Die Zinsstruktur stammt aus der Finanzwelt, in der sie einen Zusammenhang zwischen den Zinssätzen und den Laufzeiten für festverzinsliche Kapitalanlagen, sowie den Kreditfinanzierungen bildet. Dabei leitet sie sich immer von der Laufzeit und dem Kreditrisiko ab. Das Kreditrisiko resultiert immer aus den Kapitalmarktkonditionen. Es spielt keine Rolle, ob es sich um Rendite oder die Effektivverzinsung handelt. Genauso unwichtig ist, ob es um die komplette Laufzeit oder nur um die Restlaufzeit von Krediten oder Anleihen geht. Die Bedeutung der Zinsstruktur ist in allen Fällen immer gleich. Damit die Verbindung zwischen den einzelnen Zinssätzen gut sichbar wird, wird die Zinskurve genutzt, um die Zinsstruktur zu veranschaulichen. In vielen Fällen werden Zinsstruktur und Zinskurve als Synonyme füreinander eingesetzt.
Im Allgemeinen hängen die Zinssätze in der Finanzwelt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die Laufzeit, das Risiko, die steuerliche Behandlung und viele andere Eigenschaften, die sich auf die unterschiedlichen Finanzinstrumente beziehen. Auf den Märkten gibt es verschiedene Zinsstrukturen. Sie unterschieden sich dabei nicht nach der Währung, sondern immer anhand des Basiswertes. Selbst bei diesen gibt es noch Unterschiede, denn sie können durchaus untergliedert sein. Bei Zinswaps zum Beispiel unterscheiden sich auch die Strukturen im Bereich des Referenz-Zinssatzes.
Inhalt
Die Anwendung von Zinsstrukturen
Die Zinsstruktur kommt in erster Linie in der Bewertung zum Einsatz. Dabei wird sie genutzt um den Barwert zu berechnen, aber auch um den Wert von Zinsderivaten oder Zinswaps zu ermitteln. Auch die fest und die variabel verzinslichen Anleihen können so im Wert ermittelt werden. Zudem lassen sich die Preise bei verzinslichen Wertpapieren gegen die Sensivität des Barwertes berechnen, gegenüber der Zinsveränderung. Die Zinskurve kommt ebenfalls zur Anwendung, wenn es um die Berechnung von Szenarioanalysen und impliziten Terminzinssätzen geht. Für die Wirtschaftsforscher hat die Zinsstruktur eine wichtige Rolle, denn sie dient zur Abschätzung der künftigen Entwicklung im Bereich der Wirtschaft und den Finanzmärkten.
Drei Erklärungsmodelle für Zinsstrukturen
Die Höhe des Zinssatzes ist immer abhängig von der Bildungsdauer. Dafür gibt es drei verschiedene Modelle, die eine deutliche Erklärung präsentieren und die nachfolgend erläutert werden. Teilweise ergänzen sich die Zinsstrukturhypothesen und andererseits konkurrieren sich aber auch.
1. Die Erwartungshypothese
Bei der Erwartungshypothese handelt es sich um die Annahme, dass es auf dem Markt eine vollständige Informationseffizienz gibt und um die Annahme, dass es eine vollständige Risikoneutralität für die handelbaren Subjekte gibt. Dann entsteht das folgende Bild:
- Sollten auf dem Markt steigende Zinsen zu erwarten sein, so werden die Anleger investieren und das am kurzen Ende der Zinskurve. Das bedeutet, wenn die Zinsen sehr niedrig sind, werden die Anleger Kapital in die Hand nehmen und sich für den Kauf von Finanzinstrumenten entscheiden. Allerdings schmälert das auch die Rendite bei den Instrumenten mit einer kurzen Laufzeit und somit wird die Zinskurve steigen. Dabei handelt es sich um die normale Zinsstruktur.
- Sollten auf dem Markt eher fallende Zinsen zu erwarten sein, dann passiert folglich genau das Gegenteil. Die Anleger werden ihr Kapital in erster Linie eher langfristig anlegen und dafür nehmen sie meist auch höhere Zinssätze in Kauf. Es entsteht ein Zusammenspiel zwischen dem Angebot und der Nachfrage. So entwickelt sich dann die sogenannte inverse Zinsstruktur. Diese Art der Zinsstruktur kommt meist immer kurz vor den Rezessionen.
Die Hypothesen der Erwartung sind die gedanklichen Grundlagen für die Berechnung der Terminzinssätze. Sie entsprechen den zu erwartenden Kassazinssätzen. Die Erwartungshypothese erklärt also, warum in der Niedrigzinsphase die Zinsstruktur meist steigend ist und warum in der Hochzinsphase die Zinsstruktur eher als invers unterwegs ist.
2. Die Liquiditätspräferenzhypothese
Bei dieser Hypothese kommt es zur Ergänzung mit der Erwartungshypothese. Sie ergänzt den Umstand, dass Anleger und Investoren nicht immer über ihre künftigen Pläne bescheid wissen können. Aus dem Grund legen sie lieber kurzfristig ihr Kapital an. Der Grund ist einfach. Die meisten Anleger haben die Befürchtung, dass die eher langfristig angelegten Mittel nur zu einem deutlich schlechteren Kurs wieder flüssig gemacht werden können. Damit die Investoren animiert werden, in langfristige Anlagen zu investieren, wird ihnen eine sogenannte Liquiditätsprämie gezahlt. Genau diese Prämie erklärt auch, warum es sich um eine steigende Zinsstruktur handelt. Sobald die Erwartungshypothese und die Liquditätspräferenzhypothese kombiniert werden kann es zu Zinsänderungen kommen.
- Bei einer eher schwach ansteigenden Zinsstruktur bekommen die Investoren die Liquiditätsprämie auf langlaufende Investitionen. Somit wird deutlich, dass sich keine Zinsänderung auf dem Markt ergeben wird.
- Bei einer eher stark ansteigenden Zinsstruktur wird erwartet, dass die Zinsen in Zukunft weiter steigen werden. Für die Investitionen mit einer längeren Laufzeit wird mehr als nur die Liquiditätsprämie bezahlt.
Allerdings muss auch klar gesagt werden, dass die Liquiditätspräferenzhypothese die inversen Zinsstrukturen nicht erklären kann.
3. Die Marktsegmentierungshypothesen
Diese Hypothese beruht vor allen Dingen auf der Erfahrung, dass es keinen Anlagenmarkt gibt, der komplett einheitlich ist. Die Marktteilnehmer operieren immer in Segmenten und verlassen diese Segmente in der Regel eher nicht. In jedem einzelnen Segment gibt es also eine Angebots- und Nachfrage-Situation. Es kann also niemals zu einer flachen Zinsstruktur kommen. Außerdem wird immer davon ausgegangen, dass das Marktverhalten der einzelnen Kreditgeber maßgeblich daran beteiligt ist, wie die Marktteilnehmer sich verhalten. In der Regel gibt es einen normalen Zinsstrukturverlauf. Die Hypothese schließt aus, dass die Erwartung und die Entwicklung von Zinsen in Zusammenhang stehen. Aus dem Grund kann die Marktsegmentierungshypothese genau erklären, warum es zu den sogenannten unregelmäßigen Zinsstrukturen kommt. Allerdings gibt es keine Erklärung für den Fall, dass die inversen Zinssätze in der Regel bei eher hohen kurzfristigen Zinssätzen wahrzunehmen sind.
Die verschiedenen Zinsstrukturen
Die Zinskurve bei den Zinsstrukturen kann verschiedene Ausformungen haben:
- Die normale (steigende) Zinskurve
Bei der normalen Zinskurve werden für längere Laufzeiten meist auch hohe Zinsen bezahlt. Das kann darauf deuten, dass der Markt sich in Zukunft verändert und es höhere Zinsen geben kann. Die normale Zinskurve ist die am häufigsten auftretende Form der Zinsstruktur. - Die flache Zinskurve
Bei der flachen Zinskurve kann der Anleger damit rechnen, dass die Bildungsdauer und die Zinsen keinen Zusammenhang haben. Der Markt zahlt eine Risikoprämie und geht somit davon aus, dass die Zinsen in Zukunft fallen werden. - Die fallende (inverse) Zinskurve
Grundsätzlich werden für die langfristigen Anlagen deutlich geringere Zinsen gezahlt als bei Anlagen, die zu den kurzfristigen Instrumenten gehören. Dabei kann dies fallende Zinskurve durch verschiedene Theorien erklärt werden. Nur eine Theorie ist nicht möglich. - Die unregelmäßige Zinskurve
Zudem gibt es die unregelmäßige Zinskurve, die mit zu den häufigsten Zinsstrukturen auf dem Finanzmarkt gehört.