Unter dem Begriff ist die Vorfinanzierung von Aufträgen eines Unternehmens zu verstehen. Dabei handelt es ich um eine neuere Art der Liquiditätsbeschaffung, mit der auch bankenunabhängig ein Projekt finanziert werden kann. Je nach Auftragsart fallen Hilfsstoffe an, die vorzufinanzieren sind. Kann das Unternehmen die Produkte dazu nicht mit ihren Eigenmitteln bezahlen, muss fremdes Kapital aufgenommen werden. Bei manchen Betrieben ist der Zugang zum klassischen Bankkredit trotz jahrelanger guter Beziehungen schwierig. Legen sie allerdings einen Auftrag vor, wird die Bonität der Firma noch einmal geprüft. Vielleicht müssen neben dem Auftrag noch andere Sicherheiten wie etwa ein Grundstück oder Wertpapiere hinzugezogen werden.
Bei einer Auftragsfinanzierung liegen die Vorteile in der Regel auch bei einem niedrigen Zinssatz, der meist sich meist im Skontierungsbereich befindet. In der Folge wird der Kredit nicht zu teuer, sodass am Ende auch das Unternehmen mit einem Gewinn aussteigt. Meist wird ein gewisses Zeitfenster festgelegt, innerhalb dieser Laufzeit muss das Darlehen abbezahlt werden. Bei einer Auftragsfinanzierung handelt es sich nämlich um einen Kredit mit einer kurzen, überschaubaren Laufzeit. Das Darlehen wird nur so lange benötigt bis der Auftrag ausgeführt wurde. Es ist natürlich wichtig, dass sich die Unternehmensleitung sicher ist, dass ihr Kunde am Ende auch zahlen kann. Ansonsten wäre es beispielsweise um das Firmengrundstück geschehen.
Inhalt
Voraussetzungen für die Gewährung einer Auftragsfinanzierung
Die Grundlage für den Erhalt dieses Darlehens ist ein Auftrag eines Endkunden sowie dessen positive Bewertung. Das Zahlungsziel liegt meist bei maximal 90 Tagen nach der Rechnungslegung. Neben Banken, bieten beispielsweise auch verschiedene Finanzierungsgruppen, Vorfinanzierungen für den Waren- und Materialeinkauf an. Mit den Finanzierern werden dann passende Lösungen zur Besicherung der Vorfinanzierung gesucht. Ist die Firma wirtschaftlich sehr gut aufgestellt und erwirtschaftet Gewinne, dann ist die Auftragsfinanzierung zur Vorfinanzierung des Wareneinkaufs meist auch rückversicherbar. Bei mittelständischen Betrieben muss in der Regel, abhängig vom Finanzierungsanbieter, ein Jahresumsatz von mindestens 2 Millionen Euro erwirtschaftet werden, andernfalls ist eine Einkaufsfinanzierung eine gut Alternative. Sowohl die aktuelle Ertragslage als auch die der letzten zwei Jahre sollte positiv sein.
Eine weitere Voraussetzung ist meist, dass die Firma bereits drei Jahre tätig ist. Nach einem Telefongespräch werden zur ersten Sichtung ein Jahresabschluss, der zu finanzierende Auftrag und die nötige Finanzierungshöhe für den Waren- und Materialeinkauf vorgelegt. Stimmt der Finanzierungswunsch mit dem Finanzierungsmodell der Auftragsfinanzierer überein, dann erst wird die Bonitätsprüfung beginnen. Sobald die Finanzierer alle notwendigen Informationen besitzen, wird die Analyse der Unterlagen durchgeführt. Nachdem diese gesichtet wurden, erfolgt (bei einem positiven Entscheid), die Finanzierungszusage. In der Folge ist der Auftrag gesichert. Nach Vertragsabschluss erfolgt die Auszahlung des Kapitals. Mit der Auftragsfinanzierung kann der notwendige Material- und Wareneinkauf bezahlt werden. Diese Art der Finanzierung führt zur Liquidität im Wareneinkauf.
Vorteile einer Auftragsfinanzierung
Die Vorteile dieser Finanzierungsart können sich durchaus sehen lassen. Meist entfallen Nebenkosten sowie Prolongationsgebühren. Durch die fristgerechte Finanzierung der Waren und Güter kann die Skontierung in Anspruch genommen werden. Außerdem wird die eigene Liquidität der Firma geschont, sodass weitere Aufträge angenommen werden können. In der Folge lassen sich höhere Gewinne einfahren. Die Kosten liegen meist in Bereichen von herkömmlichen Kontokorrentkrediten. Ist das Unternehmen finanziell gut aufgestellt, lassen sich in der Regel mit den Auftragsfinanzierern gute Konditionen aushandeln. Dadurch wird diese Kredit-Variante immer beliebter bei den Unternehmern. Zu hohe Zinsen und eine Vielzahl von Nebengebühren vernichten nämlich die Gewinne der Firmen. Springt ein fremder Kapitalgeber mit günstigen Konditionen ein, sobald das Unternehmen einen Kredit für seinen neuen Auftrag benötigt, dann hat der Geldgeber kein Mitspracherecht beim neuen Produkt. Er stellt nur das Kapital für die Waren dazu bereit.
Durch die erhöhte Liquidität werden die Finanzierungsspielräume erhöht, sodass es möglich wird weitere Aufträge an Land zu ziehen. Diese Art der Verschuldung wird bewusst in Kauf genommen, um durch das höhere Kapital größere Gewinne einfahren zu können. In anderen Fällen wiederum sichert die Aufnahme von Fremdkapital das Überleben eines Betriebes. Vor allem dann, wenn sich größere Aufträge nicht ohne Hilfe von Krediten finanzieren lassen. Genau solche Aufträge stellen die Grundlage einer Auftragsfinanzierung dar. Besonders anzuführen gilt es, dass diese Finanzierungsversion eine gute Alternative zum klassischen Bankdarlehen ist. Mit ihrer Hilfe lassen sich lukrative, neue Aufträge realisieren. Für kleinere Betriebe mit einem niedrigerem Jahresumsatz, bietet sich dagegen die Einkaufsfinanzierung an.
Welche Betriebe sind von der Auftragsfinanzierung ausgeschlossen?
In der Regel richtet sich diese Finanzierungsversion nicht an Betriebe die in der Forschung und Entwicklung tätig sind. Zudem sind Firmen die mit verderblichen Waren, wie etwa Obst und Gemüse handeln, von dieser Finanzierungsform ausgeschlossen. Außerdem kommen Betriebe die bilanziell überschuldetet sind, nicht in den Genuss einer Auftragsfinanzierung. Zudem werden in der Regel auch keine Vermittlungsprovisionen vorfinanziert. Des Weiteren können Projekte für den eigenen Gebrauch nicht mit Hilfe einer Auftragsfinanzierung realisiert werden.
Auftragsfinanzierung als Vorfinanzierung
Die Auftragsfinanzierung eignet sich als sogenannte Vorfinanzierung von Aufträgen aller Art, aber auch für Materialien, die für einen Auftrag gebraucht werden. Dabei hat die Auftragsfinanzierung im Grunde ein Zahlungsziel von etwa 180 Tagen. Das bedeutet, ein Unternehmen kann mit der Auftragsfinanzierung auf Geldmittel zugreifen, um einen Auftrag erfüllen zu können und somit geschäftsfähig zu bleiben. Somit handelt es sich bei der Auftragsfinanzierung im Grunde um eine Art Kredit für Unternehmen.
Die Einkaufsfinanzierung als Gegenpart zur Auftragsfinanzierung
Aufgrund der oben genannten Faktoren wird deutlich, dass eine Auftragsfinanzierung nur bei einem Jahresumsatz von mindestens 400.000 Euro möglich ist. Sollte der Jahresumsatz darunter liegen, dann kommt nur eine sogenannte Einkaufsfinanzierung in Frage. Im Grunde handelt es sich ebenfalls um eine Finanzierung für Unternehmen, allerdings müssen die Jahresumsätze nicht so hoch sind und auch ansonsten sind die Voraussetzungen nicht so streng als bei der Auftragsfinanzierung. Die Einkaufsfinanzierung ist möglich, wenn eine Finanzierung ab 25.000 Euro notwendig ist. Zudem muss eine positive Ertragslage vorhanden sein und die Höhe der Finanzierungsrichtlinie muss rückversichert werden.
Gebühren und Kosten einer Auftragsfinanzierung
Eine Auftragsfinanzierung ist natürlich auch mit Kosten verbunden, die in der Regel deutlich oberhalb eines Kontokorrentkredites liegen. Die meisten Kreditinstitute, die eine Auftragsfinanzierung anbieten, verlangen hohe Kosten in Form von Gebühren. Allerdings zeigen sie nicht deutlich auf, dass die Kosten höher liegen als bei einem Kontokorrentkredit. Je nach Anbieter können die Kosten für eine Auftragsfinanzierung zwischen 3% und 8,5% liegen. Gerechnet wird mit einer Laufzeit von bis zu 120 Tagen. Aber auch die Bonität und die Finanzierungslinie sind für die Höhe der Gebühren zuständig. Also im Grunde gelten die gleichen Kriterien wie bei einem normalen Kredit auch, nur dass eine Auftragsfinanzierung nur für Unternehmen vorgesehen ist.
Vergleich – Auftragsfinanzierung und Unternehmerkredit
Viele Unternehmen kennen den Unternehmerkredit, aber auch die Auftragsfinanzierung. Dabei gibt es bei beiden Varianten gravierende Unterschiede, die vielen Unternehmern nicht auf Anhieb klar sind. Viele Unternehmen brauchen einen Geldgeber, der dafür sorgt, dass fortlaufende Aufträge finanziert werden. Das ist nur mit einem Unternehmerkredit möglich, der zu sehr günstigen Konditionen angeboten wird. Der Unternehmerkredit kann Gebühren von bis zu 2,95% kosten und über eine Laufzeit von bis zu 84 Monaten gewährt werden. Anders sieht es bei der Auftragsfinanzierung aus. Eine solche Finanzierung wird nur im Höchstfall auf bis zu 180 Tage Laufzeit gesetzt und auch die Gebühren können bis zu 8,5% betrage. Bei allen Finanzierungen spielt die Bonität eine bedeutende Rolle bei der Zinsgestaltung. Unternehmen, die eine geringe Bonität aufweisen, müssen mit höheren Gebühren rechnen als Unternehmen, die eine ausgezeichnete Bonität haben.
Für wen bietet sich eine Auftragsfinanzierung an?
Heute bieten sich Auftragsfinanzierungen für kleine und mittelständische Unternehmen an. Gerade die kleinen Unternehmen leiden heute sehr häufig an den restriktiven Kriterien bei der Kreditvergabe. Aus eigener Kraft können kleine Unternehmen einen Großauftrag kaum finanzieren, denn es fehlen die finanziellen Mittel um den hohen Materialeinsatz bewerkstelligen zu können. Mit der Auftragsfinanzierung können auch kleine Unternehmen eine flexible Finanzierung nutzen, die zu guten Konditionen angeboten wird und für Erstkunden mit einer Laufzeit von bis zu 120 Tagen ausgestattet ist. Große Aufträge können für kleine Unternehmen somit auch realisiert werden und das obwohl der Materialeinkauf ansonsten die finanziellen Rahmen sprengen würde.
Auch der Mittelstand kann von der Auftragsfinanzierung profitieren. Bankgespräche, die immer wieder erneut geführt werden müssen sind mit einer Auftragsfinanzierung für mittelständische Unternehmen endlich Vergangenheit. Gerade die mittelständischen Unternehmen, die Finanzierungen von mehreren Hunderttausend Euro brauchen können von der Auftragsfinanzierung profitieren.
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