Bei der Bodensatztheorie handelt es sich um eine spezielle Theorie, bei denen die gedanklichen Grundlagen für die Fristentransformation bei den Kreditinstituten gebildet werden. Sie gehört zu den klassischen Theorien in Bezug auf die Refinanzierungsrisiken von Kreditinstituten. 1854 wurde von Otto Hübner ein Buch auf den Markt gebracht, da sich mit der Goldenen Bankregel beschäftigte und in der Hübner eine vollständige Fristenkongruenz forderte. Sie sollte dafür sorgen, dass eine komplette Übereinstimmung zwischen den Aktiva und Passiva einer Bilanz möglich ist. In diesem Bezug sind kurzfristige Kredite auch kurzfristige Einlagen und genauso funktioniert es auch bei langfristigen Krediten. Bei den Fristentransformationen handelt es sich um eine Möglichkeit, um die Laufzeiten der einzelnen Finanzinstrumente in Einklang zu bringen. Dabei spielen nicht nur die Schuldner eine Rolle, sondern auch die Gläubiger.
Inhalt
Langfristige Kredite aus kurzfristigen Einlagen
Mit der Bodensatztheorie haben Banken die Möglichkeit bekommen, die kurzfristigen Einlagen als Mittel für langfristige Kredit zu nutzen. Im Grunde besteht zwischen den kurzfristigen Einlagen und dem langfristigen Kredit ein großer Unterschied und das sind die Zinsen. Die Zinsen sind bei kurzfristigen Einlagen deutlich geringer als bei langfristigen Krediten. Somit wird mit Hilfe der Bodentheorie ein lohnendes Geschäft sichtbar. Dabei ist die Bodensatztheorie keine neue Methode, denn schon Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie von Wagner formuliert, der zur Bodentheorie ein Buch geschrieben hat. Die Theorie beruht auf der Erfahrung, dass die Bankkunden die Einlagen nicht immer komplett zu einem frühen Termin abrufen. Sie lasen die Einlagen auf dem Konto und nutzen nur die Gelder, die sie brauchen. An den Gehaltskonten kann man das genau beobachten. Die Besitzer des Gehaltskontos lassen immer einen Restbestand auf dem Konto, um Verpflichtungen decken zu können, die am Ende des Monats oder im kommenden Monat aufkommen. Oder das Geld wird für unvorhergesehene Rechnungen oder ähnliches genommen. Die Gründe sind umfangreich und bei jedem Kontonutzer anders gestreut. Das gleiche Prinzip funktioniert aber auch bei den Spareinlagen. Die Spareinlagen werden mit einem gesetzlichen Kündigungstermin abgeschlossen, aber die meisten Sparer holen das Geld zu diesem Zeitpunkt nicht direkt ab und nutzen es, sondern lassen es auf dem Konto. Diese Gelder, egal ob kündigungsreif oder nicht gekündigt, stellen den Bodensatz dar.
Nach der goldenen Bankregel gibt es Sachen, die nicht möglich sind. Mit der Bodensatztheorie werden diese Dinge aber möglich gemacht. Die Rede ist von der Fristentransformation. Allerdings muss man auch sagen, dass es spekulatives Element ist. Das bedeutet, im Grunde kann der Bodensatz nicht genau festgelegt werden. Eine genaue Vorhersage ist einfach nicht möglich, denn er kann sich verändern und hängt vom Verhalten der Bankkunden ab. Es besteht zwar die Möglichkeit über den Bodensatz eine Prognose durchzuführen, aber das menschliche Verhalten lässt sich gerade in Bezug auf das Geld nicht eindeutig erklären oder nachweisen. Ein Beispiel liefert die aktuelle Zeit.
Seit Beginn der Corona-Krise räumen die Kunden der Banken ihre Konten nahezu leer. Sie nutzen das Geld um Hamsterkäufe zu machen. Geld sparen oder für schlechte Zeiten zurücklegen ist im Moment kaum möglich. Die Angst und die Sorgen um die Gesundheit sind allgegenwärtig. Zudem sind Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit sehr nah beieinander und viele Menschen haben extreme Existenzängste. Gespartes Geld spielt gerade keine Rolle mehr und es wird gekauft und gekauft. Somit ist das Geld nicht mehr bei der Bank und die Bank kann in ernsthafte Liquiditätsengpässe geraten.
Die Ermittlung des Bodensatzes
Die Bodensatztheorie wird genommen, um den Bodensatz zu berechnen. Dabei gibt es keine Formel, mit welcher der Bodensatz errechnet werden kann. Die Ermittlung unterliegt gang allein den Erfahrungswerten. Die Erfahrungswerte werden von den letzten Monaten und Jahren genommen. Es werden die Girokonten der Bankkunden genau beobachtet und kontrolliert. Somit kann man feststellen, wie viel Kapital auf den Konten bleibt, wie viele Kredite verlangt und genutzt werden und und und. Anhand dieser Informationen kann die Bank einen Bodenwert ermitteln, der niemals gleich ist und es gibt auch keine Garantie, dass der Bodensatz auch wirklich so eintreten wird.
Der Bodensatz in der heutigen Zeit
Grundsätzlich wird der Bodensatz aus den Sichteinlagen ermittelt. Die Sichteinlagen entstehen immer dann, wenn eine Einzahlung von Geld stattfindet. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Geld über einen Bankschalter eingezahlt wird oder von einer anderen Bank als Darlehen auf dem Konto gutgeschrieben wird. Im Grunde wird heute eigentlich sehr viel mit Buchgeld gemacht. Buchgeld ist im Grunde kein reales Geld, sondern nur Geld, was auf dem Girokonto zu sehen ist und von dort aus in alle Richtungen überwiesen wird. Das Buchgeld beginnt schon beim Arbeitgeber. Der Arbeitgeber überweist von seinem Konto den Lohn für den Arbeitnehmer auf deren Girokonto. Auf dem Girokonto wird das Buchgeld dann in Form von Zahlen deutlich. Der Arbeitnehmer nutzt Überweisungen, um Miete, Strom und andere Verbindlichkeiten zu bezahlen. Dazu wird das Geld von dem Konto weggebucht und auf das Empfängerkonto gebucht. Es besteht aber auch die Möglichkeit, das Buchgeld bar auszahlen zu lassen. Die Bank muss das Geld auszahlen, wenn der Kunden den Wunsch hat. Das Buchgeld ist also eigentlich die Schuld der Bank gegenüber des Kunden. Die Bank ist verpflichtet auf Kundenwunsch das Buchgeld als gesetzliches Zahlungsmittel auszuzahlen. Allerdings ist heute die Nutzung von gesetzlichen Zahlungsmittel eher selten, denn die meisten Menschen arbeiten mit Überweisungen, Kartenzahlungen usw.. Die heutige Zeit ist also eine ausgezeichnete Möglichkeit, um die Bodensatztheorie deutlich zu machen. Die Banken haben heute einen hohen Bodensatz, denn die meisten Aktionen werden mit Buchgeld durchgeführt und nicht mit den gesetzlichen Zahlungsmitteln.
Die Bank muss aber trotzdem einen Anteil an flüssigen Geldmitteln zur Verfügung haben, um die Kunden im Notfall auszahlen zu können. Das Kreditwesengesetz legt fest, wie hoch die flüssigen Mittel der Bank sein müssen. Mit Hilfe der Bodensatztheorie lässt sich sehr gut erkennen, dass ein Anrechnungssatz von 10% bei den täglichen Verbindlichkeiten vorhanden sein muss. Das bedeutet, dass die Banken nur etwa 10% an flüssigen Mitteln zur Verfügung haben muss und mit dem Rest arbeiten kann. Bei der Berechnung des Bodensatzes werden die Spareinlagen nur mit 10% berechnet. Dabei spielt das Verhalten der Menschen eine Rolle, denn man geht davon aus, dass nur etwa 10% der Spareinlagen am Fälligkeitsdatum abgehoben werden. In der Regel werden die Spareinlagen verlängert oder sogar neu angelegt.
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