Aktuell befinden wir uns in einer rasant steigenden Inflation. Viele fragen sich, wie sich dies auf den Realzins für Ratenkredite auswirkt. Experten zeigen auf, dass der Realzins dabei durchaus ins Negative gehen kann. Verbraucher können von dieser Entwicklung profitieren. Andererseits hat dies aber auch Auswirkungen auf Sparer. Derzeit ist es nicht ausgeschlossen, dass man für das Geldleihen sogar Geld bekommt. Es handelt sich um eine echte Ausnahmesituation, auf die wir nachfolgend etwas näher eingehen werden.
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Das bedeutet der Realzins
Eine ökonomische Kennziffer stellt der sogenannte Realzins dar, der ansonsten eher selten betrachtet wird. Es handelt sich dabei um eine häufig unterschätzte Größe bei der Zinsberechnung. Dieser lässt sich auf einfache Weise berechnen, indem man vom Nominalzins die Inflationsrate abzieht. Der Nominalzins ist der Zinssatz, den Kreditnehmer mit der kreditgebenden Bank vereinbaren. Er wird von den Banken aber auch für Anlageformen, wie zum Beispiel Tages- und Festgeld benötigt.
Gehen wir von einem Beispiel aus dem letzten Jahr aus, obwohl die Inflationsrate heute bei rund 7,4 % liegt. Im Juli 2021 lag der durchschnittliche Zinssatz für Ratenkredite bei 2,99 %. Bei einer Inflationsrate von 3,8 % ergibt sich daraus ein Realzins von minus 0,8 %. Wird zum Beispiel dieser Kaufkraftverlust der Schulden durch eine Inflation berücksichtigt, müssen die Kreditnehmer letztlich weniger zurückzahlen, als diese von der Bank als Kreditsumme erhalten haben. Mit Schuldenmachen kann man folglich Geld verdienen. Während sich der Zinssatz weiterhin bei niedrigen 2,99 % durchschnittlich befindet, ist die Inflation auf 7,4 % gestiegen. Insoweit macht der Realzins ein Minus von 4,4 %.
Noch gibt es günstige Zinssätze
Momentan überlegt die Europäische Zentralbank den Leitzins anzuheben. Jedoch ist dies noch nicht gänzlich erfolgt, sodass es günstige Kredite nach wie vor von vielen Anbietern gibt. Hier genügt zum Beispiel ein Blick in die Vergleichsportale bzw. Kreditvermittler. Jedoch sind die Ökonomen skeptisch bei der Realzinsberechnung. Wegen der steigenden Inflationsrate kann es sich nur noch um ein zeitlich begrenztes Phänomen handeln.
Probleme bereiten längere Kreditlaufzeiten
Nach wie vor gibt es pandemiebedingte Produktions- und Lieferengpässe. Aber auch die gestiegenen Energiekosten und der damit verbundene Ukraine-Krieg dürfen nicht unterschätzt werden. Viele Kreditnehmer stellen sich daher die Frage, ob es jetzt an der Zeit ist, noch schnell einen Kredit aufzunehmen.
Experten raten, dass vor der Kreditbeantragung auf die Laufzeit geachtet werden sollte. Falls die Inflationsrate wieder sinkt, bedeutet dies, dass der Realzins möglicherweise wieder in den positiven Bereich klettert. In diesem Fall wächst das Risiko bei Krediten mit längerer Laufzeit.
Immobilienkredite werden meist deutlich niedriger verzinst. Der Zinsmittelwert lag im vergangenen Jahr bei etwa 0,77 %. In diesem Fall müsste die Inflationsrate schon deutlich unter diesen Wert fallen, damit sich der Hauskauf oder der Hausbau nicht mehr lohnt. Durchweg sind Immobilienkäufer daher auf der sicheren Seite, auch wenn die Kaufpreise aktuell deutlich angezogen haben.
Sparer gehen leer aus
Leider gibt es negative Realzinsen auch bei vielen Geldanlagen. Hierzu gehören insbesondere die Tages- und Festgeldanlagen. Anstatt Rendite einzufahren, kostet Sparen heute wesentlich mehr. Dies haben auch Analysen der Europäischen Zentralbank ans Licht gebracht. Bei einjährigen Spareinlagen liegt der durchschnittliche Zinssatz bei etwa minus 0,4 %. Bei den Top-Banken liegt der Zinssatz dagegen bei null Prozent. Nur wenige Banken können noch einen Sparzins von 0,5 % versprechen. Insoweit lohnt sich das herkömmliche Sparen so gut wie gar nicht mehr.
Wer dennoch sein Geld anlegen möchte, der sollte dieses entweder in Immobilien oder auf dem Aktienmarkt versuchen. Jedoch ist dies immer mit einem Risiko verbunden.