Allfinanz steht für die Zusammenarbeit rechtlich selbstständiger Leistungen von verschiedenen Finanzdienstleistern. Zu diesen Finanzdienstleistern gehören Banken, Spar- und Bausparkassen, Versicherungen und Investmentgesellschaften. Die Kooperationen von Finanzdienstleister als Allfinanz gibt es seit den 1970er Jahren.
Inhalt
Ziel der Allfinanz
Ziel der Kooperationen ist eine Zusammenarbeit auf der Basis von gemeinsam abgestimmten Finanzangeboten. Leistungen von Versicherern, Banken und Investmentgesellschaften können aus einer Hand angeboten werden. Tätig sind auf diesem Gebiet Anbieter, Berater und Vermittler für Allfinanz. Die Koordination greift sowohl beim Kreditwesen (besonders bei Baufinanzierungen) wie bei der Anlagenvermittlung. Allfinanzanbieter können innerhalb eines Unternehmensverbundes wie auch voneinander getrennt tätig sein. Beim Großteil der Allfinanzprodukte treten die Berater auch gleichzeitig als Vermittler aus. Aufgrund rechtlicher Bestimmungen macht das Versicherungswesen hier eine Ausnahme. Hier dürfen Berater ausschließlich rein beratende Funktionen ausüben.
Entwicklung und Rechtsgrundlagen der Allfinanz
Historisch haben sich die verschiedenen Branchen der Finanzdienstleister separat entwickelt und boten Ihre Finanzprodukte auch ausschließlich getrennt voneinander an. Dieser Status wurde auch rechtlich verankert, um zu verhindern, dass zu unübersichtlichen und kaum nachprüfbaren Verflechtungen der verschiedenen Bereiche kommen konnte. Im Laufe der Entwicklung wurde jedoch immer deutlicher, dass für einen funktionierenden Markt auf verschiedenen Ebenen eine Abstimmung und Zusammenarbeit erforderlich war. Voneinander getrennte Finanzprodukte überschnitten sich häufig. In Deutschland entwickelten sich bereits über lange Zeit Kooperationen zwischen Sparkassen und Versicherern, Genossenschaftsbanken gründeten gar eine eigene Versicherungsgesellschaft. Auch erschien den Finanzdienstleistern, voran den Versicherungen, die Begrenzung auf eigene Metiers zu eng. Angestrebt wurden sowohl Abstimmungen über die verschiedenen Produkte sowie die Möglichkeit, über das eigene Tätigkeitsfeld hinaus weitere Finanzprodukte zu vermitteln. Mit Beginn der 1970er Jahre entwickelte sich schließlich die heute marktübliche Form der Allfinanz. Die Allfinanzprodukte umfassten schließlich Angebote für institutionelle wie auch für Privatanleger.
Der zunehmenden Verflechtung von Finanzdienstleistungen wurde schließlich auch rechtliche eine neue Grundlage gegeben. Im Jahr 2002 wurde an die Stelle der verschiedenen Aufsichtsbehörden die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gesetzt. Verankert wurde jedoch, dass auch zukünftig die verschiedenen Leistungsanbieter als selbstständige Unternehmen tätig blieben. In der Praxis bewirkt das, dass die Banken, Versicherer, Sparkassen, Investmentgesellschaft weiterhin eigene, selbstständige Geschäfte tätigen, sowie im Rahmen der Allfinanz übergreifende Angebote machen können.
Vorteile für Finanzunternehmen und Kunden durch Allfinanz
Die Entwicklung der Allfinanz hat durchaus eine Reihe von nennenswerten Vorteilen, nicht nur für die Finanzunternehmen, sondern auch für die Kunden. Allfinanz Anbieter können dem Kunden ein in sich stimmiges, umfassendes Paket von Finanzdienstleistungen bieten. Die unterschiedlichen Leistungen für Anlagen oder Kredite sind übersichtlicher. Produkte können intelligent gekoppelt werden und somit Bedarfslücken schließen. Es kommt zu weniger Überschneidungen bei Anlagen, zum Beispiel gleichzeitig bei Versicherungen und Banken. Verschiedene Finanzprodukte aus einer Hand von einem Allfinanz Anbieter zu erhalten ist letztlich günstiger, da u.a. nur eine Provision und einmalige Gebühren und weitere Kosten anfallen. Fachkompetenzen der Vermittler und Berater sind erweitert, da sie sich mehr nur auf einen Bereich beschränken.
Angebote erweiterter Produktpaletten sind für die Finanzdienstleister profitabler. Einzelanbietet können ihre Wirkungsbereiche ausdehnen. Durch umfassende Finanzangeboten werden engere und beständigere Kundenbindungen geknüpft. Als Beispiel lassen sich die langfristigen Baudarlehen anführen. Hier gibt es die enge Verknüpfung zwischen den Bausparkassen und den Lebens- und Krankenversicherungen. Über viele Jahrzehnte hinweg sind die Kunden an die gemischten Leistungen gebunden.
Kundenvorteile kommen nicht immer zum Tragen
Nicht immer kommen die augenscheinlichen Kundenvorteile bei Allfinanz voll zum Tragen. Nicht selten wird der echten Bedarfssituation des Kunden nicht ausreichend Rechnung getragen. Weder der individuelle Bedarf noch eine besondere Situation des Kunden werden genügend überprüft und in Rechnung gestellt. Die Ursachen liegen bei dem Bestreben der Finanzdienstleister, möglichst Kosten zu sparen und Verträge in möglichst kurzer Zeit gewinnbringend abzuschließen. So werden immer wieder bei Darlehen, Versicherung oder auch Anlagen langfristige Verträge geschlossen, die am Kundenbedarf vorbeigehen und wichtige, besondere Aspekte nicht beachten. Auch ist die Abstimmung der verschiedenen Finanzprodukten bei den Verträgen nicht ideal durchgeführt. Verbraucherverbände machen immer wieder auf solche Vorgehensweisen aufmerksam. Für den Kunden ist es ratsam, sich ausführlich zu informieren, eventuell weitere Beratungen über den Rechtsanwalt oder/und Notar wahrzunehmen, bevor langfristige Allfinanz-Verträge geschlossen werden.
Allfinanz bei der Anlagenberatung
Bei der Allfinanz Anlagenberatung geht es darum, unter verschiedenen Finanzprodukten das für den Kunden passende Produkt oder Produktpaket zu finden. Gerade bei langfristigen Vermögensanlagen kommt Allfinanz stark ins Spiel. Es können Anlagen angeboten werden wie beispielsweise bei der Bank das Festgeld, die Kapitallebensversicherung von einem Versicherer, Aktienfonds und geschlossene oder offene Investmentfonds von Investmentgesellschaften. Wichtig ist es das unterschiedliche Risiko der verschiedenen Anlagen zu bewerten. Während viele Anleger auf möglichst sichere Anlagen setzen möchten, sind andere zu höheren Risiken bereit zugunsten der Aussicht auf höhere Renditen. Vermögens- und Anlagenberater müssen genaue Spezialkenntnisse bezüglich der unterschiedlichen Anlagemöglichkeiten, der Risiken und der Findung passender Portfolios für die Anleger mit unterschiedlicher wirtschaftlicher Stellung haben. Nicht immer wird gerade bei Vermögensberatung für gemischte Anlagen die goldene Linie für den einzelnen Anleger gefunden. Anleger verfügen über unterschiedliche Kenntnisse des Anlagengeschäfts und der Risiken der einzelnen Anlagen. Bei den Banken sind Anlageberatungen in der Regel kostenlos. Eine Anlageberatung darf nur von sachkundigen Beratern vorgenommen werden, die gegenüber der BaFin belegt werden muss. Finanzanlagenberater müssen eine Fachausbildung vorweisen und vor der IHK (Industrie- und Handelskammer) eine Prüfung ablegen.
Allfinanz Leistungen
Durch die Verfügbarkeit einer Fülle von Finanzprodukten mit unterschiedlicher Ausrichtung können Allfinanz Anbieter eine breite Palette von Kapitalanlagen und Versicherungsleistungen anbieten. Dazu gehören u.a. Anlagen für die Altersvorsorge, für die Schaffung von Wohneigentum und umfangreiche Versicherungsleistungen. Angeboten werden Vermögensanlagen für überschaubare, kürzere Fristen sowie sehr langfristige Anlagen in die verschiedenen Fonds. Verschiedene Vermögensanlagen sind mit staatlichen Förderungen ausgestattet, u.a. viele Baufinanzierungen und Produkte der Altersvorsorge. Die bestmögliche Nutzung von Förderungen ist die Vermögensberatung einzubeziehen.
Fazit für den Nutzen von Allfinanz
Für die Branchen der Finanzdienstleister ist die Allfinanz unbedingt ein Gewinn. Die Kooperation verschiedener selbstständiger Unternehmen oder von Teilen eines Konzerns schaffen eine größere Breite von Vermittlungs- und Vertragschancen. Kompetenz, Marktstellung und Kundenbindung werden entschieden verbessert. Die Vorteile für die Kunden durch die erhöhte Kompetenz bei Beratungen und Vermittlungen kommen nicht in jedem Fall befriedigend zum Tragen. Insgesamt allerdings überwiegen für die Kunden auch die Vorteile von Finanzprodukt-Paketen durch geringere Kosten, durch Zeitersparnis und vor allem durch Vermeidung von zu vielen Überschneidungen.
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