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Was bedeutet Vorfinanzierung?
Eine Vorfinanzierung liegt immer dann vor, wenn man Kredite mit vergleichsweise kurzer Laufzeit aufnimmt, die im Grunde genommen nur dazu dienen, die Entwicklungen am Zinsmarkt zu beobachten. Sinken die Zinsen, so werden die kurzfristigen Darlehen durch langfristige ersetzt, sodass der Darlehensnehmer die niedrigen Zinssätze voll nutzen kann. Die kurzfristigen Darlehen dienen dann nur als Vorfinanzierung. Im wirtschaftlichen Bereich spricht man hingegen von einer Vorfinanzierung, wenn Material und Arbeitskraft bezahlt werden, bevor ein Kunde seine Rechnung beglichen hat. In diesen Fällen tritt der Anbieter in Vorleistung, finanziert die Waren also erst einmal vor. Diese Vorfinanzierung ist allerdings nur in gewissen Maßen möglich, eine unbeschränkte Vorfinanzierung wird hier nicht möglich werden.
Eine Vorfinanzierung wird meist dann verwendet, wenn man Kredite mit einer kurzen Laufzeit aufnimmt. Im Grunde genommen dienen diese dann hauptsächlich nur dazu, den Zinsmarkt im Auge zu behalten. Sinken die Zinsen, hat man die Möglichkeit, das kurzfristige Darlehen durch ein Langfristiges Darlehen zu ersetzen und dabei von den günstigeren Zinsen zu profitieren. Kurzfristige Darlehen werden demnach meistens für eine Vorfinanzierung verwendet. Im Handwerksbereich wird sehr oft Material durch eine Firma vorfinanziert, welches dann nach Erledigung des Auftrages dann erst vom Kunden bezahlt wird. Diese Vorfinanzierung ist allerdings relativ kurz.
Eine Vorfinanzierung wird im Geschäftsleben genutzt. Egal, ob kleine Betriebe, oder große Unternehmen. Die Vorfinanzierung ist ein wichtiger Weg, um erst später verfügbare Produkte oder Dienstleistungen vorab zu finanzieren. Außerdem wird die Vorfinanzierung dann genutzt, wenn die tatsächliche Finanzierung noch nicht geregelt, bzw. noch nicht abschließend vereinbart werden konnte. Vorfinanzierungen werden häufig auch als Zwischenfinanzierungen bezeichnet. Im Sinne des BGB (§ 488 Abs. 1) ist eine Vorfinanzierung ein Kredit. In bankrechtlicher Hinsicht unterliegt die Vorfinanzierung damit dem Kreditbegriff des KWG (§ 19 Abs. 1).
Vorfinanzierung in der Produktion
In der Produktion ist die Vorfinanzierung eine übliche Art der Fremdfinanzierung. Bevor die hergestellten Waren und Güter verkauft werden können, müssen sie erst hergestellt werden. Da das Geld für diese Produkte erst nach der vollständigen Herstellung an den Produzenten fließt, müssen die Produkte vorfinanziert werden. Dies geschieht häufig über eine Fremdfinanzierung von außen. Früher war dies meist ein Bankkredit. Heute gibt es auch die Möglichkeit, die Vorfinanzierung für eine Produktion über eine Schwarmfinanzierung, das heißt, über Crowdfunding, vorzunehmen. Dies erspart auf der einen Seite die Bankzinsen. Auf der anderen Seite ist jedoch nicht gesagt, ob ein solches Projekt vollständig finanziert werden kann.
Vorfinanzierung von Dienstleistungen
Vorfinanzierung gibt es nicht nur in der Produktion, sondern auch im Bereich der Dienstleistungen. Dies gilt z.B., wenn bestimmte Geräte angeschafft werden müssen, wie Computer, technisches Equipment, Büromöbel und vieles mehr. Auch hier kommt die Vorfinanzierung als Fremdfinanzierung in Frage. Dies vor allem dann, wenn noch nicht genügend Eigenkapital vorhanden ist, wie dies z.B. häufig bei einem StartUp der Fall ist. Gründer, die Dienstleistungen vorfinanzieren möchten, sollten sich darüber im Klaren sein, dass nicht jede Bank sich auf diese Finanzierung einlässt, und Geld dafür verleiht. Fördermittel für Gründer könnten deshalb hier die bessere Möglichkeit der Vorfinanzierung sein.
Vorfinanzierung vor Abschluss der endgültigen Finanzierung
Eine Vorfinanzierung wird häufig aufgenommen, um für die Zeit bis zum vollständigen Abschluss einer endgültigen Finanzierung liquide zu sein. Dies kann der Fall sein, wenn eine große Finanzierungssumme aufgenommen wird, die Bank aber noch einiges prüfen muss, bis der Kredit final zugesagt und vergeben werden kann. Die Vorfinanzierung ist dann meist niedriger als die endgültige Kreditsumme. Sie bietet dem Kredit aufnehmenden Betrieb aber die Möglichkeit, die Zeit bis zur endgültigen Kreditvergabe zu überbrücken. So ist z.B. ein ununterbrochene Produktion möglich, bis der ursprünglich beantragte Kredit auf dem Geschäftskonto eingeht. Die Vorfinanzierung wird dann natürlich nicht zusätzlich zur eigentlichen Finanzierung gewährt, sondern muss zurückgezahlt werden.
Die Rückzahlung einer Vorfinanzierung
Wird eine Vorfinanzierung zur Überbrückung bis zur endgültigen Finanzierung aufgenommen, muss diese natürlich zurückgezahlt werden, sobald der vollständige Kredit genehmigt wurde. Je nach Bank wird die Summe der Vorfinanzierung direkt vom endgültigen Kredit abgezogen. So ersparen sich die beiden Kreditparteien das Hin- und Herüberweisen von Geld. Dies hängt jedoch davon ab, was im Kreditvertrag vereinbart wurde. Für Unternehmen, die eine Vorfinanzierung vor Abschluss der endgültigen Finanzierung aufnehmen, ist es wichtig, den Kreditvertrag an dieser Stelle ganz genau zu lesen. Sonst werden möglicherweise die Vorfinanzierung und der finale Kredit eingeplant, und am Ende ist der Betrieb nicht mehr liquide, weil man nicht bedacht hat, dass nicht der ganze Betrag genutzt werden kann.
Vorfinanzierung als Brückenfinanzierung
Eine Brückenfinanzierung wird immer dann benötigt, wenn schnell Geld da sein muss, um ein Unternehmen zu kaufen. Bei solchen Zukäufen muss es häufig sehr schnell gehen. Da die Planung, Antragstellung und Bearbeitung einer Finanzierungsanfrage bei einer Bank jedoch einiges an Zeit brauchen, wäre ein Unternehmen, das ein anderes aufkaufen möchte, im Hintertreffen. Damit Zukäufe trotzdem möglich ist, kann eine Vorfinanzierung als Brückenfinanzierung aufgenommen werden. Dadurch ist genügend Geld da, das Unternehmen oder den Unternehmensanteil zu erwerben, ohne gleich den ganzen Zeitdruck für die Finanzierung zu haben. In der Zeit, in welcher die Vorfinanzierung dann läuft, kann der endgültige Kredit zur Finanzierung beantragt werden. Die Brückenfinanzierung nimmt Betrieben und Unternehmen einiges an Druck, wenn es um die Finanzierung von Zukäufen und hohe Investitionen geht.
Vorfinanzierung durch Kontokorrentkredite
Soll ein Investitionskredit langfristig aufgenommen werden, wird dieser häufig vorfinanziert. Dies kann über eine Brückenfinanzierung sein. Dies kann aber auch über Kontokorrentkredite sein. Die Vorfinanzierung durch Kontokorrentkredite hat für Unternehmen und Betriebe den Vorteil, dass sie nicht extra einen Kredit für die Vorfinanzierung beantragen müssen, sondern den oder die bereits laufenden Kontokorrentkredite dafür nutzen kann. Besonders gerne wird dies gemacht, wenn von sinkenden Zinsen auszugehen ist. Der Investitionskredit wird über den Kontokorrentkredit vorfinanziert, und dann abgeschlossen, wenn das Zinsniveau gesunken ist. Dies ist zwar für den ersten Moment teurer, da die Zinsen für Kontokorrentkredite höher liegen als für normale Unternehmenskredite. Auf lange Sicht spart dies aber einiges an Zinsen, weil die Zinsen auf lange Sicht niedriger sind, wenn abgewartet wird, bis die Zinsen sinken.
Vorfinanzierung für den Bausparkredit
Vorfinanzierungen werden meistens von Betrieben und Unternehmen abgeschlossen. Doch auch Privatpersonen kommen mitunter nicht herum, eine solche Vorfinanzierung abzuschließen. Dies ist dann der Fall, wenn der Bausparvertrag, mit dem ein Haus oder Eigentumswohnung finanziert werden soll, noch nicht die Mindestansparzeit erreicht hat. Bis zur Auszahlung der Bausparsumme kann zur Überbrückung eine Vorfinanzierung abgeschlossen werden.
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