Eine neue Ära an den Kapitalmärkten bricht an. Viele sind sich über die Folgen für die Anleger noch nicht im Klaren. Christina Lagarde als Chefin der Europäischen Zentralbank hat angedeutet, dass die Zinsen in der Eurozone bald steigen könnten. Doch was bedeutet dies für Anleger und Kreditnehmer? Für wen steigen die Zinsen und für wen brechen dann schwere Zeiten an. Bisher profitieren insbesondere Kreditnehmer noch von sehr niedrigen Kreditzinsen. Es ist somit nicht ausgeschlossen, dass viele für einen Ratenkredit zukünftig mehr bezahlen müssen.
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Zinserhöhung schon im Juli 2022 zu erwarten
Im Euroraum sind die Zeichen für eine Zinswende nicht mehr zu übersehen. Christine Lagarde von der EZB erwartet ein Ende der Netto-Anleihekäufe schon sehr früh im dritten Quartal. Dies teilte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank in einem Blog der Notenbank mit. Dadurch erhält die EZB nunmehr die Möglichkeit, die erste Zinserhebung im Juli 2022 vorzunehmen. Davon sind auch viele Investoren bereits ausgegangen.
Wie Lagarde weiterhin darlegt, könnten die negativen Zinssätze bis zum Ende des dritten Quartals Geschichte sein. Immerhin müssen die Banken derzeit für ihre Einlagen bei der Europäischen Zentralbank 0,5 Prozent an Strafzinsen zahlen.
Anleger hoffen auf bescheidene Anlageerträge
Während sich Kreditnehmer auf höhere Zinsen und somit teure Kredite einstellen müssen, hoffen Anleger endlich wieder einmal auf höhere Sparzinsen. Jedoch stehen Anlegern aktuell schwierige Zeiten entgegen. Vorteilhaft ist, dass es auf Erspartes zwar wieder Zinsen geben wird und auch die meisten Banken auf Strafzinsen für Anlagekapital verzichten werden, jedoch die aktuelle Inflation dabei berücksichtigt werden muss.
Zuletzt liegt die Inflation bei rund 7 Prozent. Die Notenbank möchten die hohe Inflation mit Zinsanhebungen wirkungsvoll bekämpfen. Leider reichen die Maßnahmen nicht aus. Anlageerträge durch höhere Zinsen werden von der jetzigen Inflation sofort wieder aufgefressen.
Darüber hinaus droht der Wirtschaft durch steigende Zinsen eine lange Phase eines schwachen Wachstums. Grund hierfür ist, dass die Anleger an den Finanzmärkten leider nicht mehr mit so hohen Renditen rechnen können, wie es in den vergangenen Jahren der Fall war.
In den Vereinigten Staaten ist die Inflation noch höher
In den Vereinigten Staaten liegt die Inflation aktuell deutlich höher als in der Eurozone. Daher hat die Notenbank Federal Reserve bereits im März 2022 damit begonnen, die Leitzinsen anzuheben. Dies hat besonders negative Auswirkungen auf den Finanzmarkt. So sinkt der US-Leitindex S&P 500 kontinuierlich ins Bodenlose.
Obwohl die FED die Inflationsbekämpfung in den Vordergrund stellt, ist keine Erholung bei Risikoanlagen in Sicht. Dadurch wird der Aktienmarkt stark beeinträchtigt. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass die US-Wirtschaft sowohl die hohe Inflation und auch die Reaktion der Notenbank verkraften muss. Zudem kommt noch das schwächere Wachstum in China hinzu. Bereits zu Beginn der Corona-Krise kam durch die No-Covid-Linie die heimische Wirtschaft in China zum Erliegen. Diese Entwicklung dauert noch an und hat sich zu einem globalen Problem für alle Wirtschaftsbeteiligten entwickelt. Durch eine steigende Inflation werden überall die Produzentenpreise steigen.
Für Deutschland und Europa rechnet man im laufenden Jahr mit vier gravierenden Zinsschritten durch die EZB. Man geht im kommenden Jahr von einem Zinsniveau von 1,4 % aus. Dieser Wert liegt deutlich über den eigenen Schätzungen und ist für eine Wirtschaft am Rande der Stagflation sehr viel. Für die Aktienmärkte in Europa sieht es daher eher schlecht aus.