Leider ist es abzusehen, dass sich aufgrund der momentanen Geldpolitik und der gestiegenen Inflation zukünftig auch die Bauzinsen verändern werden. Viele Experten erwarten in den nächsten Monaten eine Verteuerung der Immobilienkredite. Zuletzt hat sich erstaunlicherweise der Anstieg auf die Haus- und Wohnungspreise wieder verlangsamt. Dennoch wird es nicht mehr ganz so einfach sein, sich günstig seine Wunschimmobilie zu finanzieren. Die Experten gehen von einer Zinssteigerung im kommenden Jahr von 0,25 bis 0,5 Prozent aus. Dies teilte auch Max Herbst als Gründer der Frankfurter FMH-Finanzberatung mit. Ein höherer Anstieg ist momentan jedoch auszuschließen.
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Die gestiegene Inflation macht sich bemerkbar
Ein wichtiger Grund für die Zinswende bei den Immobilienkrediten ist die gestiegene Inflation. Hierbei werden die Zentralbanken unter Druck gesetzt und müssen ihre Geldpolitik straffen. Dies führt verständlicherweise zu einem Anstieg des Zinsniveaus. Für das Jahr 2022 hat die US-Notenbank FED drei Zinserhöhungen signalisiert. Ebenso möchte aber auch die Europäische Zentralbank EZB ihr Corona-Notkaufprogramm für Anleihen zum Ende des März 2022 auslaufen lassen.
Wie von FMH angegeben, liegen die Zinsen für zehnjährige Baufinanzierungen momentan bei etwa 1 Prozent im Jahr. Aus diesem Grund raten Experten Bauherren und Käufern zu möglichst langen Finanzierungen zwischen 15 bis 20 Jahren. Warum sollte man auch nicht die aktuell niedrigen Zinsen für eine lange Zinsbindung verwenden und das Risiko somit eingrenzen. Diejenigen, welche eine Immobilie als Kapitalanlage finanzieren möchten, sollten nach wie vor auf eine zehnjährige Zinsbindung setzen. Diese bleiben somit flexibler. Die Bauzinsen können auch in Zukunft wieder leicht schwanken.
Verbraucher sollten sich nicht verunsichern lassen
Momentan rechnet auch der Münchner Immobilienfinanzierer Interhyp mit steigenden Zinsen. Ausgehend eines Trendbarometers hat die Interhyp monatlich zehn deutsche Banken befragt. Die Mehrheit der dortigen Experten haben angegeben, dass es wohl im Verlauf des neuen Jahres ein steigendes Zinsniveau geben wird. Ebenso erwartet Mirjam Mohr als Interhyp-Vorstandsmitglied wegen der geldpolitischen Schritte der EZB mittelfristig einen Anstieg der Bauzinsen. Er rät Bauherren und Käufern, dass Eigenkapital und Tilgung bestenfalls so gewählt werden, dass die Finanzierung auch bei einem Zinsanstieg noch zu bewältigen ist.
Bereits mehrere Baufinanzierer warnen vor der Gefahr der steigenden Bauzinsen. Häufig ist dabei nicht die Monatsrate einer Finanzierung das Problem, sondern meist die hohen Eigenkapitalanforderungen. Hierzu gehört beispielsweise die Grunderwerbsteuer, der Makler und Notar. Aktuell glaubt niemand daran, dass die Zinsen bei Baufinanzierungen wieder auf den bisherigen Niedrigstand zurückkehren werden. Dies teilte Ditamr Rompf als Vorstandschef des Baufinanzierers Hüttig & Rompf mit. Es wird von dort eine Seitwärtsentwicklung mit leicht steigender Tendenz erwartet.
Finanzierung mit langer Laufzeit empfohlen
Viele Experten raten momentan den Immobilienkäufern zu einer lang laufenden Finanzierung. Ideal sind Zinsbindungsfristen von mindestens 15 Jahren. Nachteilig ist, dass hierbei höhere Sollzinsen verkraftet werden müssen. Die steigenden Zinsen treffen dagegen alle Käufer, wenn die Zinsbindung der Finanzierung ausläuft und die Immobilie noch nicht abbezahlt ist. In diesem Fall können die Zinsen für die Restschuld nach oben klettern.
Bei einem schnellen Zinsanstieg oder einer auf Kante genähten Finanzierung kann es für die Betroffenen dann eng werden. Sollte der Bauzins um 0,2 Prozentpunkte ansteigen, dann würde die Monatsrate bei einer Finanzierung über 400.000 € im Monat um je 67 € steigen. Falls in diesem Fall die Finanzierung scheitert, sollte man das Ganze lieber gleich vergessen, rät Herbst von der FMH-Finanzberatung.
Diejenigen Immobilienkäufer, die schon eine lange Finanzierung haben und jetzt steigende Zinsen befürchten müssen, sollten die Möglichkeit eines Forward-Darlehens nutzen. Gegen eine Gebühr werden die aktuellen Zinsen dann bei einer Anschlussfinanzierung fortgeführt. Auf diese Weise können weitere fünf Jahre mit günstigem Zinsniveau weitergeführt werden.