Der neue Chef der Bank of Japan wünscht sich eine Fortführung der lockeren Geldpolitik und hat diese auch in Aussicht gestellt. Änderungen soll es erst geben, wenn die Inflation wieder unter Kontrolle sei. Momentan sieht es jedoch nicht danach aus. Im März 2023 liegt die Inflationsrate in Japan bei 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Erst im Januar 2023 lag diese auf dem Höchststand seit über vier Jahrzehnten. Auch wenn diese in den letzten Monaten kontinuierlich gestiegen ist, liegt die Inflation in Japan dennoch deutlich niedriger als zum Beispiel in den Vereinigten Staaten oder in der Eurozone.
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Die Fortsetzung einer lockeren Geldpolitik
Kazuo Ueda ist der neue Chef der japanischen Notenbank und hat wenige Tage vor der nächsten Zins-Sitzung eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik in Aussicht gestellt. Dem japanischen Parlament teilte Ueda mit, dass die Inflationsprognosen ziemlich stark sein und die Teuerung in den kommenden Jahren bei nahe zwei Prozent liegen müssten, um an der Kontrolle der Zinskurve (Yield Curve Control) zu schrauben.
Die Inflationsrate in Japan würde bald ihren Höhepunkt erreichen und danach wieder der Ziel der Bank of Japan von rund zwei Prozent erreichen. Weitere, kurzfristige Zinstreffen sind nach Ueda bereits angekündigt, um die aktuelle Inflationsrate zu überwachen.
Die Bank of Japan setzt auf große ETF-Bestände
Ueda teilte den Abgeordneten des japanischen Parlaments darüber hinaus mit, dass die Trendinflation gegenwärtig unter zwei Prozent läge. Aus diesem Grund müsse eine geldpolitische Lockerung beibehalten werden. Erst wenn die Trendinflation zwei Prozent erreicht, müsse die Bank of Japan die Geldpolitik normalisieren und in den Griff bekommen.
Momentan reichen die Unternehmen die gestiegenen Importkosten noch stärker als erwartet an die Verbraucher weiter. Aus diesem Grund werde die Inflation bald ihren Höhepunkt erreichen. In der zweiten Jahreshälfte, welche im März 2024 endet, werde man nach Ansicht der Notenbank unter der Zwei-Prozent-Marke liegen.
Bei der Yield Curve Control möchte Japans Notenbank die Zielmarken von minus 0,1 Prozent für kurzfristige Zinsen und null Prozent für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen anpeilen. Wie man sich jedoch letztlich einigt, hat der amtierende Notenbankchef noch offengelassen.
Ueda teilt hierzu mit, dass alles von der Konjunktur, dem Inflationspfad und etlichen weiteren Faktoren abhängen würde. Experten stellen sich schon jetzt die Frage, wie die Bank of Japan ihre riesigen Bestände an börsennotierten ETF-Fonds abbauen kann, welche diese im Rahmen von massiven Wertpapierkäufen zur Ankurbelung der Inflation aufgebaut hat.
Mehrheitliche Fortsetzung des Kurses wird von Ökonomen erwartet
Experten und Insider, die mit dem Vorhaben der Notenbank vertraut sind, gehen davon aus, dass nach der aktuellen Zinssitzung die Währungshüter weiterhin ihre Füße stillhalten werden. Die Löhne seien zwar zuletzt gestiegen und die Inflationsdruck höher, jedoch stehe die Bank of Japan aktuell nicht unter Zugzwang zum Gegensteuern. Das Wachstum im Ausland schwäche sich ab und es ist zudem unsicher, ob das Lohnplus im nächsten Jahr weiterhin beibehalten werden kann.
Diese Aussagen decken sich auch mit den Erwartungen der Ökonomen. Rund 90 Prozent der von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Volkswirte sind davon ausgegangen, dass die Bank of Japan aktuell nicht an ihrem Kurs rütteln wird. Lediglich drei der 27 befragten Volkswirte gehen davon aus, dass die Bank of Japan mit der Rücknahme der geldpolitischen Konjunkturstimulierung beginnen wird. Elf Befragte beziehungsweise 41 Prozent rechnen damit, dass in der Juni-Zinssitzung darüber beraten werde. Die aktuelle Umfrage fand im Zeitraum vom 12. und 19. April statt.