Der Bankensektor ist kräftig durcheinandergeraten. Aktuell hat die Credit Suisse arge Probleme. Bei einigen kleineren US-Banken ist die Existenz gefährdet. Unabhängig davon sieht Bundesfinanzminister Christian Lindner das deutsche Kreditwesen als nicht gefährdet. Trotz dieser Turbulenzen hat sich die Europäische Zentralbank dazu entschieden, den Leitzins nunmehr auf 3,5 Prozent anzuheben. Dies bedeutet eine Steigerung um weitere 0,5 Prozentpunkte. Damit soll erneut auf die hohe Teuerungsrate reagiert werden. Verständlicherweise steht hier die hohe Inflationsrate im Vordergrund.
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Nächste Erhöhung um 0,5 Prozentpunkte
Für den Euroraum hat die EZB (Europäische Zentralbank) den Leitzins nunmehr auf insgesamt 3,5 Prozent angehoben. Die Erhöhung des halben Prozentpunktes wurde jetzt vom Rat der Notenbank in Frankfurt beschlossen. Nach wie vor möchten die Währungshüter damit die aktuell hohe Inflation bekämpfen. Schon zuvor hatten viele Volkswirte mit einer solchen Erhöhung gerechnet. Dabei spielen die Unsicherheiten auf dem internationalen Bankensektor zunächst keine Rolle.
Wie die EZB selbst beteuert, ist er Bankensektor im Euroraum sehr widerstandsfähig. Die Kapital- und Liquiditätspositionen werden als äußerst solide beschrieben. Mit dieser Erhöhung strebt die Notenbank eine mittelfristige Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Derzeit ist man jedoch noch weit von diesem Ziel entfernt. Bereits seit Juli 2022 hat die EZB in sechs Schritten die Leitzinsen beziehungsweise Schlüssel-Zinssätze um 350 Basispunkte erhöht.
Inflation ist in den vergangenen Monaten leicht zurückgegangen
Die Inflation im gemeinsamen Währungsraum ist in den vergangenen Monaten leicht zurückgegangen. Im Februar 2023 lag die Inflationsrate nach Schätzung der europäischen Statistikbehörde Eurostat bei 8,5 Prozent. Maßgeblich waren hier die hohen Energie- und Lebensmittelpreise. Die immer noch hohen Teuerungsraten schmälern verständlicherweise die Kaufkraft der Verbraucher und Verbraucherinnen. Die steigenden Zinsen können den hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Dadurch verteuern sich aber die Kredite und hierdurch ebenfalls die Nachfrage gebremst wird.
Die steigenden Zinsen können andererseits die Banken unter Druck setzen. Dies hat in jüngster Zeit der Kollaps der Silicon Valley Bank in den Vereinigten Staaten gezeigt. Dennoch halten die Experten einen Bankenzusammenbruch, wie bei der Lehman-Bank vor etwa 15 Jahren, für ausgeschlossen.
Sparzinsen steigen
Der Einlagensatz der Kreditinstitute, wenn diese ihr Geld bei der EZP vorübergehend parken, steigt auf drei Prozent an. Dies bedeutet letztlich, dass auch die Sparzinsen weiter ansteigen werden. Daher profitieren Sparer seit der Kursänderung der EZB im Juli 2022 von steigenden Zinsen. Besonders positiv wirkt sich dies auf Tages- und Festgeld-Anlagen aus. Wegen der hohen Inflation mindert dies aber die gewünschten Erträge.
Branchenvertreter begrüßen die erneute Zinsanhebung. Chefvolkswirt Andreas Bley vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken teilen hierzu mit, dass die EZB wohl richtig entschieden hätte. Es sei wichtig, an den angekündigten Zinserhöhungen festzuhalten, trotz der momentanen Turbulenzen auf dem internationalen Finanzmarkt. Interessant ist, dass der Bundesverband sich auch für weitere Zinsschritte aussprach. Die EZB soll danach ihren Kurs weiter fortsetzen. Nur so kann die Inflation mittelfristig und nachhaltig bekämpft werden.
Diese Meinung vertritt auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Auch hier möchte man die Zielmarke von zwei Prozent als Schritt gegen die hohe Inflation erreichen. Dies teilte Jörg Asmussen als GDV-Hauptgeschäftsführer mit, der selbst im EZB-Direktorium sitzt.