Seit kurzem gilt die neue EU-Verbraucherkreditrichtlinie, in Brüssel auch gerne als “Einheitlicher Markt für Verbraucherkredite” bezeichnet. Dahinter steckt die Intention, dass alle EU-Bürger auch länderübergreifend Kredite aufnehmen und dadurch auch auf günstigere Kreditkonditionen hoffen können. Das Ziel: Ein verbraucherfreundlicher gesamteuropäischer Kreditmarkt.
Doch ein Praxistest zeigt, dass es wohl bei der Idee bleiben wird. So verlockend manches Angebot aus dem Ausland auch klingen mag: Vergeben wird ein Kredit erst, nachdem die Bonität des Kreditnehmers geprüft wurde. Da es aber keine Kooperation zwischen den Auskunftsbehörden der EU – in Deutschland wäre die Schufa zuständig – gibt, scheitert hier die Kreditvergabe. Für Max Herbst, Geschäftsführer der Finanzberatung FMH steht bereits jetzt fest: “Es wird auch in Zukunft nicht zu einer grenzüberschreitenden Kreditaufnahme kommen.”
Dabei könnte sich die Vereinheitlichung des Marktes für Verbraucherkredite aus Kundensicht durchaus lohnen. Zwischen den Kreditkonditionen der einzelnen Mitgliedsstaaten liegen oft Welten: In Finnland beispielsweise lag der durchschnittliche effektive Jahreszins für Konsumentenkredite im Jahr 2009 bei gerade mal sechs Prozent. Während man in Deutschland mit etwa acht Prozent zu rechen hatte, waren es in Italien 9,4 und in Portugal sogar zwölf Prozent.
Immerhin wurde jetzt durchgesetzt, dass die Informationen rund um die Kreditvergabe EU-weit vereinheitlicht werden. Das bedeutet unter anderem, dass jeder Kreditvertrag ab sofort eine zehnseitige Infobroschüre enthält und auch die Werbung ab sofort auf so genannte Lockvogelangebote verzichten muss. Dennoch ist aller Regulierung zum Trotz die Kreditvergabe in den einzelnen EU-Ländern von sehr ungleichen Methoden bestimmt. So muss selbst Finanzexperte Herbst einräumen: “Ich wüsste nicht, wie man Verbraucherkredite aus Deutschland seriös mit den Tarifen in anderen Ländern vergleichen könnte.” Kein Wunder, dass es den Verbrauchern erst recht nicht gelingt.