In den letzten Monaten ist die Inflation hierzulande stark gestiegen. Dies wirkt sich auch auf den Realzins bei den Ratenkrediten aus. Dieser rutscht dann leicht ins Minus. Kreditnehmer können von dieser Entwicklung profitieren. Der Realzins ist eine wichtige ökonomische Kennzahl für Kredite. Dieser ergibt sich, wenn die Inflationsrate vom Nominalzins abgezogen wird. Der Nominalzinssatz ist derjenige Zins, den Kreditnehmer mit ihrer Bank vereinbaren. Dieser wird von der Bank auch für Tages- und Festgeldanlagen festgelegt.
Inhalt
Steigende Zinsen sind aktuell nicht zu erwarten
Im Juli 2021 lag der mittlere Zinssatz für Ratenkredite nach Angaben bekannter Vergleichsportale bei durchschnittlich 2,99 %. Ebenso lag die Inflationsrate im Juli 2021 bei 3,8 %. Danach ergibt sich ein Realzins von minus 0,8 %. Kreditnehmer haben dadurch den Vorteil, dass sie einen Ratenkredit nicht in voller Höhe zurückzahlen müssen. Die bedeutet, dass man aktuell mit einem Kredit sogar einen Gewinn macht.
Der sogenannte Leitzins der Europäischen Zentralbank, kurz EZB, könnte langfristig weiterhin noch auf dem historischen Tief von 0 % bleiben. Grund hierfür ist, dass die Notenbanken sich die langsam erholende Konjunktur nicht ausbremsen lassen möchten. Experten gehen davon aus, dass die Inflation sich noch weiter fortsetzen wird. Andere Ökonomen sehen in den gestiegenen Inflationsraten nur ein vorübergehendes Phänomen.
Mehrwertsteuersenkungen ließen die Inflation steigen
Der Gesetzgeber hat die Mehrwertsteuersätze in der Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 2020 gesenkt, um damit die Wirtschaft aufgrund der Corona-Pandemie anzukurbeln. Hierdurch ist die Inflationsrate angestiegen. Nun gelten wieder die alten Steuersätze, wobei die Verbraucherpreise deutlich höher liegen als im Vorjahr. Dieser Effekt soll Ende 2021 auslaufen. Die Preise sind unter anderem auch durch die pandemiebedingten Produktionsengpässe sowie die gestörten Lieferketten gestiegen. Dagegen ist die Nachfrage insgesamt deutlich angestiegen. Experten gehen davon aus, dass dieser Trend bald wieder rückläufig sein könnte.
Baukredite werden billiger
Mit einer sinkenden Inflationsrate während einer Kreditlaufzeit könnte den Realzins wieder in den positiven Bereich bringen. Insbesondere bei Krediten mit längerer Laufzeit besteht dieses Risiko. Die Bau- und Immobilienkredite sind deutlich niedriger verzinst.
Für eine Hypothek über 10 Jahre lag der Zins-Mittelwert von 40 ausgewählten Geldinstituten bei durchschnittlich 0,77 %. Damit sich ein solches Darlehen für den Kauf oder den Bau einer Immobilie für den Verbraucher nicht mehr lohnt, müsste die Inflationsrate unter diesen Wert sinken. Dagegen gehen die Experten der Europäischen Zentralbank davon aus, dass im Jahr 2022 die Inflation den Wert von 1,5 % erreicht. Somit sind Baukredite nach wie vor überaus günstig.
Sparanlagen lohnen dagegen kaum noch
Die sinkende Inflation hat dafür negative Auswirkungen auf Sparanlagen. Während sich der negative Realzins günstig auf Bau- und Ratenkredite auswirkt, ist diese Entwicklung für Tages- und Festgeldanlagen für den Verbraucher eher nachteilig.
Aktuell ist der durchschnittliche Zinssatz für Sparanlagen mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr auf ein Rekordtief von minus 0,04 % gesunken. Bei einem Vergleich wurde festgestellt, dass bei den Top-3-Banken hierzulande der durchschnittliche Zinssatz bei 0 % liegt. Die besten Angebote erreichen noch maximal 0,5 %.
Aktien und Immobilien als Alternative
Wie bereits erwähnt, muss von den nominalen Zinssätzen noch die Inflationsrate von 3,8 % abgezogen werden. Dadurch erhalten Sie den Realzins. In Deutschland würden für Spareinlagen dies zu einem realen Negativzins von rund 3,3 % führen. Sparer, die kein Geld verlieren möchten, sondern verständlicherweise auf Gewinne aus sind, sollten ggf. in den Aktien- oder Immobilienmarkt investieren. Hier sind bei langen Anlagezeiträumen hohe Rendite zu erwarten. Diese sind wesentlich höher als die steigende Inflationsrate.