In den letzten Monaten waren die Immobilienpreise so hoch wie nie. Für ein kleines Reihenhaus mit 120 m² Wohnfläche musste man rund 250.000 bis 300.000 € einplanen. Teilweise lagen die Preise noch höher. Die angekündigte Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank hat sich bei den Kreditzinsen bemerkbar gemacht. Viele Immobilienkäufer rechnen noch mit niedrigen Zinsen von um die 1 %. Diese werden nunmehr auf 3 % ansteigen und dies bei einer Beleihung von 60 %. Dies könnte kurzfristig die Folge sein, dass die sinkende Nachfrage an Kreditnehmern die Immobilienpreise am Markt absacken lässt. Experten gehen jedoch davon aus, dass bis zum Herbst die Preise dennoch mittelfristig wieder ansteigen könnten.
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Die Wende am Wohnungsmarkt
Nach mehr als 10 Jahren erwartet der Immobilienboom aktuell steigende Immobilienpreise. Experten gehen jedoch davon aus, dass die steigenden Bauzinsen, die Unsicherheit wegen des Ukraine-Krieges, Lieferengpässe, hohe Heizkosten und teure Baustoffe viele zweifeln lassen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Immobilienkauf ist. Weben der steigenden Kreditzinsen und erschwerten Bedingungen wird sich kaum noch jemand aktuell ein Haus oder eine Eigentumswohnung leisten können.
Wie Michael Voigtländer als Immobilienexperte vom Institut der deutschen Wirtschaft mitteilt, sind momentan sogenannte Vorzieheffekte von Immobilienkäufern bemerkbar. Diese möchten jetzt schnell noch eine Immobilie zu attraktiven Zinsen kaufen, auch wenn der Kaufpreis immens hoch ist. Voigtländer erwähnt bar auch, dass sich im zweiten Quartal eine Wende einstellen wird. Wegen der steigenden Zinsen werden viele Käufer aus dem Markt fallen. Größere Investoren möchten dagegen noch schnell kaufen. Bei höheren Zinsen akzeptieren diese jedoch dann nur niedrige Preise.
Denkbar ist eine längere Preisstagnation
Experten gehen ebenfalls von einer längeren Preisstagnation aus, bis der Markt über steigende Einkommen evtl. wieder ein Gleichgewicht gefunden hat. Nicht unerwähnt bleiben sollen aber auch die hohen Energiekosten, die bei vielen Menschen bei den Nebenkosten durchschlagen und sogar die Zahlungsfähigkeit beeinträchtigen.
Aktuell ist festzustellen, dass die Bauzinsen innerhalb weniger Monate angehoben wurden. Für zehnjährige Standardkredite sind die Zinsen seit Dezember 2021 von 0,9 % auf 2,5 % angestiegen. Experten gehen davon aus, dass diese sich sogar in diesem Jahr auf 4 % einpendeln werden.
Unabhängig davon sind die Bauzinsen immer noch sehr niedrig, wie auch Stefan Mitropoulos als Ökonom bei der Landesbank Helaba mitteilte. Man sollte den Zinsanstieg nicht unterschätzen. Leider dürften die höheren Finanzierungskosten die Nachfrage nach Wohnimmobilien dämpfen. Vielleicht werden Immobilienkäufer dann wieder in das weite Umland der Städte auf die Suche gehen. Auch Mitropoulos geht davon aus, dass der Preisanstieg am Wohnungsmarkt sich verlangsamen wird.
In den letzten Jahren sind die Immobilienpreise explodiert
Trotz Warnung vor einer solchen Blase sind in den letzten Jahren die Immobilienpreise immer schneller gestiegen. Bereits 2021 mussten die Käufer von Häusern und Wohnungen durchschnittlich 11 % mehr bezahlen als im Jahr zuvor. Der anhaltende Trend der überhöhten Immobilienpreise hat auch die Bundesbank alarmiert. So liegen derzeit die Immobilienpreise in den Städten zwischen 15 und 40 % über dem Preis.
Fachleute der Deutschen Bank gehen davon aus, dass der Aufwärtszyklus am Wohnungsmarkt vor dem Ende steht und spätestens 2024 erledigt sein dürfte. Es wird daher mit einer eher verhaltenen Preiskorrektur gerechnet.
An der Börse ist ebenfalls von einer Unsicherheit auszugehen. So sind zum Beispiel die Aktien des Immobilienkonzerns Vonovia abgestürzt. Die Investoren beäugen kritisch den momentanen Zinsanstieg. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass auch die Banken bei den Krediten zurückhaltender sind, da die Finanzierungskosten ansteigen.