Bekanntermaßen hat die Europäische Zentralbank seit elf Jahren die Zinsen erhöht. Sparer wird dies freuen und haben sich die Zinswende seit langem herbeigewünscht. Dennoch wird sich für die Verbraucher einiges ändern. Nicht unwichtig ist dabei die Rekordinflation im Euroraum. Die europäischen Währungshüter müssen nun handeln. Die EZB hat daher die Leitzinsen um 0,5 % erhöht, was recht unerwartet war. Vorteilhaft ist, dass auf diese Weise der Negativzins für Spargelder bei den Geschäftsbanken entfällt. Damit kann sich eine Geldanlage zukünftig wieder lohnen. Jedoch sind Kreditnehmer hiervon nicht gerade begeistert. Durch die Erhöhung des Leitzinses haben sich folglich auch die Kreditzinsen erhöht. Das geliehene Geld ist somit teurer geworden. Ratenkredite und insbesondere Baudarlehen dürften somit noch schwieriger zu bekommen sein.
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Gibt es Hoffnung auf eine sinkende Inflationsrate?
Die Menschen in Europa können sich wegen der steigenden Inflation immer weniger für ihren Euro leisten. Auch auf eine schnelle Entspannung ist nach einer Zinserhöhung nicht absehbar. Momentan helfen noch das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt, um den Preisauftrieb etwas zu senken. Falls auch diese staatlichen Hilfen ausgelaufen sind, wird die Inflationsrate nochmals ansteigen.
Verbraucher merken die Inflation beim Kauf von Lebensmitteln, aber auch bei Gebrauchsgütern. Die Unternehmen haben zudem die gestiegenen Materialkosten noch nicht vollständig an die Verbraucher weitergegeben. Somit wird es in allen Bereichen zu massiven Preissteigerungen kommen. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch die Auswirkungen des Ukrainekrieges auf den Energie- und Lebensmittelbereich.
Momentan treiben die Energiepreise die Inflation an. Viele vergessen dabei auch die letzten beiden Pandemiejahre. Die Lieferketten funktionieren immer noch nicht reibungslos. Viele Waren aus China sind hier nicht angekommen. Grund hierfür sind und waren die Lockdowns in China, sodass die Wirtschaft fast zum Erliegen kam. Im Juni hat die Inflation daher in Europa eine Marke von 8,6 % erreicht. So hoch war die Inflation seit 1999 nicht.
Bringt die Zinserhöhung etwas?
Gegen die steigenden Energiekosten sind die Währungshüter machtlos. Die EZB kann aber dazu beitragen, dass sich die Teuerungsrate nicht noch weiter nach oben ausdehnt. Es ist wichtig, Preisstabilität zu erreichen. Wenn die Notenbank nicht reagiert, ist der Fehler hinterher kaum noch auszugleichen.
Die Notenbanker weisen aber auch darauf hin, dass ein Zweitrundeneffekt, wie zum Beispiel eine Lohn-Preis-Spirale überaus schädlich sei. Wenn die Löhne wegen einer hohen Inflation steigen, werden auch die Preise nochmals in die Höhe schnellen. Die Unternehmen als Arbeitgeber werden die gestiegenen Löhne natürlich auf die Preise aufschlagen. Damit schaukeln sich Löhne und Preise gegenseitig hoch.
Profitieren Sparer von der Zinserhöhung?
Die ersten Banken haben bereits die Zinsen für Tages- und Festgelder erhöht. Es wird aber noch eine Weile dauern, bis nennenswerte Zinsen für Spareinlagen zu erwarten sind. Wie eingangs erwähnt, ist zumindest der Negativzins auf Spareinlagen weggefallen. Großartige Sparzinsen, wie vor mehr als 10 Jahren wird es aber noch nicht geben.
Wie sieht es mit Krediten aus?
Leider werden die Kredite insgesamt teurer. Dies sieht man auch bei den bekannten Vergleichsportalen. Hohe Kreditkosten werden daher auch dessen Nachfrage bremsen. Die Notenbanker gehen davon aus, dass dies hilft, die Inflation wieder in den Griff zu bekommen. Viele Kreditnehmer, die sich vielleicht jetzt eine eigene Immobilie anschaffen möchten, müssen nun noch tiefer in die Tasche greifen. Die Zeiten nahezu kostenloser Kredite ist endgültig vorbei.
Die Bauzinsen orientieren sich an die Verzinsung von Bundesanleihen. Diese sind deutlich gestiegen. Für 10-jährige Baufinanzierungen wird von einer Preissteigerung von 0,8 % bis auf über 3 % ausgegangen. All diejenigen, die nun ein neues Darlehen benötigen oder eine Anschlussfinanzierung suchen, müssen somit mit mehr Kosten rechnen. Wer zum Beispiel einen Immobilienkredit über 400.000 € mit 0,8 % Zinsen und 2 % Tilgung vor der Inflation abgeschlossen hatte, der musste in etwa 933 € monatlich zurückzahlen. Nun muss man für einen solchen Kredit 1.667 € im Monat aufbringen. Die Kreditkosten haben sich fast verdoppelt.