Nicht nur hierzulande ist eine deutliche Inflation zu bemerken. In der Türkei ist die Inflationsrate aktuell deutlich über 30 % angestiegen. Damit geht auch ein rasanter Kursverfall der türkischen Lira einher. Dieser dramatische Zustand ist erstmals wieder nach zwei Jahrzehnten festzustellen. Sogar Experten und Analysten wurden von der Stärke dieses Preisanstiegs überrascht. Leider gerät die Inflation in der Türkei nunmehr zunehmend außer Kontrolle. Dabei lag die Rate im Dezember 2021 im Jahresvergleich bei 36,08 %. Mitgeteilt haben dies die Statistiker aus Ankara. Gerechnet hatte das türkische Statistikamt lediglich mit einem Preisanstieg von 27 %.
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Seit dem Sommer hat sich die Rate verdoppelt
Die Inflationsrate in der Türkei hat sich seit dem Sommer 2021 mehr als verdoppelt. Grund hierfür waren die Kosten für die Lebenshaltung sowie die höheren Lebensmittelpreise. So betrug die Teuerungsrate zwischen November auf den Dezember um die 13,6 %. Interessant ist aber auch, dass die Erzeugerpreise im Dezember sogar um knapp unter 80 % im Vergleich zum Vorjahr zulegten. Die Preise, welche die Produzenten für ihre Waren verlangen, werden mit einiger Verzögerung auch auf die Verbraucherpreise sich auswirken.
Türkei kämpft mit hoher Arbeitslosigkeit
Durch die Inflation und den einhergehenden Kursverfall der türkischen Lira wird auch die Einfuhr von Gütern in das Land teurer. Ein weiteres Problem sind die vergleichsweise hohen Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt. Das Land steckt aktuell in einer besonders schwierigen, wirtschaftlichen Lage. Dies schlägt sich auch in einer sehr hohen Arbeitslosigkeit nieder.
Die Lage wird seit Monaten noch durch die türkische Zentralbank verschlimmert. Unter Druck des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan musste diese trotz der hohen Inflation den Leitzins weiter nach unten senken. Normalerweise gehen Notenbanker mit höheren Leitzinsen gegen eine galoppierende Inflation an.
Menschen sind mit den Zuständen unzufrieden
Auch wenn die Verhaftungswelle in der Türkei recht hoch ist, wünschen sich viele Menschen mehr Freiheit. Zwar bleiben viele zu Hause, andere dagegen feiern umso härter. So sind die Underground-Clubs stark besucht. Besonders turbulent geht es im Nachtleben in Gazi zu. Hier werden mittlerweile illegale Hundekämpfe ausgetragen, auf die man wetten kann.
Generell erhebt sich ein Widerstand in Gazi. Dieses Viertel liegt am Stadtrand von Istanbul, wobei hier viele Linke und Kurden wohnen. So sind Straßenschlachten mit der Polizei hier keine Seltenheit. Gazi ist ein Ort für Verfolgte, Ausgeschlossene und leider auch Kriminelle. So wickelt auch die Mafia in diesem Stadtteil ihren Drogenhandel ab.
Die türkische Lira unter Druck
Aktuell ist die türkische Lira am Devisenmarkt unter Druck geraten. Dabei fiel der Kurs im Vergleich zum US-Dollar und zum Euro um jeweils mehr als 2 %. Beispielsweise müssen Investoren für einen Dollar um die 13,45 Lira bezahlen. Für eine weitere Verunsicherung sorgte während dieser Währungskrise der türkische Präsident Erdogan, als er den Finanzminister kurzerhand austauschte. Dieses Amt soll der stellvertretende Finanzminister Nureddin Nebati einnehmen. Der scheidende Finanzminister Lütfi Elvan war nur ein Jahr im Dienst.
Schon zuvor war die türkische Lira in den letzten Tagen aufgrund der Äußerungen Erdogans zu den Zinsen auf Berg- und Talfahrt gegangen. Man darf gespannt sein, wie sich das Land von diesem Schock erholen wird.