkapital: Hier werden bestimmte Objekte für eine festgelegte Zeit überlassen. Der Zinssatz hierfür ist das zu bezahlende Entgelt. Innerhalb der Immobilienbranche wird der Zinssatz ebenfalls als Mietzins bezeichnet.
Zinssatzhöhe bei einem Kredit
Bei der Vergabe eines Darlehens hängt der Zinssatz von vielen verschiedenen Punkten ab.
Der Zinssatz, der bei einem Kredit vergeben wird, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So spielt hier zunächst einmal der Leitzins, der von der Europäischen Zentralbank festgelegt wird, eine gewichtige Rolle: an dessen Höhe orientiert sich der Kreditzinssatz. Dabei gilt: Ist der Leitzins niedrig, fallen ebenfalls die Kreditzinsen, die von den Banken vergeben werden, niedrig aus.
Daneben wird aber auch die betreffende Kreditart berücksichtigt. So ist es relevant, ob lediglich ein kurzfristiges oder langfristiges Darlehen aufgenommen wird oder ob sich der angehende Darlehensnehmer für einen Dispositionskredit beziehungsweise einen Kontokorrentkredit entscheidet.
Weiterhin ist die Laufzeit des Darlehens ausschlaggebend, für die Höhe des Zinssatzes. Desto länger die Laufzeit ausfällt, umso höher ist das Risiko, dass die Kreditinstitute hier eingehen. So ist es zum Beispiel durchaus möglich, dass sich die finanzielle Situation des Darlehensnehmer während einer langen Kreditlaufzeit verschlechtert. Dementsprechend werden von den Banken bei längeren Darlehenslaufzeiten auch höhere Zinsen vergeben. Entscheidet sich der angehende Kreditnehmer dagegen für eine im Vergleich kürzere Laufzeit, dann kommt es üblicherweise zu einem niedrigeren Zinssatz.
Es Weiteren spielt ebenfalls der Verwendungszweck in Bezug auf den Zinssatz eine gewichtige Rolle. In der Regel ist es so, dass zweckgebundene Kredite mit einem niedrigeren Zinssatz vergeben werden. Der Hintergrund hierfür ist, dass die Banken, eben aufgrund des jeweiligen Verwendungszwecks, von einer höheren Sicherheit profitieren. Typische zweckgebundene Darlehen sind zum Beispiel Immobilienkredite oder auch Autodarlehen. Sollte der Darlehensnehmer irgendwann einmal wider Erwarten nicht mehr dazu in der Lage sein, seinen Kreditverpflichtungen nachzukommen, ist es der Bank möglich auf die betreffende Immobilie beziehungsweise den Wagen zuzugreifen und zu veräußern. Von dem Erlös wird anschließend die bestehende, restliche Kreditschuld getilgt.
Zudem ist die Bonität ein ausschlaggebendes Kriterium: Ist der angehende Darlehensnehmer im Besitz einer guten Bonität, dann erhält er niedrigere Zinsen, als wenn diese eher schlecht ausfällt. Bevor die Banken einen Kredit vergeben, holen die Kreditinstitute immer zunächst eine Auskunft bei der Schufa ein. Fällt diese negativ aus beziehungsweise besitzt der angehende Darlehensnehmer eine schlechte Bonität, dann lehnen die Banken den Kreditwunsch ab.
Allerdings besteht auch in einem solchen Fall in der Regel noch die Möglichkeit, einen Bürgen oder zweiten Kreditnehmer hinzuzuziehen. Wichtig hierbei ist jedoch, dass die jeweilige Person die verschiedenen Voraussetzungen der Banken erfüllt. Dazu gehört neben einer guten Bonität und positiven Schufa-Auskunft beispielsweise ebenfalls ein sicheres, festes Einkommen in einer gewissen Höhe sowie ein deutscher Wohnsitz und ein deutsches Girokonto. Ist das der Fall, steht der gewünschten Darlehensvergabe in der Regel nichts mehr im Wege. Durch den Bürgen beziehungsweise zweiten Kreditnehmer profitiert die Bank von einer höheren Sicherheit, sodass es durchaus sein kann, dass hierdurch ein niedrigerer Zinssatz vergeben wird.
Jedoch muss sich die betreffende Person vollkommen darüber Bewusst sein, welches Risiko besteht. Begleicht der eigentliche Kreditnehmer die anfallenden, monatlichen Darlehensraten, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr, dann besitzt die Bank das Recht, auf den Bürgen/den zweiten Kreditnehmer zuzugehen. Die jeweilige Person muss dann ihrerseits die restliche Kreditschuld begleichen. Der Bürge beziehungsweise zweite Kreditnehmer haftet hier in vollem Umfang. Dementsprechend sollte sich vorab gut überlegt werden, ob man wirklich als zweiter Darlehensnehmer auftreten beziehungsweise eine Bürgschaft aufnehmen möchte. Zudem kann sich dies unter Umständen auch negativ auf das zwischenmenschliche Verhältnis des eigentlichen Darlehensnehmer und des Bürgen/des zweiten Kreditnehmers auswirken. So sind Geldangelegenheiten oftmals der Grund für Streitigkeiten oder Zerwürfnisse. Auch dies sollte am besten rechtzeitig vor der Kreditaufnahme bedacht werden.