Der Begriff Baisse kommt aus der französischen Sprache und heißt übersetzt „Rückgang“ oder auch „Sturz“. Der Begriff wird im Wertpapierbereich verwendet und nimmt Bezug auf die Kursentwicklung. Die starke Baisse ist vergleichbar mit einem Crash an der Börse. Die zyklische Baisse bezeichnet eine Anhäufung von uneinbringlichen Forderungen der Banken, die auch als ausfallende Kredite bezeichnet werden. Die Folge ist der Wertverluste der Kreditsicherheiten, der einer Baisse folgt.
Die Baisse ist das Gegenteil einer Hausse, nämlich einem längerem Abschwung an der Börse.
Als Baisse wird eine Phase des wirtschaftlichen Abschwungs bezeichnet. Als Synonym wird auch der Begriff „Bärenmarkt“ gebraucht. Im Zusammenhang mit der Baisse trifft man in der Finanzwelt auch auf im Zusammenhang genannte Begrifflichkeit wie Konjunktureinbruch, Konjunkturflaute, Börsenbaisse, Abschwung, Kurseinbrüche, fallende Kurse, Konjunkturflaute, Kursabfall, Kurssturz, Preissturz oder Kursverfall. Um die Phase der Baisse vollends zu begreifen, ist es sinnvoll die konträre Wirtschaftsphase zu analysieren. Das Gegenteil der Baisse ist die sogenannte „Hausse“. Diese Phase wird auch „Bullenmarkt“ genannt. Hierbei handelt es sich um einen wirtschaftlichen Aufschwung. Man spricht von Börsenhausse, Aufschwung, Kursanstiegen, starker Konjunktur, konjunkturellem Aufschwung, Boom, Blüte oder prosperierenden Märkten.
Diese zwei gegenteiligen Wirtschaftsphasen haben entscheidenden Einfluss auf die Möglichkeiten der Anleger, da Kreditgeschäfte und Zinsen bestimmten charakteristischen Merkmalen folgen.
Warum die Ausdrücke „Baisse“ oder „Bärenmarkt“?
„Bassiare“ ist ein lateinisches Verb. Das dazugehörige Adjektiv ist „bassus“. Ins Deutsche übersetzt bedeuten die Wörter etwas zu „senken“ oder etwas adjektivistisch „niedriges“. Das Wort wurde in die französische Sprache übernommen und im 18. Jahrhundert tauchte das Worte „baisse“ auf. Als Übersetzungen bieten sich je nach Zusammenhang Wörter wie „Rückkgang“, „Einbuße“, „Sinken“, „Schwinden“, „fallen“ oder „zurückgehen“ an. Im weiteren Zeitverlauf wurde Baisse zu einem Fachbegriff der Finanzwelt. Seit dem 19. Jahrhundert denkt man bei dem Wort an einen Wirtschaftsabschwung.
Während sich die französische Sprache vornehmlich in der Welt der Politik als an den Höfen als Kommunikationsmittel der Wahl etablierte, wurde Englisch mehr und mehr die Sprache der Wirtschaft. Die englischen Wörter „bear“ (zu Deutsch: Bär) oder „bearish“ beschreiben Gleiches wie das Wort Baisse. Daher stammt der Begriff „Bärenmarkt“.
Wie oben kurz erwähnt, ist der sogenannten „Bullenmarkt“ das Gegenteil des Bärenmarktes. Es entsteht die Frage, warum ausgerechnet der Bär und der Bulle als Sinnbilder dieser zwei Wirtschaftsphasen verwendet werden? Dazu wird folgende historische Begründung angenommen: Als Spanier mit der Besiedelung Mittelamerikas begannen, brachten sie typische Kulturaspekte mit. Dazu zählte unter anderem der traditionelle Stierkampf. Das für die Spanier unterhaltsame Vergnügen stoß auch in nördlicheren Regionen Amerikas auf Anklang. Allerdings wurde der Kampf zwischen Mensch und Stier modifiziert. Anstelle des Menschen wurden Bären platziert, die gegen die Stiere zu kämpfen hatten. Der Bezug zu den heutigen Wirtschaftbegriffen hat mit der Art und Weise zu tun, wie die beiden Tieren kämpfen. Der Bär agiert mit seinen Pranken von oben nach unten. Der Bulle stößt mit seinen Hörnern von unten nach oben. Diese Bild wurde aufgegriffen um den Aufschwung (ein Kampf von unten nach oben wie der Bulle) oder den Abschwung (ein Kampf von oben nach unten wie beim Bären) zu beschreiben. Und tatsächlich kämpfen diese beiden Wirtschaftsphasen als Kontrahenten in der „Börsenarena“ gegeneinander um die Vorherrschaft.
Was charakterisiert die Phase der Baisse?
In Zeiten des Abschwungs findet sich allgemein eine eher pessimistische Stimmung. Wirtschaftsexperten prognostizieren einen negativen Wirtschaftsverlauf. Aus der Politik kommen dazu passende Reaktionen durch Stellungsnahmen oder wirtschaftspolitischen Gegenmaßnahmen. Die Auftragslage der Unternehmen verschlechtert sich. Dementsprechend rechnen Anleger rechnen nicht mit Gewinnen bei Investitionen.
Als Folge dieses Klimas werden Investitionen in Aktien, Fonds oder andere börsengehandelte Wertpapiere als risikoreicher angesehen. Mit erhöhtem Risiko steigen gleichzeitig die Renditeversprechen und Zinsen. Insgesamt fallen die Kurse der aktiennotierten Unternehmen. An den bekannten Indizes wie dem DAX (deutschen Aktienindex) kann das abgelesen werden. Die Anleger schauen zunehmend „bearish“ auf die Situation.
Als Folge reagieren Anleger mit verschiedenen Strategien auf die Situation. Manche halten ihre Anteile bewusst und versuchen die Situation auszusitzen (Hold-Strategie). Grundsätzlich lassen sich vermehrte Verkäufe von Anteilen feststellen. Ein weiteres Merkmal ist das weniger Ankäufe in Aktien oder Fonds stattfinden.
Was ist die „Bärenfalle“?
In die Bärenfalle tappen vornehmlich solche Anleger, denen es an Geduld mangelt. Bekannterweise unterliegt der Börsenhandel täglichen Kursschwankungen. Einige Tage fallender Kurse bedeuten noch keine Baisse. Oftmals erholen sich die Märkte wieder und die Papiere gewinnen erneut an Wert. In die Bärenfalle tappen Anleger, wenn sie panikartig ihre Anteile verkaufen, weil sie eine dauerhafte Talfahrt erahnen. Solche fluchtartigen Verkäufe können viel Geld kosten, falls sich die Befürchtung eines echten langfristigen Bärenmarktes gar nicht bewahrheitet.
Börsianer mit großem Gespür für die Situation kaufen sogar bewusst in solchen Phasen Wertpapiere. Sie spekulieren quasi darauf, dass eine Baisse nur angetäuscht ist. Während sich viele von ihren Papieren trennen wollen, kaufen sie günstig ein und warten geduldig auf erneut ansteigende Kurse.
Beispiel für Phasen der Baisse
In den letzten Jahrzehnten sind drei markante Phasen des konjunkurellen Abschwungs zu erkennen. Diese Zeiten einer weltweiten Wirtschaftskrise sind jeweils durch einen Anfang und ein Ende beschreibbar. Im Jahre 1929 begann am so bezeichneten „Black Friday“ (Schwarzer Freitag) eine Baisse. Die zweite große Baisse gab es in den 1970-er Jahren. Ausgelöst wurde die Krise durch Probleme in der Ölindustrie. Als Folge versank die gesamte Weltwirtschaft in einer Phase des Abschwungs. Die letzte Finanz- und Wirtschaftskrise wurde 2008 durch eine Immobilienkrise ausgelöst.