Nach der Notlage in der Corona-Krise benötigt der britische Billigflieger easyJet eine milliardenschwere Kapitalerhöhung. Diese soll von den Anlegern stammen. Die Fluggesellschaft hatte zuvor ein Übernahmeangebot eines Kaufinteressenten abgelehnt. Ursprünglich wollte die ungarische Fluggesellschaft Wizz Air easyJet aufkaufen. Zu dieser Zeit brach die easyJet-Aktie am Kapitalmarkt enorm um bis zu 14 % ein. Seit Jahresbeginn hat easyJet ein Minus von 15 % zu beklagen. Experten sind der Auffassung, dass EasyJet im Grunde diese Kapitalerhöhung nicht bräuchte, diese jedoch sehr gut in ihr Wachstum investieren könnte.
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1,2 Milliarden britische Pfund werden benötigt
Mit der Ausgabe von neuen Aktien möchten easyJet etwa 1,2 Milliarden britische Pfund einsammeln. Dies entspricht in etwa 1,4 Milliarden Euro und somit einem Drittel ihres bisherigen Börsenwertes. Schon jetzt hat sich easyJet für die kommenden Jahre eine Kreditlinie von über 400 Millionen US-Dollar gesichert. Voraussetzung ist aber die angestrebte Kapitalerhöhung.
Unternehmenschef Johan Lundgren teilte in einer Telefonkonferenz mit, dass die Kapitalerhöung für easyJet nunmehr der richtige Schritt sei. Dieses Kapital wird dringend benötigt und soll dem Unternehmen helfen, die bisherigen, finanziellen folgen der Corona-Krise zu bewältigen. Ebenso möchte sich die Fluggesellschaft vor weiteren Rückschlägen bewahren. Die Nettoverschuldung von easyJet hatte sich von Ende März 2020 bis Ende Juni 2021 auf etwa zwei Milliarden britische Pfund verfünffacht.
Übernahme scheiterte zunächst an der Angebotshöhe
Wie zuvor erwähnt, hat es die ungarische Fluggesellschaft Wizz Air versucht, easyJet zu übernehmen. Aktuell ist die Übernahme jedoch an der Höhe des Gebots gescheitert. Hierbei wurde der Wert von easyJet als viel zu niedrig bewertet. Darüber hinaus wollte sich der Bieter die Übernahme vollständig in eigenen Aktien bezahlen lassen. Derzeit ist jedoch bekannt geworden, dass der Bieter versichert habe, keine Übernahmeofferte mehr zu planen.
Den Namen des Bieters wollte das Management zunächst nicht nennen. Jedoch hat die Nachrichtenagentur Bloomberg herausgefunden, dass der zuvor unbenannte Bieter die ungarische Billigfluggesellschaft sei. Sprecher von beiden Airlines haben bisher eine Stellungnahme abgelehnt.
Reisebeschränkungen als Existenzkrise
Wie bei vielen anderen Fluggesellschaften auch, haben die Reisebeschränkungen aufgrund der Corona-Krise easyJet in eine Existenzkrise gebracht. Experten und Branchenvertreter gehen davon aus, dass es noch viele Jahre andauern wird, bis die Nachfrage nach den günstigen Flugtickets das Niveau der Zeit vor der Pandemie erreicht. Falls sich die Lage und auch die Geschäfte von easyJet wieder erholen, möchte nach Aussage von Lundgren das Unternehmen wieder eine führende Rolle im Reisegeschäft einnehmen.
Interessant ist, dass im August 2021 das Flugangebot von easyJet auf den Strecken innerhalb Großbritanniens um 5 % höher ausgefallen sind, als zwei Jahre vor der Pandemie. Auf den Flügen innerhalb der EU kam easyJet auf 81 % vom Vorkrisenniveau. Immerhin wurden hierbei mehr als 80 % der Sitze besetzt.
Momentan läuft das Geschäft nur schrittweise wieder an. Im Argen liegen noch die übrigen Flugstrecken. So rechnet easyJet-Chef Lundgren damit, dass für das laufende vierte Quartal bis Ende September 2021 insgesamt nur mit einem Flugangebot von 57 % des Vorkrisenniveaus erreicht wird. Im letzten Quartal bis Ende Juni seien es dagegen nur 17 % gewesen. Schon jetzt plant die Fluggesellschaft, dass in den Monaten Oktober bis Dezember 2021 im Vergleich zum Jahr 2019 durchschnittlich 60 % der Flüge zusammenkommen.