Was vor wenigen Wochen noch undenkbar schien, ist jetzt Realität. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den wirtschaftsliberalen USA steigt der Staat bei den großen Banken ein, was im Ergebnis einer Teilverstaatlichung gleich kommt.Die Regierungen mussten so schnell wie möglich auf den drohenden Zusammenbruch des Finanzmarktes reagieren. Es wurden gigantisch Summen bereit gestellt, die das Schlimmste verhindern helfen sollen. Die Börse quittierte diese Hilfspakete zumindest zeitweise mit steigenden Kursen. Der deutsche Staat stellt sagenhafte fünfhundert Milliarden Euro zur Verfügung, die die Banken vor dem Konkurs retten sollen.
Zwar weiss eigentlich niemand, woher diese riesige Summe auf einmal kommt, aber sie soll jedenfalls zu einem großen Teil für Garantien verwendet werden, die die Einlagen der Kunden schützen soll, falls eine Bank tatsächlich die Flügel strecken muss. Diese Garantie gilt für zwei Jahre und kostet die Banken wenigstens zwei Prozent Gebühren, je nachdem, wie hoch das Risiko eingeschätzt wird, dass das Institut nicht überleben könnte. Wahrscheinlich wird von diesem Geld nicht allzu gebraucht werden, jedenfalls hoffen das sowohl die Banken als auch die Regierung. Ein Teil der Rettungssumme soll dazu dienen, sich an Banken zu beteiligen, ein weiterer deckt Bürgschaftsausfälle ab. Organisiert wird die Hilfe von einem bundeseigenen Fonds, der allerdings als Sondervermögen ausgelagert ist.
Die Banken müssen für ihre Rettung jedoch auch eine Gegenleistung erbringen. So werden die neuen Teilhaber künftig die Geschäfte ihrer Schützlinge prüfen und gegebenenfalls auch in die Unternehmensführung eingreifen. Bei Instituten, bei denen der Staat einspringt, wird er auch ordnungspolitische Ziele durchsetzen und den Banken Auflagen machen. So sollen Banken künftig wieder zu ihrer eigentlichen Aufgabe zurück finden, nämlich kleinen und mittleren Unternehmen Liquidität zu verschaffen. Daher wird mit den überhöhten Managergehältern wohl auch bald Schluss sein.
In den Genuss der Hilfen kommen alle deutschen Banken und deren ausländische Töchter, aber auch wichtige Unternehmen, die im Interesse der Allgemeinheit überleben sollten.