Seit dem Inkrafttreten der neuen Verbraucherkreditrichtlinie ist der Markt für Verbraucherkredite massiv in Bewegung gekommen. Bereits nach knapp zwei Monaten lässt sich deutlich mehr Transparenz und Kundenfreundlichkeit bei der Vergabe von Ratenkrediten feststellen. Dass jedoch gerade im Bereich der Zusatzversicherungen noch längst nicht alles Gold ist, was glänzt, hat jetzt die ING-DiBa in einer interessanten Vergleichsrechnung zum Ausdruck gebracht.
Die Hauptursache für die nach wie vor herrschende Problematik, dass Banken mit einer Restschuld- oder anderen Zusatzversicherung bis zu doppelt so hohe Gesamtbeträge abkassieren können, liegt darin, das viele Anbieter nach wie vor nicht darauf hinweisen, dass eine Restschuldversicherung eine freiwillige Leistung ist, die mit dem eigentlichen Darlehen gar nicht verknüpft sein darf. Manche Banken nutzen die Unkenntnis ihrer Kunden dahingehend aus, dass sie teure und meist unnötige Zusatzpolicen verkaufen, ohne die damit verbundenen zusätzlichen Kosten in den Effektivzins zu integrieren. Weil es schwer ist, den Nachweis zu führen, ob eine Bank bei den Zusatzversicherungen trickst oder nicht, müssen Kreditnehmer also auch angesichts der neuen Rechtslage nach wie vor selbst darauf achten, dass ihre Kreditkosten dank der Zusatzversicherungen nicht noch weiter in die Höhe klettern.
Lässt man nämlich diese Extra-Summen in den Effektivzins einfließen, zeigt sich, dass sich dadurch die Kosten stark erhöhen. In der Vergleichsrechnung der ING-DiBa wird dies bei einem 10.000 Euro Ratenkredit mit fünfjähriger Laufzeit und einem Effektivzins von 6,70 Prozent (fester Sollzins: 6,50 Prozent) besonders deutlich. Hier beträgt die monatliche Kreditrate 195,66 Euro, so dass der Kunde insgesamt Zinsen in Höhe von rund 1.740 Euro an die Bank zahlen muss. Wenn aber noch ein monatlicher Aufpreis von 29 Euro für die Zusatzversicherung dazugezählt wird (Mann, 45 Jahre alt), verdoppeln sich die Kreditkosten. Wie in der Grafik zu sehen ist, verteuert sich der Kredit noch einmal um insgesamt 1.740 Euro (60 Monate mal 29 Euro) – also exakt um 100 Prozent. Folgerichtig müsste auch der Effektivzins mit 13,17 Prozent angegeben werden.
Generell betrachtet ist der Nutzen von Zusatzversicherungen ohnehin fragwürdig. So tilgt die Restschuldversicherung im Todesfall nur den jeweiligen Saldo des Ratenkredits. Auch bei der Versorgung der Hinterbliebenen oder einer privaten Arbeitslosenversicherung reichen die Zusatzversicherungen für Ratenkredite nicht an die Leistungen spezieller Policen, wie sie z.B. Risikolebensversicherungen bieten, heran. Ein direkter Vergleich macht deutlich, dass eine solche Police die beschriebenen Ausfallrisiken ohnehin besser und günstiger absichern kann als eine Zusatzversicherung für Ratenkredite.