Nicht nur für Verbraucher steigen die Preise. Die Wirtschaft hat noch mit einer schwächelnden Konjunktur zu kämpfen. Hinzu kommen noch die steigenden Energiekosten. Viele Unternehmen kommen jetzt an ihre Leistungsgrenzen. Aktuell wird es für Unternehmen immer schwieriger, einen passenden Kredit zu bekommen. Die Banken erhöhen aufgrund der Zinsanhebung der Europäischen Zentralbank ebenfalls nach und nach ihre Kreditzinsen. Zudem gehen diese noch zurückhaltender bei der Vergabe vor. Dennoch sind viele Branchen auf eine finanzielle Unterstützung angewiesen, um in irgendeiner Form über die Runden zu kommen.
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Kredithürde ist auf 29,9 % angestiegen
Wie der Ifo-Experte Klaus Wohlrabe vor Kurzem mitteilte, wird es für viele Unternehmen recht schwierig werden, einen attraktiven Kredit von ihrer Bank zu bekommen. Wie das Münchner Institut berichtet, ist die sogenannte Kredithürde auf 29,9 % angestiegen. Hierbei handelt es sich um den Anteil jener Unternehmen, welche in aktueller Zeit Kreditverhandlungen mit ihrer Bank führen und leider auch von deren Zurückhaltung bei der Kreditvergabe sprechen. Die hier veröffentlichen Werte wurden im Dezember 2022 erhoben. Interessant ist, dass der Wert im September 2022 noch bei 24,3 % lag. Im Juni 2022 lag die Kredithürde sogar nur bei 18,6 %.
Anzumerken ist, dass sich die Erhebungsmethode für die Kredithürde bei der Ifo nunmehr geändert hat. Vergleichswerte liegen daher erst ab dem Jahr 2017 vor. Dennoch ist der aktuelle Wert mit 29,9 % der mit Abstand höchste. Selbst der Mittelwert für den Zeitraum ist mit 15,7 % nur etwas mehr als halb so groß.
Zeiten der Niedrigzinsen sind vorbei
Der Ifo-Experte Wohlrabe betont, dass die Zeiten der Niedrigzinsen nun erst einmal vorbei sein dürften. Leider bedeutet dies, dass viele Unternehmen sich an diese Lage gewöhnen müssen. Ebenso werden wohl viele ihre Finanzierungsstruktur anpassen müssen. Dies ist besonders dann wichtig, wenn beispielsweise Rohstoffe teurer eingekauft werden müssen. Auch die Verbraucher reagieren dann mit Zurückhaltung bei der Auftragsvergabe oder beim Kauf. Für alle Seiten wird es überaus schwierig werden.
Gastronomie ist besonders betroffen
Wie die Ifo herausgefunden hat, ist von der Kredithürde am stärksten die Gastronomie betroffen. Mehr als 67,7 % der verhandelnden Unternehmen berichten von einer restriktiven Kreditvergabe. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Gastronomiebetriebe am Limit sind und vielleicht auch schießen müssen. Die Kredithürde in der Metallerzeugung und Metallverarbeitung liegt bei 49 %. Auch hier spielen die hohen Kosten der Rohstoffe und auch die Energiekosten eine große Rolle. Viele Unternehmen sind auf günstige Gaslieferungen angewiesen. Dies ist in heutiger Zeit leider nicht mehr möglich. In vielen Bereichen muss die Produktion daher zurückgefahren oder vorübergehend eingestellt werden. Davon sind auch wiederum andere Industriebereiche betroffen, die die lückenhaften Lieferketten nicht verkraften können.
Die Automobilindustrie kämpft mit einer Kredithürde von 40,4 %. Generell ist diese Branche kein Liebling bei den Banken. Der Markt ist wegen fehlenden Absatzes recht unsicher geworden. Da auch die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen enorm angestiegen sind, kaufen weniger Kunden ein Fahrzeug. Neben der Autoindustrie ist auch die Chemische Industrie betroffen. Jedoch liegt die Kredithürde hier bei nur bei 14,7 %. Besser sieht es in den Bereichen Glaswaren, Seltene Erden, Steine und Keramik aus. Die verarbeitenden Betriebe kommen auf eine Kredithürde von etwa 9,1 %.
Selbstständige müssen hart mit den Banken verhandeln
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass es Selbstständige ebenfalls sehr schwer haben, von den Banken einen Kredit zu bekommen. Die aktuelle wirtschaftliche Lage ist überaus schwierig. Dabei ist der Bankkredit gerade für Selbstständige eines der wichtigsten Finanzierungsinstrumente. Viele werden daher wohl auf der Strecke bleiben.