Man hat es ja schon immer geahnt, aber als Verbraucher ist man meist der Gelackmeierte. Gäbe es nicht Institutionen wie Stiftung Warentest oder die Verbraucherzentralen, wären die am Konsumenten begangenen Mauscheleien und Schiebereien wahrscheinlich noch dreister. Aber auch die aktuell von den beiden Organisationen präsentierten Zahlen aus dem Bereich Kredit- und Finanzwesen sind Grund genug, Alarm zu schlagen: So entstehen den deutschen Verbrauchern laut Berechnungen der beiden Kontrollinstanzen jährlich finanzielle Schäden in Höhe von über 700 Millionen Euro allein durch ineffiziente Riester-Verträge, zu hohe Zinsen für Dispositionskredite und fast schon frech zu nennende Fremdabhebegebühren. Damit sich diese Fehlentwicklungen zukünftig nicht noch weiter verstärken, soll der Verbraucherschutz – so die Forderung der beiden Organisationen – zukünftig in der Finanzaufsicht verankert werden.
Wie Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest erklärte, reiche es nicht allein, vernünftige Gesetze zu machen: „Die Einhaltung der Gesetze muss gerade auch bei Finanzprodukten kontrolliert werden. Schließlich hat der Kunde kaum eine Chance, die Versprechungen der Anbieter selbst auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen“, so der bekannte Verbraucherschützer bei der Präsentation der neuesten Berechnungen. Gerd Billen vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbz) ergänzt: „Die Beispiele zeigen systematisches Marktversagen zulasten der Verbraucher. Einzelmaßnahmen reichen da nicht aus. Die Bundesregierung muss den Verbraucherschutz endlich auch in Deutschland effektiv in der Finanzaufsicht verankern.“
Ein eklatantes Beispiel für das Versagen von Eigenkontrollmaßnahmen durch den Markt sind unter anderem die deutlich überhöhten Dispozinsen. Obwohl die Banken derzeit besonders günstig an Geld kommen, wird dieser Vorteil nicht an den Kunden weitergegeben: Während der Leitzins der Europäischen Zentralbank im September 2008 noch bei 4,25 Prozent lag, betrug er im Februar 2010 nur noch etwa ein Prozent. Gleichzeitig sanken die Zinsen für Überziehungskredite an private Haushalte im gleichen Zeitraum nur von durchschnittlich 11,98 auf 10,28 Prozent. Daraus ergibt sich eine Differenz zwischen der Absenkung des Leitzinses und der Dispozinsen um 1,55 Prozentpunkte. Gemessen an einem Kreditvolumen von rund 41,8 Milliarden Euro im Februar 2010, liegt der finanzielle Schaden für den Verbraucher bei etwa 650 Millionen Euro jährlich.