Bekanntermaßen sind zum 01.07.2022 die Bauzinsen gestiegen. Schon zuvor hat sich eine leichte Zinssteigerung bemerkbar gemacht. Damit wird der Traum von den eigenen vier Wänden teurer. Daher möchten viele Bauherren und auch Wohnungskäufer noch die aktuell günstigen Kreditzinsen nutzen. Experten warnen jedoch vor übereilten Entscheidungen. Interessant ist, dass aktuell bei den Bausparkassen und Baufinanzierungs-Vermittlern die Telefone nicht stillstehen. Seit Beginn des Jahres hat die Nachfrage nach Baukrediten stark zugenommen. Viele Menschen befürchten eine enorme Zinssteigerung. Beispielsweise hat die Landesbausparkasse Bayern in den ersten vier Monaten sogar festgestellt, dass mehr als 70 Prozent an Darlehen zugesagt wurde. Auch die LBS West meldet einen Anstieg von 50 Prozent. Auch die örtlichen Banken melden Zuwachsraten von zweistelliger Höhe.
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Die Nachfrage bei den Vermittlern ist hoch
Viele Finanzierungsvermittler, welche online ihre Baukredite abwickeln, teilen mit, dass die Nachfrage stark zugenommen hat. Interessant ist, dass die Bauzinsen gerade zu Jahresbeginn wieder so stark angestiegen sind, wie es seit 1999 nicht mehr gewesen sei. So haben sich die Kosten für Darlehen mit 10jähriger Zinsbindungsfrist mehr als verdoppelt. Im Dezember 2021 betrugen die Zinsen noch 0,9 Prozent. Aktuell liegen diese bei 2,6 Prozent.
Die Bauzinsen hängen nicht vom Leitzins der Europäischen Zentralbank ab, sondern von der Entwicklung der Bundesanleihen. In den letzten Wochen sind die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen erstmals wieder auf eine Marke von über einem Prozent angestiegen.
Da die US-Notenbank Federal Reserve ihre Zinsen anhebt, wird nun auch die EZB nachlegen. Dies führt dazu, dass die Bauzinsen auch hierüber ansteigen werden. Experten gehen davon aus, dass sich die Bauzinsen auf etwa 3 Prozent einpendeln werden. Natürlich ist hier die aktuelle Inflation dafür verantwortlich. Ein weiterer Stopp der Bauzinsen ist ebenfalls nicht zu erwarten.
Man geht von 400 Euro höhere Monatskosten für einen Baukredit aus
Leider werden die Baukredite durch die vorgenannten Maßnahmen teurer. Dies soll an einem Beispiel deutlich gemacht werden. Für einen Immobilienkredit über 300.000 Euro lag der Zins für eine zehnjährige Zinsbindung zu Jahresbeginn bei einem Prozent. Es wird von einer Tilgung von 3 Prozent ausgegangen. Wenn nun der Zins auf 2,6 Prozent ansteigt, bedeutet dies, dass die ursprüngliche Kreditrate (Zins und Tilgung) von 1.000 auf 1.400 Euro ansteigen würde. Damit kostet ein solches Darlehen monatlich bis zu 400 Euro mehr. Dies macht im Jahr 4.800 Euro aus.
Experten warnen darüber hinaus, nicht vorschnell sich für eine Immobilie zu entscheiden. Natürlich kostet die Zinssteigerung eine Menge Geld. Wer sich jedoch übereilt die falsche Immobilie kauft, der hat letztlich noch mehr Unkosten. Daher sollte man eine sorgfältige Wahl treffen und sich auch von der kreditgebenden Bank nicht unter Druck setzen lassen.
Sparen mit längerer Zinsbindung
Wer sich jetzt für eine passende Immobilie interessiert und diese finanzieren möchte, der sollte sorgfältig die Kreditangebote überprüfen. Experten weisen darauf hin, dass sich die zweite Kommatastelle bei den Bauzinsen täglich ändern kann. Wer ein Angebot von seiner Bank erhält, gilt der Zinssatz jedoch für etwa 5 bis 10 Tage. Innerhalb dieser Zeit müssen alle erforderlichen Unterlagen bei der Bank vorliegen.
Sparen können aktuell diejenigen, die sich für eine mehr als 10jährige Zinsbindung entscheiden. Idealerweise sollte die Zinsbindungsfrist 15 oder mehr Jahre betragen. Einige Banken bieten diese Option an. Damit kann man sich über Jahre die aktuell noch günstigen Zinsen sichern. Schließlich weiß man nicht, wie sich die Bauzinsen in Zukunft verändern werden.
Ein Forward-Darlehen kann die Lösung sein
Viele stecken vielleicht in einer Zinsbindung und müssen die erste Zinsbindungsfrist noch abwarten. Dennoch gibt es die Möglichkeit zu einem Forward-Darlehen. Damit kann man sich die aktuell günstigen Zinsen auch für die Zukunft sichern. In diesem Fall schließt man jetzt schon eine Anschlussfinanzierung ab, sodass diese nahtlos nach Ablauf der ersten Zinsbindungsfrist weiterläuft. Anzumerken ist, dass bei einem längeren Zeitraum der Nichtinanspruchnahme von mehr als 12 Monaten ein Zinsaufschlag zu zahlen ist. Dieser fällt aber deutlich niedriger aus als die mögliche Verteuerung der Bauzinsen insgesamt.