Mit Mammonismus bezeichnet man die übertriebene Herrschaft des Geldes. Es handelt sich hier um einen wirtschaftsphilosophischen Kampfbegriff theologischer Herkunft. Dieser wurde ursprünglich zur abwertenden Beschreibung von Personen, gesellschaftlichen Gruppen und Nationen und heutzutage vor allem für das globale Finanz- und Wirtschaftssystem verwendet. Dies um sie zu brandmarken, wenn sie scheinbar allzu geldgierig handeln. Mit dieser Definition ist der Begriff Mammonismus eigentlich ausreichend beschrieben. Wer sich näher für dessen Ursprung und Auslegung interessiert, sollte einfach weiterlesen.
Inhalt
Woher stammt der Begriff?
Mammonismus ist eine Ableitung des Worts Mammon, das wiederum aus der vorchristlichen Zeit stammt und aramäisch-lateinisch-griechischen Ursprungs ist. Zunächst war Mammon ein wertungsfreies Synonym für Vermögen, erst später bezeichnete er auch einen unrechtmäßig und egoistisch erworbenen Gewinn – eine Klassifizierung, die bis zum heutigen Tag gilt. Wem heute vorgeworfen wird, dem „schnöden Mammon“ zu frönen, von dem hat man keine allzu gute Meinung, denn er hat nur die Vermehrung seines Vermögens im Sinn – notfalls auch auf Kosten seiner Mitmenschen.
Der religiöse Mammonismus
Der Mammonismus kann im philosophischen Sinn mit einer Religion insofern gleich gesetzt werden, als auch hier ein Götze angebetet wird. Dieser Götze hört auf den Namen Geld. Schon die Christen wie auch alle anderen Weltreligionen sehen den Mammonismus kritisch. So heißt es in der Bibel:
Niemand kann zwei Herren dienen: Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. (Matthäus 6,24)
Vor allem aufgrund dieser Bibelstelle werden die Begriffe Mammon und Mammonismus in unserem Kulturkreis bis zum heutigen Tag ausschließlich im negativen Sinn verwendet. Wer den „Mammon“ verehrt, weiß Geld nicht nur zu schätzen – denn diese Ansicht hat wohl Jeder. Für einen Mammonisten zählt nichts Anderes als der Gelderwerb, alle anderen Dinge im Leben ordnet er diesem einen Ziel unter. Ein wahrer Mammonist ist folglich immer auch ein Atheist, denn er folgt einem areligiösen Glaubensbekenntnis, Die Ideologie des Mammonismus ist letztlich eine wirtschaftsliberale, denn sie lässt sich in diesen drei Grundregeln zusammenfassen:
- Vorhandenes Geld muss sich vermehren.
- Der Markt hat immer Recht, vor allem wenn er unreguliert ist. Markteingriffe sind daher grundsätzlich schädlich.
- Erst und nur dann wenn es den Reichen gut geht, kann es auch dem Rest gut gehen.
Mammonismus und das Wecken von Bedürfnissen
Der Mammonismus ist eng verbunden mit dem Konsum und kann seine Wirkung nur zusammen mit ihm voll entfalten. Wenn der Mammonismus als Ersatz-Religion beschrieben wird, sind die Werbetreibenden dessen Prediger, die Fetische erschaffen und anpreisen (Markenimage). Sie wecken damit übertriebene Bedürfnisse bei den Konsumenten nach unnützem und unmäßigem Konsum. Dies ist auch der Hauptgrund dafür, dass mittlerweile fast zehn Prozent der deutschen Haushalte als überschuldet gelten – und jährlich werden es mehr. Insbesondere Jugendliche landen aufgrund nicht lebensnotwendiger Konsumschulden etwa beim Versandhandel oder durch Mobilfunkverträge in der Schuldenfalle.
Was fällt unter den Begriff Mammonismus?
Unter Mammon versteht man nicht nur das Zahlungsmittel Geld, sondern jede Art von Besitz und Vermögen. Insbesondere in der wirtschaftsphilosophischen Bewertung werden die Finanzwelt sowie die internationale Währungs- und Wirtschaftsordnung mit ihren negativen Begleiterscheinungen und Auswirkungen als sichtbarste Verkörperung des Mammonismus angesehen. Nach Meinung vieler Wirtschaftshistoriker ist die gesamte Welt auf dem Weg in den allumfassenden Mammonismus, denn Geld entwickelt sich in zunehmend mehr Gesellschaften langsam zum einzigen Lebenszweck.
Mammonismus und seine Kritiker
Der Begriff Mammonismus wurde und wird vor allem von sozialistischen Systemen sowie von Wirtschaftswissenschaftlern und Philosophen verwendet, die eher dem politisch linken Spektrum zuzuordnen sind. Insbesondere realsozialistische Staaten wie die DDR oder die Sowjetunion sprachen oft und gerne vom Mammonismus, um damit den kapitalistischen Westen moralisch zu diskreditieren. Aber auch Kirchen, Globalisierungsgegner und Islam-Wissenschaftler verwenden den Begriff Mammonismus gerne, um das nicht-religiöse, westlich-kapitalistische Wirtschaftssystem anprangern. Die Hauptkritik zielt darauf ab, dass für Mammonisten innerhalb der gesetzlichen Bestimmungen keinerlei moralische Beschränkungen beim Bestreben Geld anzuhäufen existieren. Das Glaubensbekenntnis des Mammonismus lässt sich also in diesem schlichten Satz zusammenfassen:
Geld regiert die Welt
Typisches Merkmal des Mammonismus ist dessen Haltung, dass das Anhäufen von Vermögen – sei es durch Staat, Finanzunternehmen oder auch durch Privatpersonen – ohne jegliche Rücksichtnahme auf andere Interessen oder die Interessen anderer unbeschränkt, überall, jederzeit und unabhängig von der jeweiligen Situation stattfinden darf.
Kritik am Mammonismus
Die sozialistische Wirtschaftsordnung verwendet den Begriff Mammonismus gerne, um der freiheitlichen Wirtschaftsordnung den Vorwurf zu machen, dass dort sowohl in der Gesellschaft als auch in Privathaushalten der kapitalistische Mammonismus auf Kosten schwacher Personen und Unternehmen regiert. Der Reiche ist demzufolge nur reich, weil er sich auf Kosten der Armen bereichert. Das Anhäufen von Vermögen verfolgt im Mammonismus keinem höhergestellten Ziel, sondern geschieht um Seiner selbst wegen. Der Ruf des Begriffs Mammon ist derart miserabel, dass er sogar beispielsweise im weltberühmten Theaterstück „Jedermann“ als Dämon auftritt, der den Reichtum symbolisiert. Der will den Mensch dazu bringen, möglichst geizig gegenüber seinen Mitmenschen zu handeln und notfalls auch über Leichen zu gehen, um dadurch ein möglichst großes Vermögen anzuhäufen.
Mammonismus und Manchesterkapitalismus
Die Bezeichnung Manchesterkapitalismus wurde vom Begriff Mammonismus entlehnt und steht für ein besonders rücksichtsloses, unternehmerisches Handeln auf Kosten der Angestellten. Finanzwissenschaftler und Kapitalismuskritiker des linken Lagers titulieren mit den beiden synonym gebrauchten Begriffen politische Systeme und Wirtschaftsordnungen, die vom Geld beherrscht werden und in denen die Arbeiter zugunsten der Reichen hemmungslos ausgebeutet werden und verelenden. Beide Begriffe prangern also die Geldgier und die überzogene Schöpfung von Geldquellen sowohl durch einzelne Besitzende als auch durch die Gesellschaft als Gesamtheit an. Diese Geldgier geht immer zu Lasten Einzelner, gesellschaftlicher Gruppen oder sogar ganzer Nationen. Wenn sich also beispielsweise eine hochentwickelte Industrienation an den Ressourcen eines wirtschaftspolitisch wehrlosen Dritte-Welt-Land bereichert, dann handelt es sich sowohl um Mammonismus als auch um eine Form des Manchesterkapitalismus.
Mammonismus als ethisches Problem
Der Begriff Mammonismus beschränkt sich nicht nur auf die Anhäufung von Vermögenswerten. Dazu gehört auch der damit einhergehende Verfall der Moral und der guten Sitten. Denn es gilt als unethisch und Zeichen von Selbstsucht, sich auf Kosten anderer zu bereichern. Selbst existenzielle Probleme, welche den gesamten Planeten Erde betreffen wie etwa die Bewahrung der Natur, der Klimaschutz oder ein friedliches Miteinander von Nachbarn oder Staaten spielen ebenfalls keine Rolle für den waschechten Mammonisten. Dies lässt sich beim Börsengeschehen tagtäglich beobachten. Denn auch die Ursache des großen Börsencrashs 2008 war Mammonismus, da der übertriebenen Geldgier global agierender Finanzinstitute zuzuschreiben.
Der moderne Mammonismus
Heute werden vor allem gierige Politiker, Aufsichtsräte, Versicherungen und Geldinstitute mit dem Begriff Mammonismus belegt. Und dies seit der Finanzkrise 2008 im verstärkten Maße. Nur Kapitalismus-Kritiker verwenden heutzutage diesen Begriff. Allerdings sollte bei allen Warnungen vor einer grenzenlosen Zunahme des globalen Mammonismus berücksichtigt werden, dass diese bereits seit Jahrhunderten existieren. Bereits Luther warnte vor dem Überhandnehmen des unchristlichen Mammonismus – und das vor rund 500 Jahren.
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