Wie es aussieht, geht die Ära der günstigen Baufinanzierungen so langsam dem Ende entgegen. Wer in diesen Zeiten ein Haus kaufen oder gar bauen möchte, wird von den seit Jahren steigenden Preisen überrascht sein. Bisher haben dieses viele Käufer und Bauherren noch verkraftet, da die Kreditzinsen recht niedrig waren. Nun ist feststellbar, dass erstmals seit Jahren die Immobilienkredit mit einer zehnjährigen Bindung wieder über die 2-Prozent-Marke geklettert sind. Daher sollten sich all diejenigen mit dem Haus- oder Wohnungskauf oder dem Bau einer eigenen Immobilie beeilen.
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Basiszinssatz ist über 2 % gestiegen
Wie Max Herbst von der Frankfurter Finanzberatung FMH kürzlich mitteilte, ist der Basiszins nach den vorliegenden Daten am 1. April 2022 auf über 2 % gestiegen. Dies ist wahrlich kein Aprilscherz. Leider wird dieser Wert sich noch weiter nach oben bewegen. Herbst teilt hierzu mit, dass wir uns alle mitten in einer Zinswende befinden.
Schon im März 2022 verteuerten sich die zehnjährigen Darlehen um etwa 0,5 Prozentpunkte. Dies teilte Mirjam Mohr als Vorständin beim Kreditvermittler InterHyp mit. Seit Jahresbeginn haben sich die Konditionen daher mehr als verdoppelt und liegen nun auf über 2 %.
Anzumerken ist, dass der derzeitige Krieg Russlands gegen die Ukraine zwar im Fokus der Öffentlichkeit steht, jedoch nicht der Auslöser für die Zinswende ist. Schon im letzten Jahr war ein Preisanstieg bei den Immobilien feststellbar. Mohr erläutert hierzu, dass viele ein Ansteigen der Bauzinsen prognostiziert haben, jedoch niemand damit gerechnet habe, dass dies für den Markt so schnell gehen würde.
Bis zum Jahresende sind 3 % denkbar
Einer der Gründe ist in erster Linie die hohe Inflation. Diese lag am Jahresende 2021 hierzulande schon bei 5,3 %. Dies sei weit über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank, welche 2 % als Obergrenze gesetzt hatte. Anders ausgedrückt bedeutet dies aber auch, dass in dem Fall, dass der Krieg beendet sei, die Preise nach wie vor in der nächsten Zeit steigen werden.
Die InterHyp befragt jeden Monat Finanzexperten und -expertinnen nach deren Prognosen für den weiteren Jahresverlauf. Viele sind sich einig, dass für zehnjährige Darlehen die Zinsen auf 2,5 bis 3 % ansteigen werden.
Zeitdruck für Kreditnehmer steigt
Wegen der hohen Inflation und steigenden Kreditzinsen wird der Zeitdruck für Kreditkunden erhöht. Noch steht nicht fest, wie lange es noch möglich ist, sich günstig Geld zu leihen. Bevor die Europäische Zentralbank auf eine langjährige Politik mit günstigem Geld einschwenkte, lagen die Kreditzinsen jedoch noch höher. Allerdings kosteten seinerzeit die Immobilien auch weniger.
Dennoch wird empfohlen, nicht überstürzt zu handeln. Wer einen günstigen Immobilienkredit sucht, wird durch einen umfangreichen Vergleich immer noch fündig. Es sind jedoch nicht nur neue Immobilien oder Kaufimmobilien von der Zinswende betroffen.
An die Anschlussfinanzierung rechtzeitig denken
Viele bezahlen ihre Immobilie noch ab und benötigen bald eine Anschlussfinanzierung. Daher wird empfohlen, dass sich die Kreditnehmer schon jetzt um eine solche Umschuldung kümmern sollten. Jedoch verlangen viele Banken bei einer vorzeitigen Ablösung eine Vorfälligkeitsentschädigung. Diese kann teuer werden. Ebenso muss eine Bank auch niemanden aus einem laufenden Vertrag herauslassen, wenn es nur um einen günstigeren Zins geht.
Eine Alternative bietet das sogenannte Forward-Darlehen. Dieses greift nach Ablauf der zehnjährigen Zinsbindungsfrist und setzt dann mit besseren Konditionen den Altkredit fort. Das Forward-Darlehen wird mit den aktuellen Zinssätzen abgeschlossen. Leider lässt sich dies die Bank über einen Aufschlag bezahlen. Experten raten, jetzt schon ein Forward-Darlehen abzuschließen. Momentan sind diese von der Zinsentwicklung noch nicht arg betroffen und liegen durchschnittlich bei 0,1 %. Die Zusatzkosten fallen dann nicht so ins Gewicht. Dennoch sollte man auch hier nicht allzu lange warten.