Die Deutsche Terminbörse oder kurz DTB existierte von 1990 bis 1998. Sie war eine Börse für den Handel von standardisierten Finanz-Derivaten. Als Nachfolger wurde die Deutsche Börse mit ihrem bekannten Xetra-System eingeführt.
Inhalt
Hintergrundinformationen zur Deutschen Terminbörse
Die DTB war seinerzeit die erste neue Börse, die nach dem Zweiten Weltkrieg hierzulande gegründet wurde. Träger dieser öffentlich-rechtlichen Institution war die DTB Deutsche Terminbörse GmbH. In vielen Bereichen betrat die neue Institution Neuland in der Bundesrepublik Deutschland. Hierzu gehörten beispielsweise
- die Börse zum ausschließlichen Handel von Finanz-Derivaten,
- die computerisierte Börse über alle regionalen Standorte hinweg,
- das integrierte Clearing, also eine Art Abwicklung mit Garantie der Erfüllung der Geschäfte,
- keine Kursfeststellung mittels eines amtlich bestellten Maklers,
- der Aufbau als geschützte Marke mit passenden Markenprodukten sowie
- sogenannte Market Maker, welche für eine Grundliquidität sorgen.
Der geschichtliche Hintergrund der Deutschen Terminbörse
Bereits vor der Gründung der Deutschen Terminbörse wurden an anderen Börsen hierzulande Derivate gehandelt. Dahinter wird ein gegenseitiger Vertrag verstanden, der seinen wirtschaftlichen Wert von einem beizulegenden Zeitwert einer marktbezogenen Größe ableitet. Diese Referenzgröße nennt sich Basiswert. Diese können aus Wertpapieren, wie zum Beispiel Aktien oder Anleihen bestehen, aber auch aus finanziellen Kennzahlen, wie zum Beispiel Zinssätze, Bonitätsratings oder Indizes. Ebenso kann es sich hierbei um Handelsgegenstände, wie zum Beispiel Rohstoffe, Edelmetalle bzw. Devisen handeln. Häufig wurden auch Optionsscheine gehandelt, die jedoch nicht standardisiert waren. Die Marktliquidität war meist in schwierigen Finanz- und Marktsituationen recht bescheiden.
Die Deutsche Terminbörse sollte daher als Spezialbörse eingesetzt werden. Diese war für den ausschließlichen Handel von diesen standardisierten Finanz-Derivaten verantwortlich. Der damalige Geschäftsführer der Berliner Börse, Jörg Franke, hatte den Auftrag erhalten, die neue Terminbörse zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen zu führen. Diesbezüglich stellte er ein Team aus Finanzexperten zusammen, die diese Aufgabe übernahmen und umsetzten.
Welche Innovationen bot die Deutsche Terminbörse?
Der größte Unterschied zu den bisherigen Parkettbörsen war, dass der Handel an der Deutschen Terminbörse kontinuierlich, also fortlaufend stattfand. Kursmakler brauchten hierzu nicht mehr eingeschaltet werden. Die neuen Market Maker waren diesbezüglich verpflichtet, jederzeit verbindliche Verkaufs- und Kaufangebote zu tätigen.
Die Deutsch Terminbörse war die erste vollelektronische Börse in Deutschland. Sie konnte die gesamte Marktliquidität auf einfache Weise bündeln. Diesbezüglich fand eine Zersplitterung auf den verschiedenen Börsenplätzen nicht mehr statt. Durch das zentrale und elektronische Orderbuch erreichten alle Teilnehmer eine hohe Transparenz. Sämtliche Finanzschritte konnten optimiert werden.
Zu den wichtigen Neuerungen gehörte auch, dass die DTB Deutsche Terminbörse GmbH eine Erfüllung aller Transaktionen garantierte. Das eigentliche Zahlungs- und Lieferungsrisiko fiel damit weg. Die Abwicklung sämtlicher Transaktionen wurde in ein besonderes elektronisches System integriert. Ebenfalls neu war es, dass mit der Deutschen Terminbörse nun eine deutsche Börse als Markentitel geschaffen wurde. Diese vertrieb eigene Markenprodukte. Noch bevor die DTB an den Start ging, wurde unter Wilhelm Brandt hierzu eine eigene PR-Stelle eingerichtet.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass sämtliche Innovationen der DTB bis auf die Integration der Abwicklung später auch auf den Nachfolger, der Deutschen Börse integriert wurde. Diese bietet bis heute das neue System Xetra an.
Hinter Xetra verbirgt sich ein börslicher Handelsplatz der Frankfurter Wertpapierbörse. Seit 2015 ist die Xetra mit einem Marktanteil von über 90 % in Bezug auf den Aktienhandel und bei börsengehandelten Fonds hierzulande der wichtigste und bedeutendste Börsenhandelsplatz.
Highlights der ehemaligen Deutschen Terminbörse
Die DTB Deutsche Terminbörse GmbH wurde im Jahr 1988 gegründet. Zu den Gesellschaftern gehörten seinerzeit 17 Banken. Die DTB GmbH war als Clearinghaus und Träger der DTB Deutsche Terminbörse ausgelegt. Seinerzeit war Rolf-E. Breuer Aufsichtsratsvorsitzender der GmbH und gleichzeitig Vorsitzender der Börse. Zu den Geschäftsführern gehörten Jörg Franke und Friedrich W. Wahl.
Der Handel der Deutschen Terminbörse startete am 26. Januar 1990. Zunächst wurden nur Optionen gehandelt. Später kamen noch Futures hinzu.
Bereits 1993 wurde die DTB Deutsche Terminbörse GmbH in die neu gegründete Deutsche Börse AG integriert bzw. eingegliedert. Interessant ist, dass die DTB Deutsche Terminbörse GmbH im Jahr 1998 mit der SOFFEX zur heute bekannten Eurex fusionierte.
Hinter SOFFEX verbirgt sich die Swiss Options and Financial Futures Exchange, einer Schweizter Derivate-Handelsplattform. Diese hatte bereits 1988 als weltweit erste vollelektronische Terminbörse mit Clearinghaus den Betrieb aufgenommen. Diese fusionierte ebenfalls 1998 mit der DTB zur Eurex.
Hinter Eurex verbirgt sich die European Excange, die weltweit größte Terminbörse für Finanz-Derivate. Es handelt sich um eine geschützte Marke, die Ihren Stammsitz im deutschen Eschborn als Eurex Frankfurt AG hat.
Die Umbenennung in Eurex
Die Deutsche Terminbörse wurde 1998 in Eurex umbenannt und arbeitet auch heute noch unter diesem Namen. Eurex ist eine Abkürzung und bedeutet European Exchange. Durch das System, mit dem der Terminmarkt der Deutschen Börse und der Schweizer Börse zusammengelegt wurde, können die Händler unabhängig von ihren Standorten die Order für den Verkauf oder den Einkauf in das System eingeben. Die Daten werden von dem Zentralrechner der Deutschen Terminbörse aufgenommen und wenn möglich umgehend mit anderen Aufträgen kombiniert. Im Grunde hat die Entwicklung von Eurex zu einer deutlichen Vereinfachung auf dem Börsenmarkt geführt, denn nun sind die Händler nicht mehr an einen Ort gebunden oder müssen direkt vor Ort sein, um einen Handel durchzuführen. Mit Hilfe der Computersysteme können Händler aus aller Welt an der deutschen Terminbörse handeln und ihre Arbeit erledigen. Dabei können sie überall auf der Welt sitzen und müssen nur mit dem System verbunden sein.
Die Clearing-Mitglieder
Um als Marktteilnehmer zugelassen zu werden muss der Händler eine Zulassung bei der Deutschen Terminbörse beantragen. Diese Zulassung wird in der Regel nur unter ganz bestimmten Bedingungen vergeben. In erster Linie muss die Person eine akzeptable Bonität nachweisen können. Das funktioniert mit Hilfe der bekannten Auskunfteien. Die Auskunfteien können von dem Händler selbst angeschrieben werden und sie müssen ihm eine Ausfertigung zusenden. Die Ausfertigung wird der Deutschen Terminbörse zur Verfügung gestellt. Zudem muss der Händler einen Nachweis zu Fachkenntnissen haben. Er muss sich im Bereich Termingeschäfte sehr gut auskennen oder zumindest eine technische Einrichtung besucht haben, die zur Abwicklung von Termingeschäften zulässig ist. Die Teilnehmer einer solchen technischen Einrichtung erhalten nach erfolgreichem Abschluss den General-Clearing-Mitglied Status. Aber sie können auch Direct-Clearing-Mitglied oder Nicht-Clearing-Mitglied werden. Mit der Clearing Lizenz kann das Mitglied nun an der Deutschen Terminbörse seine Geschäfte tätigen. Dabei kommt es auf den Status der Mitgliedschaft an. Die General-Clearing-Mitglieder können nicht nur für die eigenen Geschäfte, sondern auch für Kunden arbeiten, die keine Lizenz haben. Die Nicht-Clearing-Mitglieder können zwar an der Börse handeln, aber zum Abschluss muss ein anderes Clearing-Mitglied ins Boot geholt werden. Das General-Clearing Mitglied haftet immer für das Nicht-Clearing-Mitglied. Sobald die Bonität stimmt und auch der Clearing-Status geklärt ist, kann der Händler seine Arbeit aufnehmen und an der Deutschen Terminbörse seiner Arbeit nachgehen.
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