Bereits im Herbst bestimmte das Thema Dispokredite für kurze Zeit die Schlagzeilen. Nachdem auf Banken und Sparkassen massenweise Kritik wegen zu hoher Zinssätze niederprasselte, reagierten einige Anbieter mit teilweise spürbaren Zinssenkungen für diese Form der Kredite. Wie das Handelsblatt aktuell berichtet, könnte jedoch damit schon bald wieder Schluss sein. Angeblich steht schon bald wieder eine Erhöhung der Dispozinsen an – vor allem weil sich die Leitzinsen schon wieder nach oben bewegen und sich die Zinsen für Dispokredite gemäß der neuen Verbraucherkreditrichtlinie (VKR) daran orientieren müssen.
Das Groteske an der nun entstehenden Situation: Die Banken handeln bei ihren Überziehungskrediten streng nach den neuen Richtlinien. Laut einer Studie der Frankfurter Mano-Dienste, eine der führenden Analysten für Finanzkonditionen, binden 29 von 30 untersuchten Kreditinstituten ihre Zinsen an den Referenzzinssatz. Die Spanne zwischen Leitzins und Dispozins wird allerdings jeweils hausintern festgelegt. Das hat zur Folge, dass manche Großbanken oder Sparkassen teilweise mehr als 13 Prozent für einen Überziehungskredit verlangen.
Steigt nun, wie es sich bereits abzeichnet, der Leitzins, sind auch höhere Zinsen für den Dispokredit die Folge. Bei der Postbank beispielsweise ist diese Koppelung bereits in den Bedingungen für das Girokonto niedergelegt: Sobald ein Leitzins wie z.B. der Drei-Monats-Euribor um mehr als 0,20 Prozentpunkte steigt, „erhöht sich der Sollzinssatz um ebenso viele Prozentpunkte“, heißt es dort schwarz auf weiß.
Dass diese Praxis der Zinsanpassung gerade bei Verbraucherschützern auf harte Kritik stößt, lässt sich auch daran ablesen, dass die bei vielen Banken verbreitete Zinsanpassung nach dem so genannten billigen Ermessen bereits einige Male abgemahnt wurde. Für viele Verbraucher hört sich die Bezeichnung „billig“ im Zusammenhang mit Dispozinsen ohnehin wie blanker Hohn an.
Kenner des Kreditmarktes mahnen bereits jetzt, dass die neue VKR vor allem „transparent steigende Dispozinsen“ zur Folge haben werde. Deshalb stehe gerade auf Seiten der Politik eine Vorschrift zur Begrenzung des Abstandes zwischen den Überziehungs- und Referenzzinssätzen dringend auf der Agenda.
Bis zur Realisierung dieses Vorhabens dürfte erfahrungsgemäß noch einige Zeit vergehen. Kunden, denen die Zinsen für ihren Dispo deutlich zu hoch sind, seien deshalb abschließend ein paar Tipps und Anregungen mitgegeben: Auch ein Dispokredit ist nicht in Stein gemeißelt, jede Bank hat gewisse Verhandlungsspielräume. Gerade langjährige Kunden mit guter Kapitalausstattung und entsprechender Bonität können so den einen oder anderen Prozentpunkt runterhandeln.
Auch weniger vermögende Verbraucher haben noch immer die Möglichkeit, sich für einen deutlich günstigeren Rahmen- oder Ratenkredit zu entscheiden, bevor der Dispo zum Dauerärgernis wird. Nicht zuletzt steht es jedem Bürger frei, sich nach einem umfassenden Bankenvergleich für einen deutlich günstigeren Anbieter für Dispokredite zu entscheiden.