In der internationalen Handelssprache – dem Englischen – auch als Fourth Market bezeichnet, stellt der
vierte Markt einen Handelsplatz von Wertpapieren außerhalb der eigentlichen Börse statt. Dabei ist
festzuhalten, dass die Wertpapiere selbst aber börsennotiert sind und keinen Angeboten des grauen
Marktes entsprechen. In der Regel findet dieser Kauf beziehungsweise Verkauf der Anlagen zwischen
Großanlegern statt – oft besteht ein institutioneller Hintergrund.
Inhalt
Charakteristik
Das elementarste Kennzeichen des vierten Marktes ist der Handel von Wertpapieren über
Computernetzwerke. Diese sind – obgleich die Angaben auf dem Börsenparkett topaktuell sind – noch
direkter als der „normale“ Weg eines Anlagenkaufs beziehungsweise -verkaufs. Dabei fallen somit die
Übermittlungen in die verschiedenen Börsensysteme weg. Des Weiteren zeigt sich der vierte Markt vor
allem bezüglich großer Einsatzsummen als prädestiniert. Ohne für verschiedene Instanzen einsichtig zu
sein, können die Finanzgeschäfte ohne große Aufmerksamkeit und ohne präsenten Medienfokus vollzogen
werden. Aus diesem unmittelbaren Finanzverkehr werden ebenso Broker und andere
Vermittlungsinstanzen ausgeschaltet. Dies wiederum bringt eine enorme Ersparnis, weil diese Personen
meist nach Prozentangaben der Verhandlungssumme bezahlt werden – und diese ist auf dem vierten
Markt oft deutlich höher. Zudem tätigen Unternehmen nicht nur selten einmalige Finanzaktivitäten, sondern
sind im steten Handel mit Wertpapieren. Der reine Ertrag jeder Finanzaktion geht somit vollständig in die
Unternehmenskasse und wird nicht an verschiedene Beteiligte ausgeschüttet. Nebenbei schenkt dieser
Schachzug abseits des Parketts eine intime Vertrautheit und ein auserwähltes Wissen um jedwede
Transaktion. Für kompetente Anleger – gerade in unternehmerischer Hinsicht – bietet der vierte Markt
somit folgende Vorzüge:
- Ersparnis von Maklergebühren
- Diskrete Finanzgeschäfte für Unternehmen
- Einsatz von hohen Geldbeträgen
- Direkte Geschäftsbeziehungen
- Einsparung an Wechselgebühren
Zudem verhindert der vierte Markt eine Verzerrung der wahren Börsenpreise, welche von einigen
Einflussfaktoren mehr abhängig sind. Auch das Börsenvolumen bleibt bei dieser Art der zielbewussten
Aktivität auf dem Finanzmarkt nahezu unabhängig und frei.
Hinweis: Anleger in diesem neuen Börsensegment sollten eventuelle Risiken bedenken. Kleinere
Unternehmen sind viel größeren finanziellen Gefahren ausgesetzt – vor allem durch die Höhe der
Anlagesummen.
Besonderheit des Vierten Marktes
Oft werden auf dem Vierten Markt Sicherheiten zwischen Institutionen und Privatanlegern gehandelt. Dies
geschieht stets abseits der großen Bühne des Börsenparketts. Dafür stehen in ausgewählten Standorten
wie der New York Stock Exchange (NYSE) separate Räumlichkeiten zur Verfügung. Ob hier oder von
einem anderen Zugang aus werden diese Finanzgeschäfte über einen Rechner und das damit verbundene
Computernetzwerk erfolgen Im Vergleich zu den anderen drei Märkten weist der vierte Markt zwar
ähnliche Handelsmechanismen sowie technologische Hilfsmittel auf, steht jedoch nicht den öffentlichen
Angeboten des Wechselgeschäftes zur Verfügung. Ähnlich privater Märkte stehen die finanziellen
Handelsoptionen lediglich unternehmerischen Investoren zur Verfügung. Dieser Handel One-to-One senkt
dabei anfallende Transaktionskosten. Außerdem verspricht der Vierte Markt seinen Investoren
verschiedenartige Sicherheiten, sodass branchenspezifische Handelsaktionen realisiert werden können.
Hinweis: Aufgrund manch fehlender Transparenz, welche von den Unternehmen dank erhöhter
Sicherheiten jedoch bereitwillig in Kauf genommen wird, besteht ein Vergleich des Vierten Markts – Fourth
Market – mit den Dark Pools.
Die Plattformen können dabei von unabhängigen Unternehmen oder den Investoren am Markt selbst
eingerichtet werden. Aufgrund verschiedener Absichten variieren die Liquidität sowie das Anlagevolumen
durchaus stark – es kann jedoch ausgegangen werden, dass es sehr viel höher als bei den anderen
Märkten liegt.
So stehen ihm noch weitere Märkte als alternative Handelsplattformen gegenüber:
- Erster Markt – Der Primärmarkt handelt vorwiegend mit börsennotierten Aktienunternehmen, welche über
Investoren, Broker oder Banken für einen Privatanleger entsprechend verlockend erscheinen.
Insbesondere fällt sofort auf, dass die entsprechenden Anlagen als so genannte Long Term Instruments
bezeichnet werden. Firmen, Regierungen sowie öffentliche Institutionen erhöhen mittels dieser Wertpapiere
ihre eigenen Funds und erweitern den Ertrag durch einen Einsatz von Investmentbanken,
Finanzgesellschaften oder Sicherheitsbrokern. Für den Amtlichen Handel (ATX) müssen Unternehmen ein
Mindestvolumen von 2,9 Millionen Aktien vorweisen. Von denen müssen Wertpapiere im Wert von minimal
725.000 Euro für den Privatanleger verfügbar gemacht werden. Zudem erfolgt die Rechnungslegung
folgend per International Accounting Standard (IAS), was der Vergleichbarkeit der einzelnen Unternehmen
am Markt dient.
- Zweiter Markt – Als klassischer Stock Exchange bekannt, werden am Zweiten Markt so genannte Second
Hand Listings gehandelt. Die Organisation erfolgt über Kauf und Verkauf – es ist das legendäre Bild einer
Börse, bekannt aus Spielfilmen und Reportagen. Bond Market, Stock Market, Trading, Wechselgeschäfte,
Over-the-Counter (off-Exchanges) und Optionen finden hier ihre breit gefächerte Massenanwendung. Mit
einem klaren Blick auf Veränderungen, Kursentwicklungen sowie aktueller Angebote wird er auch als
Aftermarket beschrieben. Fälschlicherweise als Sekundärmarkt benannt, bezeichnet der Zweite Markt
somit ein vertikales Börsensegment unterhalb des geregelten Marktes (auch Amtlicher Markt).
- Dritter Markt – Als dritten Markt bezeichnet man den von der Wiener Börse AG betriebenen ungeregelten
Markt. Als multilaterales Handelssystem (MTF) bindet er die Wertpapiere mit ein, welche keine Zulassung
für den Amtlichen Handel vorweisen können. Damit fungiert der dritte Markt als Aktionsareal für eher kleine
beziehungsweise mittelständische Unternehmen, welche keinen Zugang zu ihren heimischen Börsen
ermöglicht bekommen. Die Grundidee liegt dabei in der Finanzierung an der Börse – die Zinsen momentan
sehen diesbezüglich eher geringe Erträge vor. Bei einer Eigenkapitalbasis von 20 bis 40 Prozent lockt
diese Form der Finanzierung vor allem junge wachstumsorientierte Unternehmen. In der zweiten Phase
nach der Gründung steht einem Listing somit nichts im Wege. Der Zugang zum dritten Markt ist mit einer
Erstemission von 5.000 Euro regelrecht günstig, die Publikationspflicht fällt zudem deutlich geringer aus.
Hinweis: Es ist immer zu beachten, dass die Börse vom Handel lebt. Aufgrund von fehlender Liquidität oder
mangels Händlern wird der jeweilige Markt stärker in die statische als in die dynamische Entwicklung
gehen. Der Anreiz der Märkte ist vergleichbar mit den hiesigen Sportligen – weniger Kursentwicklung und
geringere Highlights halten die Masse der Anleger fern. Aus diesem Grund sollte in den unteren Märkten
mit Hinblick auf einen festgelegten Zeitraum – einmal die Woche an einem festen Tag beispielsweise – ein
Highlight geschaffen und auf den täglichen Handel verzichtet werden. Bei wenigen Handelstagen steigt
automatisch die Liquidität.
Die Ad hoc Pflicht der Publikationen jeglicher Neuerungen stellt vor allem die kleineren Unternehmen vor
eine enorme Aufgabe – insbesondere aus zeitlicher Sicht. Der dritte sowie vor allem der vierte Markt
ermöglichen einen lockeren und entspannten Umgang mit dieser Vorgabe. Die terminbasierten
Handelstage schenken somit neuen oder kleinen börsennotierten Firmen ein erweitertes zeitliches
Aktionsfenster. Vor allem in Hinblick auf das Risikomanagement der Firmen spielt der Vierte Markt eine
entscheidende Rolle – Swap-Optionen sowie Derivate stellen hierbei Wertpapiere mit großem Potenzial bei
gleichzeitig geringem Handelsrisiko für die Unternehmen dar.