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Was ist ein Nachrangdarlehen?
Bei einem Nachrangdarlehen handelt es sich um Darlehen, dessen Forderung bei Eintritt einer Zahlungsunfähigkeit bzw. Insolvenz des Schuldners, nachrangig behandelt wird. Konkret bedeutet das, nachdem alle offenen Verbindlichkeiten gegenüber anderen Darlehens- bzw. Kreditgebern beglichen wurden, wird erst das Nachrangdarlehen bedient.
Oftmals wird für diese Art der Kapitalleihe keinerlei Angabe von Sicherheiten durch das Kreditinstitut gefordert. Normalerweise werden beim Nachrangdarlehen im Vergleich zu klassischen Geldanleihen, höhere Zinssätze erhoben.
Die Finanzierung größerer Projekte ist nicht immer einfach. Ein gutes Beispiel hierfür ist die klassische Baufinanzierung. Das gilt sowohl für den privaten als auch dem geschäftlichen Bereich. Ein wichtiger Faktor bei jeder Finanzierung ist das zur Verfügung stehende Eigenkapital, welches zur Sicherung der benötigten Mittel gebraucht wird. Wer sich einen cleveren Weg bei der Baufinanzierung aussuchen möchte, der sollte sich das Nachrangdarlehen genauer anschauen. Oft wird es auch als nachrangiges Darlehen bezeichnet und ist im Grunde genommen ein klassischer Kredit, der bei unterschiedlichen Banken bekommen werden kann. Was genau ein Nachrangdarlehen ist und was es so besonders macht, wird im Folgenden erklärt.
Bei einem Nachrangdarlehen handelt es sich um ein gewöhnliches Darlehen. Allerdings beinhaltet das Darlehen einiges an Besonderheiten. Im Fall von Insolvenzansprüchen wird es stets zuletzt bedient. Bei einem Nachrangdarlehen müssen die Gläubiger so lange warten, bis das Kapital für sie bereitsteht. Allerdings erhöht es das Risiko bei den Gläubigern und ist mit hohen Zinsen verbunden. Weiterhin können die Sicherheiten bei diesem Darlehen vergleichsweise gering ausfallen, was mit den geringeren Anforderungen zu tun hat. Aufgrund seines Namens kann er dazu verleiten, dass das Darlehen als weniger wichtig eingestuft wird. Jedoch hat diese Art von Kredit die gleiche Gewichtung wie alle anderen Kredite auch. Meist wird das Nachrangdarlehen bei einer Baufinanzierung verwendet, um mehr Eigenkapital zu bekommen. Außerhalb des Baus lässt sich das Darlehen auch in privaten Projekten wie Crowdfundings finden. Dabei wird das partiarische Nachrangdarlehen genutzt. Dabei handelt es sich um einen Sonderfall, wobei die Kreditvergabe durch Firmen und nicht durch Banken oder Finanzinstitute stattfindet.
Funktionsweise
Wie funktioniert ein Nachrangdarlehen?
Ein entscheidender Punkt bei einem Nachrangdarlehen ist, dass es verglichen mit anderen Krediten nachrangig behandelt wird. Es befindet sich im Prinzip an letzter Stelle. Bevorzugt behandelt werden oft offene Zahlungen an Lieferanten und Banken, da es sonst zu Problemen kommen kann. Sobald die wichtigeren Zahlungen gedeckt wurden, werden die Zahlungen für das Nachrangdarlehen freigegeben. Bei einer Baufinanzierung wird die Schuld in das Grundbuch eingetragen. Außerdem ist es wichtig, die Schuld als nachrangiges Darlehen einzutragen. Ansonsten wird es im Fall einer Pfändung nicht weiter berücksichtigt. Generell ist das Ausfallrisiko für den Kreditgeber sehr hoch, da der Kredit erst am Ende zurückgezahlt wird. Durch die nicht so wichtige Präsenz schiebt ein Großteil der Personen den Kredit nach hinten. Nachdem Rechnungen von Kunden und Lieferanten beglichen wurden, reicht das Geld selten für das Nachrangdarlehen aus.
Einsatzbereich
Wozu ist das Nachrangdarlehen geeignet?
Ein Nachrangdarlehen lässt sich in unterschiedlichen Bereichen einsetzen. Häufig wird es im Zusammenhang mit einer Finanzierung von Immobilien benötigt. Beispielsweise kann das Darlehen als Neufinanzierung einer Privatimmobilie oder als Umschuldung für Bestandsobjekte dienen. Zudem eignet sich das Darlehen für andere Bereiche:
- Erbauszahlungen
- Ausbau beziehungsweise Umbau einer Immobilie
- Sanierung und Renovierung
Durchaus denkbar ist der Kredit bei einer Pkw-Finanzierung oder einem Konsumentenkredit. Gerade bei der Baufinanzierung ist das Nachrangdarlehen sehr beliebt. Speziell auf Baustellen kann es immer wieder zu finanziellen Engpässen kommen. Sollte der Wert des Darlehens die 60 Prozent der Gesamtsumme von der Immobilie übersteigen, werden extra Zinsen fällig. In der Regel sind die Zinsen bei einem Nachrangdarlehen höher als bei einem herkömmlichen Kredit. Das Crowdfunding ist eine weitere Anlaufstelle für ein Nachrangdarlehen. Allerdings wird dort der Vertrag zwischen den Unternehmen und den Projektinhabern geschlossen.
Rücktrittsarten
Welche Rücktrittsarten gibt es beim Nachrangdarlehen?
Beim Nachrangdarlehen wird zwischen drei unterschiedlichen Rücktritten unterschieden. Dabei handelt es sich um den relativen, einfachen und dem qualifizierten Rücktritt. Im Folgende eine genauere Übersicht über die unterschiedlichen Formen.
1) relativer Rücktritt
Die Vereinbarung wird zwischen den einzelnen Gläubigern getroffen. Je nach Vereinbarung werden die Forderungen samt Rang in ihrem Verhältnis aufeinander abgestimmt. Sobald ein Gläubiger hinter einem anderem Gläubiger zurücktritt, so können seine Forderungen erst geltend gemacht werden, sobald der vorstehende Gläubiger im vollen Umfang ausgezahlt wurde.
2) einfacher Rücktritt
Beim einfachen Rücktritt wird geregelt, dass der Gläubiger samt seiner Forderungen hinter allen anderen Gläubigern tritt. Der Rücktritt bezieht sich auf alle bestehenden sowie zukünftigen Forderungen. Sobald die Forderungen bedient wurden, kann die Rücktrittsforderung teilweise oder ganz bedient werden.
3) qualifizierter Rücktritt
Die letzte Variante ist der qualifizierte Rücktritt. Bei einem einfachen Rücktritt wird das Darlehen als Fremdkapital betrachtet. Beim qualifizierten Rücktritt hingegen wird es als Eigenkapital betrachtet. Dementsprechend wird das Darlehen samt Rang hinter den Forderungen für das Eigenkapital eingestuft. Zudem dürfen Firmen die Forderung nur für stehende Jahres- und Liquidationsüberschüssen bedienen. Weiterhin steht nur das Vermögen zur Verfügung, welches für die Gesellschaft frei verfügbar ist. Dieser Punkt greift erst, wenn alle Gläubiger der Gesellschaft bedient wurden.
Vor- und Nachteile eines Nachrangdarlehens
Vorteile
- für den Kreditnehmer werden geringere Sicherheiten benötigt
- für Anleger entstehen hohe Renditen
- eignet sich hervorragend für den Ausbau von bestehenden Krediten
Nachteile
- für Anleger entsteht ein höheres Risiko, da der Kredit erst am Schluss bezahlt wird
- hohe Zinsen
Steuerliche Auswirkungen
Welche steuerlichen Auswirkungen hat die Beteiligung an einem Nachrangdarlehen?
Die entstehende Rendite der Anleger wird in Form von Zinsen weitergegeben. Zudem werden Zinsen für Anleger als Einkunft aus ihrem Kapitalvermögen behandelt. Darlehensnehmer sind nicht dazu berichtigt steuerliche Auskünfte zu geben Die genaue Besteuerung hängt von verschiedenen Finanzverhältnissen ab. Mithilfe eines Steuerberaters lassen sich die Auswirkungen bei den Zinseinnahmen besser prüfen. Allerdings ist der Anleger bei einer fixen Verzinsung des Darlehens zu keiner Schweigepflicht verpflichtet. Ein gutes Beispiel sind Kirchensteuern. Der gesamte Betrag für Zinsen wird an den Darlehensgeber ausgeschüttet.
Seriöse Anbieter
Wie lässt sich ein seriöser Anbieter finden?
Bei dieser Frage brauchen sich Kreditnehmer grundsätzlich keine Sorgen machen. Alle Geld- sowie Finanzinstitute werden durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen, der BaFin, überwacht. Die strengen Richtlinien werden mithilfe von regelmäßig stattfindenden Kontrollen überwacht. Wer die hohen Anforderungen der erfüllt, wird offiziell von der BaFin zertifiziert. Außerdem wird das Nachrangdarlehen nicht nur von Banken angeboten, sondern auch von bankenunabhängigen Institutionen und Plattformen. Aus diesem Grund wird die Suche nach dem passenden Anbieter um einiges erschwert. Laut BaFin ist es ratsam die Unterlagen mit einem privaten Finanzberater zu überprüfen. Das gilt für Anleger und Bauherren.