Blickt man auf die neuesten Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB), könnte man den dort verkündeten erneuten Anstieg der ausgereichten Darlehen und Kredite um 2,6 Prozent für den Monat Februar zunächst als positives Zeichen einer weiteren konjunkturellen Erholung werten. Doch viele Experten sehen in der zunehmenden Kredit-Nachfrage und -Vergabe ein weiteres Indiz, dass die EZB mit der schon lange erwarteten Zinserhöhung jetzt endgültig Ernst machen wird.
Wie Reuters aktuell meldete, nahm die Kreditvergabe im Februar noch einmal geringfügig zu: Bereits im Januar war sowohl bei privaten wie geschäftlichen Krediten eine Steigerung um 2,4 Prozent zu verzeichnen. Bei den Unternehmenskrediten wuchs das Gesamtvolumen nach 18 Milliarden Euro im Januar auch im Februar noch einmal um weitere 16 Milliarden Euro.
Für Finanzexperten wie den ING-Chef-Volkswirt Carsten Brzeski könnte bereits das Ende der aktuellen Niedrigzinspolitik der EZB eingeläutet sein: „Das zeigt, dass der Wendepunkt im Kreditzyklus erreicht ist. Das spielt den Zinsfalken in der EZB in die Karten“. Äußerungen von EZB-Chef Trichet haben zudem die Spekulationen über eine geldpolitische Straffung und damit zusammenhängend über eine Zinserhöhung im April angeheizt. Aktuell bleibt aber zunächst noch abzuwarten, inwieweit sich die Japan-Katastrophe auf den Kreditmarkt und die Zinspolitik der EZB auswirken wird.