Eine hohe Inflation macht sich bei den Verbrauchern in erster Linie durch die höheren Preise bemerkbar. Aktuell steigen die Heiz- und Energiekosten auf einen neuen Höchststand. Aber auch Lebensmittel, Baumaterialien und vieles mehr ist teurer geworden. Dabei ist dies nicht alleine nur auf Lieferengpässe und die Corona-Pandemie zurückzuführen, sondern aktuell durch die Ukraine-Krise. Viele stellen sich verständlicherweise die Frage, wie sich eine hohe Inflation auf laufende und geplante Kredite auswirkt.
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Hohe Inflationsrate von 5,2 Prozent
Momentan liegt die Inflationsrate auf einem Rekordhoch von 5,2 Prozent. Im vergangenen Jahr betrug diese noch 0,5 Prozent. Dies hing mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zusammen. Grund war die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer im zweiten Halbjahr 2020. Eine Inflation bedeutet, dass die Preise für Konsumgüter und Dienstleistungen steigen. Daher erhalten die Verbraucher für das gleiche Geld weniger Waren. Der Geldwert nimmt quasi ab. Bei einer Inflation von 5,2 Prozent sind 100 Euro dann nur noch 94,80 Euro wert.
Für die gestiegene Inflation stehen beispielsweise die gestiegenen CO2-Preise für Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel. Die Gastronomen, Friseure und Hotels waren während der Pandemie stark betroffen und haben nun ihre Preise angepasst. Ebenso ist eine verstärkte Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen hinzugekommen. Diese steigt weiter an, wenn die Zentralbanken hier nicht eingreifen. Insbesondere der Bausektor ist hiervon betroffen. Die Nachfrage nach Baumaterialien ist angestiegen, jedoch kosten diese weitaus mehr. Diese Preisentwicklung wird auch Auswirkungen auf die Kreditzinsen nehmen.
Sind laufende Kredite gefährdet?
Interessant ist, dass das Geld bei einer hohen Inflation an Wert verliert. Ebenfalls werden auch die Kredite entwertet, sodass Kreditnehmer ggf. von einer Inflation profitieren können. Dies ist immer dann der Fall, wenn die Inflationsrate über die Kreditkalkulation hinausgeht. Bei den Banken ist die Inflationsrate ein wichtiges Merkmal bei der Berechnung des Realzinssatzes und der Preisgestaltung von Krediten.
Die meisten Kreditinstitute bieten Zinssätze an, die über der Inflationsrate liegen. Mögliche Inflationssteigerungen werden dabei mit eingerechnet. Da die Inflation momentan aber sehr stark ansteigt, fällt der Realzins für Ratenkredite quasi ins Negative. Dieser wird aus dem vereinbarten mittleren Zinssatz, dem Nominalzins und der aktuellen Inflationsrate berechnet. Bei einem Nominalzinssatz von 3 Prozent und der aktuellen Inflationsrate von 5,2 Prozent ergibt sich ein Realzins von minus 2,09 Prozent. Dies wiederum bedeutet, dass Kreditnemer, die einen laufenden Ratenkredit bedienen, weniger Geld zurückzahlen müssen, als sie erhalten haben. Die Kreditschulden entwerten sich durch die Inflation.
Diese Vorgehensweise ist jedoch nicht bei variablen Zinsen möglich, da diese nur für einen bestimmten Zeitraum festgeschrieben sind. Diese können während der Kreditlaufzeit durch den Kreditgeber jederzeit geändert werden. Dies würde bedeuten, dass bei steigernder Inflation sich auch der Zinssatz mit der steigenden Teuerungsrate erhöht. Bei einem Immobiliendarlehen profitiert man solange, wie man in der Zinsbindungsfrist sich befindet. Nach Ablauf von 10 Jahren kann der Kreditgeber auch hier den Zinssatz an die Inflation anpassen, was dann zu einer Verteuerung führen würde.
Wichtig zu wissen ist, dass Kreditnehmer nur dann von einer steigenden Inflation profitieren, wenn in dieser Zeit das Gehalt oder der Lohn an die Inflation angepasst wird.
Lohnt es sich, jetzt einen Kredit aufzunehmen?
Sämtliche Kreditnehmer mit laufendem Kredit und festem Zinssatz profitieren von einer steigenden Inflation. Anders sieht es bei denjenigen aus, die gerade einen neuen Kredit aufnehmen möchten. Kein Kreditinstitut wird aktuell einen Kredit vergeben, deren Wert wegen der steigenden Inflation künftig sinken würde. Daher sichern sich die Kreditinstitute ab und werden den Zins so anpassen, dass der Zinsertrag durch die Inflationsrate nicht verloren geht.
Dies bedeutet letztlich, dass bei einer steigenden Inflation auch die Kreditzinsen steigen. Dies wirkt sich für Kreditnehmer nachteilig aus. Dabei spielt aber auch die Laufzeit eine wichtige Rolle. Langlaufende Kredite, die jetzt aufgenommen werden, tragen das Risiko, dass die Inflationsrate in absehbarer Zeit wieder sinkt und zu steigenden Realzinsen führen. Kreditnehmer sollten daher in Zeiten steigender Inflation nur Kredite mit kurzer Laufzeit wählen.
Auch Hausbesitzer sind hiervon betroffen
Immobilienbesitzer, welche eine Anschlussfinanzierung suchen, müssen bei steigender Inflation tiefer in die Tasche greifen. Aktuell sind die Zinsen für eine zehnjährige Baufinanzierung um etwa 1 Prozent gestiegen. Für ein Immobiliendarlehen in Höhe von 350.000 € und einer Tilgung von 3 Prozent liegt die Monatsrate derzeit bei 1.167 €. Ohne Inflation liegt der Zinssatz bei 0,7 Prozent, sodass die Rate nur 1.079 € betragen würde. Der Wunsch vom Eigenheim wird daher teurer. Es ist für Hausbesitzer und solche, die es werden wollen, wichtig, eine passende und günstige Finanzierung zu finden. Auch hierbei kann ein umfassender Kreditvergleich helfen.