Momentan ist festzustellen, dass die Kreditvergabe an Firmen im Euro-Raum deutlich geringer ausfällt. Im Januar 2021 haben die Banken in etwa 6,1 Prozent mehr Kredite an Firmen vergeben als noch vor Jahresfrist. Jedoch ist ebenso wie bei den Privathaushalten der Wachstumstrend nach unten gegangen. Insgesamt hat die Kreditvergabe an Unternehmen zu Jahresbeginn 2023 nicht mehr so stark zugelegt, wie es Ende 2022 noch der Fall war. Diese Erkenntnisse hat die Europäische Zentralbank (EZB) nun mitgeteilt. Das Wachstum lag im Dezember 2023 noch bei 6,3 Prozent. Bei den Privathaushalten lag das Wachstum bei Krediten im Januar bei 3,6 Prozent, im Dezember 2022 noch bei 3,8 Prozent.
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Steigende Leitzinsen machen es Kreditnehmern schwieriger
Bekanntermaßen hat die Europäische Zentralbank innerhalb weniger Monate die Leitzinsen schon fünf Mal erhöht. Dies wirkt sich natürlich direkt auf die Kreditvergabe aus. Momentan liegt der maßgebliche Einlagenzins an den Finanzmärkten bei 2,5 Prozent. Aber schon jetzt hat die EZB-Chefin Christine Lagarde für Mitte März 2023 eine weitere Erhöhung um 0,5 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. Grund hierfür ist, dass das mittelfristige Inflationsziel der Notenbank von etwa zwei Prozent wegen der aktuellen Teuerungsrate von zuletzt 8,6 Prozent immer noch in weite Ferne gerückt ist. Mit der Erhöhung der Leitzinsen soll entsprechend gegengesteuert werden.
Änderungen in der Geldmenge als Marschrichtung für die Inflation
Wie Volkswirte anmerken, können Änderungen in der Geldmenge einen deutlichen Hinweis darauf geben, wie sich die aktuelle Inflation weiterentwickeln wird. Beispielsweise wuchs die Geldmenge im Januar 2023 nur noch um 3,5 Prozent. Die befragten Experten von Reuters hatten zuvor einen Zuwachs von 3,9 Prozent erwartet. Immerhin hatte das Plus im Dezember 2022 noch bei 4,1 Prozent gelegen. Bei der berücksichtigten Geldmenge handelt es sich um Bargeld, Einlagen auf Girokonten, aber auch Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen.
Auswirkungen des Leitzinses
Durch eine Veränderung des Leitzinssatzes kann die Europäische Zentralbank letztlich die Geldmenge und die ökologische Entwicklung im gesamten Währungsraum beeinflussen. Kommt es zu einer Leitzinserhöhung, steigen hierdurch auch die Kapitalmarktzinsen. Hintergrund ist, dass auf diese Weise einer Inflation entgegengewirkt werden soll. Eine Senkung der Leitzinsen dient dazu, eine schwache Konjunktur zu stärken. Interessant ist, dass eine Korrektur der Leitzinsen eine Wirkung auf die Stärke einer Währung hat. Damit lassen sich eigene Währungen mit ausländischen Währungen vergleichen. Bei einer Leitzinssenkung wird der Preis der eigenen Währung gedrückt. Insoweit können mit den Leitzinsen auch der Import und Export gesteuert werden.
Deutsche Wirtschaft ist geschrumpft
Bereits zum Ende des Jahres 2022 ist die deutsche Wirtschaft stärker geschrumpft als angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt ging im vierten Quartal um 0,2 Prozent zurück. Für das erste Quartal 2023 erwarten die Ökonomen einen weiteren Rückgang. Neben gestiegenen Energiekosten, sinkender Auftragslage, fehlender Roh- und Hilfsstoffe sowie zum Teil gestiegener Löhne, haben es Unternehmen in heutiger Zeit besonders schwer. Darüber hinaus führt die vorgenannte Leitzinserhöhung dazu, dass wichtige Investitionen über Kredite noch teurer geworden sind. Insoweit überlegen es sich viele Unternehmen zweimal, ob ein Kredit aufgenommen werden soll oder nicht.
Anzumerken ist, dass nicht nur für Firmen die Kredite teurer geworden sind, sondern auch für Privatkunden. Die Zeiten von Krediten mit niedrigen Jahreszinsen scheinen nunmehr endgültig vorbei zu sein.