Vor der Börse in Frankfurt stehen ein Bulle und ein Bär. Das ist keine Reminiszenz an Zeiten, als in Frankfurt noch mehr Geld für den Vieh- als für den Aktienhandel geflossen sind. Der Bär steht für die Baisse, der Bulle für die Hausse.
Der Name Hausse kommt aus dem französischen und bedeutet soviel wie Anstieg. Gemeint ist ein langer und deutlicher Kursanstieg. Gesprochen wird der Name eigentlich “Os”, doch viele Börsianer benutzen die eingedeutschte Aussprache “Hosse”. Angeblich wurde der Bulle zum Symbol für sie, weil er mit seinen Hörnern im Kampf von unten nach oben sticht, während der Bär mit der Pranke von oben nach unten schlägt. Wer sich trotzdem nicht merken kann, welches Tier für die Hausse steht, kann sich mit einem alten Kalauer weiterhelfen: “Der Bär beißt/baisst”. Bleibt der Bulle für den Kursaufschwung.
Wie stark und wie lang die Kurse steigen müssen, damit man von einer Hausse spricht, ist nicht festgelegt. In jedem Fall gehört zu einem Bullenmarkt – ein anderer Ausdruck für die Hausse – ein langer und deutlicher Anstieg. Denn nicht jeder Kursgewinn ist gleich eine Hausse. Beispielsweise gibt es da die berüchtigten Bärenmarktrallyes. Das sind kurze Kursanstiege in einer Baisse. Dabei wird der Kursabsturz kurz unterbrochen, doch eine Hausse ist das noch lange nicht. Denn gleich danach geht es aber wieder abwärts. Im Regelfall hat eine Hausse seit dem zweiten Weltkrieg mindestens zwei Jahre gedauert.
Auch eine schwacher Kursanstieg macht noch keine Hausse. Es muss schon deutlich bergauf gehen wie beispielsweise während des Internetbooms oder aber auch kurz vor der Finanzkrise. Haussen gibt es keineswegs nur am Aktienmarkt. Auch auf dem Derivate- oder auf dem Anleihenmarkt kommen solche langfristigen Kursanstiege vor. Auf dem Anleihenmarkt fallen sie allerdings meistens weniger stark aus als an den Aktienmärkten und finden nicht selten dann statt, wenn es bei den Aktien gerade eine Baisse gibt.
Die Hausse ist natürlich der Liebling der Börsianer. Aber keine Hausse ist ewig. Und oft folgten auf die längsten und stärksten Bärenmärkte die extremste Baisse.