Eine Vielzahl an Banken bietet ihren Kunden im Rahmen einer Kreditvergabe die Möglichkeit von Sondertilgungen an. Um was es sich hier genau handelt und was beachtet werden sollte, wird hier erläutert.
Inhalt
Sondertilgung: Definition
Unter einer Sondertilgung wird bei einer Kreditvergabe eine unplanmäßige Zahlung verstanden, die zusätzlich zu den im Kreditvertrag vereinbarten Monatsraten entrichtet werden kann. Ein Sondertilgung ist somit kein „Muss“; derartige Zahlungen können je nach Wunsch des Darlehensnehmer erfolgen. Die Höhe der Sondertilgungen sowie ebenfalls deren Anzahl ist genau im Kontrakt vereinbart.
Hier gilt es zu beachten, dass ein Darlehensnehmer kein Recht auf Sondertilgungen besitzt; die Zahlungen sind lediglich dann möglich, wenn diese im Kreditvertrag vereinbart wurden.
Mithilfe von Sondertilgungen ist es möglich, die Darlehensschuld schneller zu verringern. So ist der Kreditnehmer nicht nur schneller schuldenfrei, sondern es müssen ebenfalls weniger Zinsen beglichen werden.
Darlehensarten
Üblicherweise spielt die Art des Kredits in Bezug auf etwaige Sondertilgungen keine Rolle; unabdingbar ist jedoch, dass eine dementsprechende Klausel im Vertrag integriert wird.
Im Allgemeinen kann vonseiten der Bank bei jeder Darlehensart das Recht auf Sondertilungen im Kreditvertrag verankert werden; sofern beide Vertragspartner sich diesbezüglich einige sind. In der Regel verhält es sich jedoch oftmals so, dass Kreditnehmer bei klassischen Ratenkrediten eher seltener von dem Recht der Sondertilgungen Gebrauch machen. Dagegen werden bei Baufinanzierungen gemeinhin häufiger solche Zahlungen geleistet.
Bei langjährigen Darlehen gilt es hier jedoch, einiges zusätzlich zu beachten. So hat der Gesetzgeber hier ein besonderes Kündigungsrecht eingeräumt, dass alle Kredite betrifft, die über eine Laufzeit von wenigstens zehn Jahren verfügen. Sind die zehn Jahre abgelaufen, dann hat der Darlehensnehmer das Recht, den Kredit unter Berücksichtigung einer Frist von sechs Monaten, zu kündigen. Allerdings muss der Kreditnehmer in diesen Fall die komplette, restliche Darlehensschuld in einem Betrag an das Kreditinstitut zurück begleichen. Diese Zahlung wird ebenfalls als Sondertilgung bezeichnet, da sie außerhalb der monatlich vereinbarten Kreditraten stattfindet. Dies gilt auch dann, wenn es sich hierbei um eine Umschuldung handelt.
Es ist jedoch möglich, dass die Banken bei der einer vorzeitigen Darlehensauflösung einen Vorfälligkeitsentschädigung erheben. Das ist eine spezielle Gebühr, die von den Banken aufgrund der vorzeitigen Tilgung des Darlehens und der damit für die Kreditinstitute einhergehenden Zinsverluste erhoben wird. Dementsprechend sollte hier unbedingt vorab gut nachgerechnet werden, ob sich gegebenenfalls eine Umschuldung, trotz Vorfälligkeitsentschädigung, lohnt.
Was beachten?
Bevor der Kreditvertrag unterschrieben wird, sollte der Darlehensnehmer in Bezug auf Sondertilgungen einiges beachten.
Wenn Sondertilgungen vonseiten des Kreditnehmers gewünscht sind, dann ist es wichtig, dass dies noch vor Abschluss des Vertrags gegenüber der Bank geäußert und im Darlehensvertrag verankert wird. Wenn der Kontrakt erst einmal unterschrieben wurde, ist es in der Regel eher nicht mehr machbar, eine dementsprechende Klausel hinzuzufügen. Allerdings kann es unter Umständen geschehen, dass die Bank, sozusagen als Gegenleistung für das Recht der Einräumung von Sondertilgungen, den Zinssatz anhebt. Jedoch ist das nicht bei jeder Bank der Fall.
Zusammenfassend muss der Darlehensnehmer somit darauf achten, dass sämtliche Details im Kontrakt schriftlich vereinbart werden; etwaige mündliche Zusicherungen vonseiten der Bank sind nicht bindend.
Außerdem sollte für die Möglichkeit von Sondertilgungen keine Gebühren anfallen und auch die jeweiligen Termine, wann eine solche Zahlung möglich ist, sollten im Idealfall frei wählbar sein. Allerdings haben hier einige Banken bestimmte, feststehenden Daten.
Des Weiteren wäre es wünschenswert, wenn in Bezug auf die Höhe der Sondertilgungen keine Höchstgrenze festgelegt wird. Aber auch hier ist es in der Regel eher Praxis, dass die Banken eine bestimmte Maximalsumme festlegen.
Häufigkeit sowie Höhe
Wie bereits oben erwähnt, gehen die meisten Banken dazu über, die Höhe sowie ebenfalls die Häufigkeit der möglichen Sondertilgungen pro Jahr genau zu definieren. So ist es zum Beispiel in vielen Fällen möglich, einmal eine solche Zahlung bis etwa fünf Prozent der betreffenden Darlehenssumme oder bis zu einem bestimmten Betrag vorzeitig zu tilgen. Allerdings ist dies je nach Bank unterschiedlich geregelt.
Oftmals ist es ebenfalls möglich, diesbezüglich mit der Bank zu verhandeln. Jedoch sollte hier ebenfalls im Auge behalten werden, dass dann eventuell der Zinssatz für das Darlehen ansteigt.
Auswirkungen
Bei einer Vielzahl an Krediten handelt es sich um sogenannte Annuitätendarlehen. Bei dieser Kreditart bleibt die monatliche Darlehensrate beständig gleich hoch. So haben Sondertilgungen hierauf keinen Einfluss. Die Höhe der Monatsraten zu ändern ist üblicherweise lediglich durch eine spezielle Anpassung möglich.
Allerdings ändern die Sondertilgungen die Höhe der restlichen Kreditschuld, wodurch sich die Laufzeit des Darlehen verkürzt. Darlehensnehmer, denen es möglich ist, regelmäßige Sondertilgungen zu leisten, profitieren somit davon, dass eine schnellere Schuldenfreiheit gegeben ist und dadurch ebenfalls weniger Zinszahlungen anfallen.
Optionales und festes Sondertilgungsrecht
Die Banken differenzieren gemeinhin zwischen einem optionalen und einem festen Sondertilgungsrecht. In der Praxis ist jedoch zumeist das optionale Sondertilgungsrecht vertreten. Das bedeutet, dass, wie oben erwähnt, es dem Kreditnehmer selbst überlassen bleibt, ob er die Möglichkeit von Sondertilgungen nutzt oder nicht. Diese Möglichkeit bietet sich vor allem dann, wenn eine schwankende, finanzielle Lage vorhanden ist. Ist es zum Beispiel in einem Jahr, aufgrund eines höheren Einkommens, einer Erbschaft oder Ähnlichem, machbar, eine Sondertilgung zu leisten, dann wird diese durchgeführt. Sollte dies im nächsten Jahr nicht möglich sein, dann verzichtet man ganz einfach darauf. Etwaige Konsequenzen vonseiten der Bank sind hier nicht zu befürchten.
Ganz anders sieht das dagegen bei einem festen Sondertilgungsrecht aus. Wurde ein solches im Kreditvertrag verankert, dann ist der Darlehensnehmer dazu verpflichtet, zu dem jeweils vereinbarten Zeitpunkt einen bestimmten Betrag in Form einer Sondertilgung zu begleichen. Hierfür ist in der Regel eine gute Planung erforderlich. Erhält der Kreditnehmer beispielsweise regelmäßig jedes Jahr gewisse Bonuszahlungen, bietet sich ein fest vereinbartes Sondertilgungsrecht an.
Sind Sondertilgungen empfehlenswert?
Im Allgemeinen sind Sondertilgungen eine gute Möglichkeit, um die Kreditschuld vorzeitig zu verringern und so zu einem früheren Zeitpunkt schuldenfrei zu sein. Zudem verringert sich so die Zinslast.
Allerdings muss hier auch immer die eigene, persönliche sowie finanzielle Lage beachtet werden.
Des Weiteren ist es möglich, dass für die Option von Sondertilgungen von den Banken eventuell Gebühren erhoben werden oder das Zinssatz ansteigt. Hier gilt es gut abzuwägen und nachzurechnen, ob sich eine Sondertilgung in solchen Fällen dennoch lohnt.
Wer von einer Sondertilgung absieht, kann das vorhandene Kapital zum Beispiel gewinnbringend in eine Wertanlage anlegen. Eine solche Vorgehensweise ist vor allem dann lohnenswert, wenn hier attraktive Zinsen geboten werden.