Der sogenannte Referenzzinssatz kommt immer im Bankwesen zum Einsatz. Es handelt sich um einen speziellen Zinssatz, der von einer neutralen Stelle für eine Währung und eine feste Laufzeit ermittelt wird und als Bezugs- beziehungsweise Orientierungsgröße dient.
Auf der ganzen Welt unterscheiden ich die Kreditinstitute in erster Linie durch die Höhe der Zinsen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es Zinsen für Geldanlagen oder Kreditzinsen sind. Die Höhe der Zinsen ist von Bank zu Bank unterschiedlich. Es gibt also keinen einheitlichen Zins, der sich auf die Währung und auf die Laufzeit bezieht. Aus dem Grund wurde deutlich, dass gerade bei besonders großen Transaktionen auf einen einheitlichen Zins Wert gelegt werden soll. Das ist gerade bei Anleihen oder Konsortialkrediten sehr wichtig. Somit musste der Referenzzinssatz eine große Aufgabe erfüllen. Er wurde zu einer anerkannten Bezugsgröße, die für Verträge und gesetzliche Gründe eingesetzt wurde.
Der Referenzzinssatz kommt auch im Versicherungswesen zum Einsatz, wobei er in diesem Bereich anders Verwendung findet. Er kommt überwiegend bei der Lebensversicherung zum Einsatz. Hier dient er zur Bestimmung der Zinszusatzreserve und wird über einen Zeitraum von 10 Kalenderjahren festgelegt.
Inhalt
Die Geschichte des Referenzzinssatzes
Der einseitig festgelegte Leitzins war für eine lange Zeit von der nationalen Zentralbank der einzige Referenzzins. Alle Finanztransaktionen werden an diesen Leitzinsen gekoppelt,m die von der Minimum Lending Rate, der Prime rate und dem Lombardsatz festgelegt wurde. In London, einem der größten Finanzplätze auf der Welt kamen schnell Befürchtungen hoch. Die Befürchtungen besagten, dass der einzige Referenzzinssatz dafür sorgen könnte, dass eine Behinderung des Wachstums die Folge sein könnte. Aufgrund dieser Problematik gab es ab 1984 eine Interessenvertretung, die sich mit der Thematik befasste. Etwa zur gleichen Zeit sorgte die deutsche Bankwirtschaft dafür, dass der FIBOR als DM-Referenzzins eingesetzt wurde.
Das Verfahren
Die BBA (British Bankers´Association) entwickelte ab Januar 1986 den Libor und nahm zunächst drei große Währungen dafür, den Yen, den Britschen Pfund und den US-Dollar. Das Ziel war einfach. Diese drei Währungen sollten den Durchschnittszinssatz für eine feste Laufzeit ermitteln. Es wurden mindestens acht Banken, im Höchstfall 16 Banken ausgesucht, die jeden Tag ab 11 Uhr ihre bankinternen Zinssätze auswerteten. Die Zinssätze mussten gemeldet werden und wurden als Interbankenzinsen bezeichnet. Diese Interbankenzinsen waren die Zinssätze, für die Banken Kapital bei anderen Banken leihen konnten. Um einen Wert zu bekommen wurden 25% eliminiert und aus den restlichen Prozent wurde ein Durchschnittswert ermittelt. Durch das genaue Verfahren konnte verhindert werden, dass es Werte gab, die einen starken Einfluss nehmen konnten. Der Durchschnittszinssatz wurde als LIBOR bezeichnet und wird weltweit ab 11.45 Uhr für alle Banken öffentlich zur Verfügung gestellt. Seit Beginn dieses Verfahren sind neue Währungen hinzugekommen und heute sind 10 Währungen enthalten. Die Laufzeiten sind heute gestaffelt und liegen bei 1 Tag, 1 Woche, 1 Monat und 12 Monaten.
Die Arten des Referenzzinssatzes
Neben den Leitzinsen war der LIBOR eine lange Zeit der einzige Referenzzinssatz auf dem Markt. Dann kam der FIBOR hinzu und anschließend folgten weitere Basis- und Referenzzinssätze, die sich mit der Zeit etabliert haben. Den EURIBOR gibt es schon seit Januar 1999. Er ist der anerkannte Zinssatz innerhalb der EWU. Auch außerhalb der EWU kann der Euro als Grundlage genommen werden. Technisch gesehen wird der EUIBOR genauso ermittelt wie der LIBOR auch und anschließend wird er veröffentlicht. Das gleiche Prinzip gilt auch für den EONIA, einem Referenzzinssatz der seit 1999 veröffentlicht wird. Nachdem der LIBOR veröffentlicht und sich in der Welt einen Platz geschaffen hat, haben auch andere Länder Referenzzinssätze auf den Weg gebracht. Heute gibt es verschiedene Referenzzinssätze.
- Die Europäische Zentralbank veröffentlicht auch drei Zinssätze, die als Referenzzinssatz angesehen werden. Dabei handelt es sich um den Zinssatz für das Hauptrefinanzierungsgeschäft, die Einlagenfazilität und die Spitzenrefinanzierungsfazilität. Es gibt auch andere Leitzinsen, die von den internationalen Zentralbanken veröffentlicht werden. Sie können ebenfalls als Referenzzinssatz angesehen werden.
- Für Spareinlagen gibt es den sogenannten Spareckzins, der auch als Referenzzinssatz für Spareinlagen gesehen wird, die eine Kündigungsfrist von drei Monaten haben. Im Rahmen von Mietverträgen dient er als Barkaution und das kann im § 551 Absatz 3 Satz 1 BGB nachgelesen werden. Er dient als gesetzlicher Referenzzinssatz, der als Sicherheit für die Mietkaution zu sehen ist.
Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
§ 551 Begrenzung und Anlage von Mietsicherheiten
…
(3) Der Vermieter hat eine ihm als Sicherheit überlassene Geldsumme bei einem Kreditinstitut zu dem für Spareinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist üblichen Zinssatz anzulegen. Die Vertragsparteien können eine andere Anlageform vereinbaren. In beiden Fällen muss die Anlage vom Vermögen des Vermieters getrennt erfolgen und stehen die Erträge dem Mieter zu. Sie erhöhen die Sicherheit. Bei Wohnraum in einem Studenten- oder Jugendwohnheim besteht für den Vermieter keine Pflicht, die Sicherheitsleistung zu verzinsen.
…
Die Anwendung des Referenzzinssatzes
Bei Transaktionen, die mit variablen Zinsen und Zinsanpassungsklauseln versehen sind, wird der Referenzzinssatz in den Verträgen festgehalten. Bei den Transaktionen handelt es sich meist um
- Kreditverträge
- Geldanlagen
- Zinsswaps
- Zinsderivaten
- Collars
- und viele mehr.
Neben dem Referenzzinssatz kommt auch ein fester Aufschlag, gerade bei Krediten, zum Einsatz. Bei den Geldanlagen handelt es sich um einen sogenannten Abschlag. Er kommt auf den Referenzzinssatz drauf. Die Veränderung des Referenzzinssatzes wirkt sich immer auf die Höhe der Zinsen aus. Aus dem Grund wird der EURIOBOR auch in der Regel für Anleihen genutzt, die kein Zinsänderungsrisiko haben.
Die Wichtigkeit der Referenzzinsätze
Egal, ob Organisationen oder Einzelpersonen, die Referenzzinssätze werden von dem gesamten Wirtschaftssystem verwendet. Die Banken greifen auf die Referenzzinssätze zurück, wenn es um die Kreditvergabe an Unternehmen oder Privatkunden geht. Die Bank kann einer Privatperson oder einem Unternehmen Geld leihen und als Gegenzug einen bestimmten Referenzzinsatz plus 2% verlangen. Das bedeutet, das Unternehmen oder die Privatperson muss nicht nur den aktuellen Referenzzinssatz zahlen, sondern auch zusätzlich 2%. Das bedeutet gleichzeitig, wenn der Referenzzinssatz zu steigen beginnt, dann beginnen auch die Gesamtkosten für einen Kredit zu steigen. Im gleichen Atemzug bedeutet es aber auch, wenn der Referenzzinssatz sinkt, dann sinken auch die Kosten für einen Kredit. Der Referenzzinssatz ist also eine sehr wichtige Bezugsgröße für Banken und Kreditnehmer, die unabhängig, verlässlich und relativ einfach ist.
Die Referenzzinssätze werden auch zur Bewertung von Bilanzpositionen verwendet. Dadurch wird den Rechnungsprüfern die Arbeit erleichtert.
« Zurück zum Wiki Index