Auch angesichts aktueller Rekordmeldungen aus Konjunktur und Wirtschaft scheint das Problem Verschuldung nicht aus der Welt zu schaffen sein – die Situation verschärft sich noch eher: Wie die aktuellen Zahlen der Auskunftei Bürgel verraten, ist die Zahl der Privatinsolvenzen weiter am steigen. Laut dem Bürgel Schuldenbarometer mussten im ersten Halbjahr 2010 bereits 69.417 Personen in Deutschland private Insolvenz anmelden. Insgesamt sei für das Gesamtjahr mit 140.000 Privatinsolvenzen zu rechnen, noch einmal 3.000 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2007.
Ein genauer Blick auf die Details der Auswertung macht deutlich, dass es auffällige Unterschiede gibt, was das Problem der Überschuldung von Privatpersonen betrifft – nicht nur regional, sondern auch nach Alter und Geschlecht. Vor allem die nördlichen Bundesländer schneiden schlecht ab – allen voran Bremen mit 167 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohnern. In Bayern (63 je 100.000 Einwohner), Baden-Württemberg und Thüringen (je 68) wurden von dem Hamburger Spezialisten für Bonitätsinformationen hingegen vergleichsweise moderate Zahlen konstatiert.
Ein weiteres Phänomen setzt sich mittlerweile als Trend fort: Von einer Privatinsolvenz sind vor allem Männer betroffen – und zwar quer durch (fast) alle Altersklassen. Insgesamt 58,94 Prozent aller bis Juli gemeldeten Privatinsolvenzen betreffen Männer. Einzig bei den 18- bis 25-jährigen Bundesbürgern ist der Frauenanteil mit 53,41 Prozent höher. Besonders beunruhigend: Gerade in dieser Altersklasse ist die Zahl der Insolvenzfälle mit 47,89 Prozent besonders eklatant angestiegen. Hier wirken sich laut Einschätzung der Bürgel-Experten nicht nur die klassischen Faktoren wie Arbeitslosigkeit oder gescheiterte Selbstständigkeit negativ auf die persönlich finanzielle Lage aus: Auch unpassendes Konsumverhalten, Sorglosigkeit in Geldangelegenheiten und ein zu geringer Spielraum für Kredite und Finanzierungen gehört bei vielen jungen Leuten zu den Hauptursachen für das Abdriften in die Privatinsolvenz.