Wer jetzt an eine Baufinanzierung denkt, der muss wesentlich tiefer in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor. Im Jahr 2022 haben sich die Bauzinsen quasi vervierfacht. Wöchentlich wurde in den letzten Monaten ein neues Zinshoch erreicht. Interessant ist, dass sich dieser Trend nunmehr leicht wieder abschwächt. Beispielsweise zahlten die Immobilienkäufer im Januar 2022 noch weniger als ein Prozent bei einer zehnjährigen Zinsbindung. Im Juni 2022 kostete der gleiche Kredit dann schon vier Prozent jährlich. Mit einer so schnellen Zinsanpassung hat kaum jemand gerechnet.
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Es sieht nach einer Zinssenkung aus
Im Juli 2022 hat es erstmals wieder einen Rücksetzer bei den Bauzinsen gegeben. Für ein zehnjähriges Darlehen sind die Zinsen wieder um 0,5 Prozentpunkte von 3,42 % auf 2,92 % gesunken. Interessant ist, dass bei einer so langen Laufzeit dieser Zinsunterschied für die Kreditnehmer Ersparnisse im fünfstelligen Bereich bedeuten. Auf der anderen Seite haben die ersten Immobilienportale aber auch einen leicht rückgängigen Trend bei den Immobilienpreisen festgestellt. Ob es hier nach einer Zinssenkung wirklich aussieht, bleibt abzuwarten.
Mit der Finanzierung warten oder jetzt abschließen?
Es kommt immer auf die eigenen Bedürfnisse sowie die aktuelle Situation an. Wer das passende Objekt gefunden hat, der sollte nicht mit dem Kauf und einer Finanzierung warten. Momentan gibt es keine Garantie, dass die Zinsen zukünftig wieder stark fallen werden. Der aktuelle Rückgang der Zinsen kann nur ein vorübergehender Rücksetzer darstellen. Der Markt ist in den letzten Monaten von überdurchschnittlich steigenden Zinsen der Zentralbanken und der FED ausgegangen.
Die Europäische Zentralbank hat schon darüber nachgedacht, die Zinsen mit Bedacht zu erhöhen. Zwingend sollen die 0,75 Prozentpunkte im nächsten Monat nicht erfolgen. Parallel dazu sieht man am Aktienmarkt, dass dort größere Kursgewinne gemacht werden. Dies ist immer dann der Fall, wenn kleine Zinserhöhungen angenommen werden.
Befürchten die Banken weniger Kunden?
Nicht nur die Zinspolitik der Zentralbanken stellt ein wichtiges Thema für die Banken dar. Auch die Nachfrage nach Baukrediten ist hier von großer Bedeutung. Nach Expertenmitteilung ist die Nachfrage nach Baukrediten nach wie vor unverändert hoch. Leider gibt es auch hier weitere Hürden für Kreditnehmer, da beim Kauf oder Bau einer Immobilie ein entsprechend hohes Eigenkapital erwartet wird. Daher erhalten deutlich weniger Kunden ihren gewünschten Baukredit.
Da die Zinsbelastung insgesamt gestiegen ist als noch vor einem Jahr, müssen die Banken leider viele Kunden ablehnen. Viele von diesen Kunden hätten gerne noch vor wenigen Wochen einen Kredit aufgenommen.
Ein normales Baudarlehen setzt sich aus Zinsen und Tilgung zusammen. Hieraus ergibt sich die monatliche Belastung, die zum Beispiel früher aus 1 % Zinsen und 3 % Tilgung zusammengesetzt war. Daraus erfolgte eine monatliche Belastung in Höhe von 4 %. Wenn jetzt die Zinsen ansteigen und gleichzeitig die Immobilienpreise nicht fallen, können sich viele keine oder nur eine deutlich günstigere Immobilie leisten. Bei einem Zinssatz von 3 % und einer Tilgung von 3 % bedeutet dies eine monatliche Gesamtbelastung von 6 %. Dies ist für viele kaum mehr zu stemmen.
Man darf gespannt sein, wie sich die Immobilienpreise verändern. Vielleicht sinken diese in einen Bereich, wo sich auch Immobilienkäufer mit weniger Eigenkapital eine solche Immobilie leisten können.