Experten sind sich anhand einer aktuellen Studie sicher, dass sich die jüngste Bankenkrise auf die Anzahl der aktuellen Firmenpleiten auswirkt. Wegen einer zurückhaltenden Kreditvergabe könnten im Jahr 2023 vermehrt Firmen in Schwierigkeiten geraten. Beispielsweise erwartet der Kreditversicherer Allianz Trade wegen dieser Bankenturbolenzen immer mehr Firmenpleiten. Die Studie hat ergeben, dass in Deutschland mit einem Anstieg um gut ein Fünftel, also in etwa 22 Prozent zum Vorjahr mit etwa 17.800 Fällen zu rechnen sei. Die strengeren Kreditrichtlinien machen es vielen Unternehmen schwer, einen passenden Firmenkredit zu bekommen.
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Probleme in den USA und der Schweiz
Experten gehen davon aus, dass die restriktivere Kreditvergabe der Banken viele Unternehmen in Schwierigkeiten bringen werde. Diese haben eine Unternehmensinsolvenz von 15 Prozent in Deutschland vorhergesagt. Die Probleme der Banken in den USA und der Schweiz hinterlassen folglich auch in Deutschland ihre Spuren. Dabei sind in erster Linie finanziell schwache Unternehmen in Gefahr. Dies teilte der Vorstandschef der Allianz Trade kürzlich mit. Dennoch geht man von einer allgemeinen Pleitewelle eigentlich nicht aus.
Kreditklemme wirkt sich negativ auf das Wirtschaftswachstum aus
Viele sind der Ansicht, dass die Banken wegen der anhaltenden Turbulenzen in Zukunft weniger Kredite an die Unternehmen vergeben werden, um damit die Risiken in ihren Bilanzen durch mögliche Kreditausfälle zu reduzieren. Bei einer solchen Kreditklemme könnte das Wirtschaftswachstum negativ beeinflusst werden. Die Folge wären weitere Kreditausfälle.
Wie die Unternehmensberatung EY mitgeteilt hat, wollen viele Banken wegen des Energiepreisschubs und der schwachen Konjunktur tatsächlich ihre Kreditvergabe drosseln. Dabei gehen zwei von drei großen Geldhäusern von einem Rückgang der Kreditvergabe aus. Lediglich 15 Prozent der restlichen Banken erwarten einen Anstieg.
Bei Kreditanträgen müssen Unternehmen und Privatkunden zukünftig mit höheren Anforderungen rechnen. Nach der EY-Umfrage wollen 76 Prozent der teilnehmenden Institute schärfere Anforderungen an Dokumentationen und Sicherheiten stellen. 64 Prozent der Geldhäuser wollen für Neukunden die Kreditnebenkosten anheben. 43 Prozent der befragten Manager rechnen mit mehr Antragsablehnungen. Ebenso gehen 21 Prozent der Banken davon aus, keine neuen Kreditlinien mehr zu gewähren.
Es gibt aber auch andere Stimmungen, wie das Münchner Ifo-Institut kürzlich herausgefunden hat. Danach können Unternehmen wieder leichter an Kredite kommen. Im Dezember 2022 teilten Unternehmen mit, dass die Zurückhaltung bei der Kreditvergabe bei rund 30 Prozent läge. Im März 2023 lag die Zurückhaltung nur noch bei 22,7 Prozent. Wie Klaus Wohlrabe vom Ifo-Institut mitteilte, hätten die Turbulenzen der internationalen Banken danach keine großen Auswirkungen auf die Kreditvergabe in Deutschland.
Firmenpleiten sind im Jahr 2022 angestiegen
Wenn man die amtlichen Daten zugrunde legt, hat die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland insbesondere im vergangenen Jahr erstmals seit der Finanzkrise 2009 wieder zugenommen. 2022 wurde 14.590 Firmenpleiten gemeldet. Dabei handelt es sich um einen Anstieg um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Jahr 2021 wurde mit 13.933 Fällen der niedrigste Wert nach Einführung der Insolvenzordnung von 1999 gemessen. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass während der Corona-Krise von März 2020 bis Mai 2021 die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt worden war. Seit dem Jahr 2009 ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen stets zurückgegangen.
Konsumzurückhaltung wegen hoher Inflation
Gründe für die Unternehmensinsolvenzen im letzten Jahr waren die hohe Energiekosten und die Probleme mit den Lieferketten. Aber auch die hohe Inflation hat zu einer Konsumzurückhaltung bei den Kunden und Kundinnen gesorgt. Die aktuellen Kaufkraftverluste belasten auch heute noch viele Unternehmensbereiche. Dies teilte Frank Schlein als Geschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei CRIF mit.
Die größte Insolvenz betraf die Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof mit rund 17.000 Arbeitnehmern. Dahinter folgte die Insolvenz der MV Werften mit mehr als 2.000 Beschäftigten. Aber auch die Modekette Orsay und der Schuhhändler Görtz sind hiervon betroffen.