Die Krise ist da, daran kann kein Zweifel mehr bestehen und es gibt auch niemanden mehr, der da ernsthaft widerspricht. Selbst die Politik verschließt nicht mehr die Augen vor dem drohenden Ungemach und redet, ganz im Gegensatz zur sonstigen Praxis, Klartext. Es kommen wohl erst einmal harte Zeiten auf uns zu. Die Erklärungen dafür und die Vorschläge, was jetzt am besten zu tun sei, hageln jedoch für Fremdwörtern, die vermutlich sogar manche von denen, die sie benutzen, nicht richtig verstanden haben.
Eine der großen Bedrohungen, die gerade auf uns zukommen könnten, hört auf den Namen Deflation. Die Deflation ist so zusagen das Gegenstück zur Inflation und soll, so behaupten jedenfalls namhafte Fachleute, für die Wirtschaft noch schlimmer sein als die Geldentwertung. Während man nämlich in einer Inflationsphase immer weniger für sein Geld bekommt, da die Preise überall steigen, verhält es sich bei der Deflation umgekehrt. Man kann mehr einkaufen mit den gleichen Mitteln, da die Preise sinken.
Das hört sich erst einmal alles andere als bedrohlich an; wer hätte nicht gerne sinkende Preise, außerdem müsste die Wirtschaft davon ja profitieren, wenn dadurch der Absatz belebt wird. Allerdings hat eine Deflationsphase Auswirkungen, die alles andere als wünschenswert sind. Dabei spielt es nicht einmal eine große Rolle, ob eine Deflation zuerst bei uns oder in einer anderen großen Industrienation ausbricht. Durch die enge Verzahnung der Weltwirtschaft erreicht sie auf jeden Fall dann auch alle anderen Beteiligten.
Eine Deflation kann man sich an einem praktischen Beispiel verdeutlichen: will man sich beispielsweise ein neues Fahrzeug kaufen, dass aktuell dreißig Tausend Euro kostet und wir befinden uns in einer Deflation, dann wäre es ökonomisch unklug, den Kauf schon jetzt zu tätigen. Da die Preise sinken, wird das gleiche Fahrzeug in Kürze sehr wahrscheinlich wesentlich billiger sein. Grundsätzlich wird es auch bei allen anderen Waren so sein, dass die potentiellen Käufer warten, bis der niedrigste Preis erreicht ist, mit Ausnahme von Gütern des so genannten täglichen Bedarfs natürlich. Der Konsum bricht also nahezu vollständig zusammen.
Ganz dumm steht da, wer während einer Deflation etwas auf Kredit gekauft hat. Der verliert nicht an Wert, aber sehr wohl der Gegenstand, der damit finanziert wurde. So hat man Schulden für etwas gemacht, dass man bald schon für sehr viel weniger Geld hätte kaufen können.
Die Auswirkungen eines solchen Konsumstreiks sind verheerend. Die sinkenden Absatzzahlen führen zu einer sinkenden Produktion und damit zu einer höheren Arbeitslosigkeit. Investitionen bleiben aus, die Kurse sinken, Kredite sind schwer erhältlich. So verstärkt sich dieser Effekt selbst.
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, werden dann die Zentralbanken die Zinsen senken, damit wieder Geld in die Wirtschaft fließt. Das geht natürlich nur bis zu einem bestimmten Punkt, nämlich bis Null Prozent Zinsen. Weiter kann man sie naturgemäß nicht senken. Weiter kann man durch Steuersenkungen und Konjunkturprogramme gegensteuern. Wirklich wirksame Rezepte ohne unerwünschte Nebeneffekte sind allerdings nach wie vor nicht bekannt.