Eigentlich ist es eine etwas groteske Situation, die den Kreditmarkt derzeit beherrscht: Während die Eurokrise inzwischen schon zu Panikreaktionen an den Börsen führt und immer mehr Länder immer teurere Kredite aufnehmen müssen, scheint der Markt für Ratenkredite (und hier besonders der deutsche) weiterhin eine Insel der Seligen zu sein: Auch wenn bei den Tages- und Festgeldern der Zins-Trend mittlerweile deutlich nach oben zeigt, stagnieren die Zinsen für Kredite und Darlehen an Privatpersonen. Offenbar trauen sich die maßgeblichen Protagonisten (Banken und Sparkassen) nach wie vor nicht, an der Zinsschraube zu drehen.
Dass gerade das Segment der Verbraucherkredite von den aktuellen Verwerfungen auf dem Finanzmarkt vorerst verschont zu bleiben scheint, ist wohl primär auf den hohen Konkurrenzdruck zurückzuführen: Der Wettbewerb, den sich Filial- und Direktbanken mit Sparkassen und weiteren Kreditgebern liefern, ist hart. Was wiederum ein großer Vorteil für den Privatverbraucher ist: Wer einen Ratenkredit aufnehmen will, kann aus einer Vielzahl von Kreditangeboten wählen und dabei auch noch auf die Vorteile des Internets zurückgreifen, indem er das standardisierte Produkt Ratenkredit mühelos über den ganzen Markt hinweg vergleichen kann.
Nicht zuletzt fürchten wohl die meisten Banken die negative Außenwirkung, die eine Erhöhung der Kreditzinsen nach sich ziehen würde: Da viele Bankkunden vorrangig die Ratenkreditzinsen im Fokus haben, wird eine Zinserhöhung in diesem Bereich solange hinausgezögert, bis es sich tatsächlich nicht mehr vermeiden lässt. Der Ratenkredit gilt hier quasi als Zinsbarometer: Dreht hier eine Bank allzu sehr an der Zinsschraube, halten viele Kunden womöglich gleich die ganze Produktpalette für überteuert.
Ein Hintertürchen für eine Zinserhöhung halten sich die meisten Banken aber dennoch offen, wie die aktuelle Lage zeigt: Gerade bei Dispositionskrediten ist in letzter Zeit einiges in Bewegung geraten. Offenbar erhöhen viele Banken ihre Dispozinsen analog zu den Zinsen für Spareinlagen. Das Kalkül der Kreditinstitute dabei ist denkbar einfach: Da viele Verbraucher ihren Dispo ohnehin nicht als Kredit wahrnehmen, lassen sich entsprechende Maßnahmen nahezu unbemerkt und ohne große Proteste vollziehen.
Clevere Verbraucher können jedoch dieser negativen Entwicklung beim Dispokredit rechtzeitig Einhalt gebieten, indem sie ihren Dispo umschulden. Solange Ratenkredite noch so günstig verfügbar sind und die meisten Banken eine Zinserhöhung scheuen, lassen sich auf diese Weise noch rechtzeitig die persönlichen Finanzen konsolidieren. Wer weiß, was die kommenden Monate bringen.