Das Ausbauhaus stellt eine besondere Form des Fertighauses dar. Es ist vor allem für all jene Häuslebauer geeignet, die gerne etwas Geld sparen möchten. Der Firma, die das Ausbauhaus herstellt, stellt dabei oftmals nur die tragenden Wände zur Verfügung. Alle anderen, anfallenden Arbeiten dagegen werden durch den Bauherren und dessen Familie oder Freunde durchgeführt. Dazu gehören z. B. der Einzug von weiteren, nicht tragenden Wänden in Trockenbauweise, die Installation der Heizung, die Elektroinstallation oder auch die üblichen Maler- und Tapezierarbeiten. Je nach Wunsch kann man verschiedenen Stufen der Fertigung des Ausbauhauses vereinbaren. Wer also besonders viele Kenntnisse im Bereich Elektroinstallation hat, der wird diese sicher selbst durchführen, ein Fliesenleger hingegen wird wohl nur die Fliesen im Haus selbst legen. Logischerweise sinkt der Preis, je mehr Arbeiten man in Eigenregie durchführt, sodass man hier doch deutlich gegenüber dem schlüsselfertigen Bau einsparen kann.
Inhalt
Ausbauhaus – wer muss was leisten?
Bei einem standardmäßig erstellten Ausbauhaus sind folgende Leistungen für den Rohbau inklusive:
- Rohbau mit Keller oder Bodenplatte
- Vollständiger Aufbau aller Außenwände mit Fenster- und Türöffnungen und aller Innenwände
- Dacheindeckung plus Dachunterschicht
- Wärmedämmung nach dem jeweils vereinbarten Standard
- Fassade – Putz, Verkleidung
- Einbauten der Fenster plus Rollläden
- Einbau der Haustür inklusive Schließanlage und der Nebentüren – Terrassentür
- Vormontage für Wasserleitungen und Abwasserführungen
- Vormontage der Gasanschlüsse
- Angelegte Leerrohre für die elektrischen Leitungen
Arbeiten, die der Bauherr in Eigenleistung übernimmt:
- Bodenbeläge, Estrich, Fliesen
- Zusätzliche Leichtbauwände
- Innenputz, Maler- und Lackiererarbeiten, Tapezieren usw
- Innentüren
- Sanitärobjekte
- Wasser- und Abwasseranschlüsse montieren
- Elektroinstallationen
- Heizung
Ausbauhaus – die Vor- und Nachteile
Immerhin 45 % der Fertighäuser werden als Ausbauhäuser verkauft. Diese Art des Hausbaus ist somit sehr gefragt. Der Schritt, den gesamten Innenausbau des Eigenheims in eigener Regie zu übernehmen, muss allerdings sehr gut überlegt werden. Die Statistik spricht nur vom Anteil der Ausbauhäuser am Vertrieb von Fertighäusern, nicht aber von missglückten Objekten, bei denen Bauherren sowohl die eigenen Fähigkeiten wie auch den Faktor Zeit nicht ausreichend beachtet haben. Schon einer dieser Faktor kann das Unternehmen Innenausbau in Eigenregie grundlegend gefährden.
Vor der Entscheidung für eine Ausbauhaus das Für und Wider genau abgewogen werden.
Vorteile vom Ausbauhaus
- Günstige Kosten im Vergleich zum schlüsselfertigen Haus
- Höchstmaß individueller Gestaltungsfreiheit beim Innenausbau
- Große Auswahl für unterschiedliche Rohbauentwürfe
- Freiheit der Entscheidung, welche Leistungen durch Firmen oder Eigenleistung erbracht werden
Nachteile
- Gefahr der Überschätzung der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten
- Gefahr einer nicht realistischen Kostenplanung (Zeitfaktor, Materialien, Baufehler, Nacharbeiten durch teure Fachleute)
- Je nach Anzahl und fachlicher Kenntnisse der Helfer ist der Bau zeitaufwendiger
- Sicherheitsmängel, Baumängel können den Einzugstermin verzögern
Bedingungen, die auch beim Fertighaus bindend sind
Der Bauherr eines Ausbauhauses ist unbedingt auf einen Architekten und einen Bauleiter für den Rohbau, eventuell noch weiterführende Arbeiten, angewiesen. Im Bauvertrag muss genau festgelegt werden, welche Arbeiten von einer Baufirma und welche in Eigenleistung durchgeführt werden sollen.
Nicht nur der Rohbau, sondern auch der Innenausbau muss den baulichen Vorschriften genügen. Dabei geht es sowohl um die Verwendung bestimmter Materialien, die Gewährleistung der baulichen Sicherheit und die Voraussetzungen, dass die Installationen, z.B. für Wasser, Heizung usw., sicher und technisch einwandfrei ausgeführt sind. Nach der Fertigstellung findet auch beim Ausbauhaus eine Abnahme durch das zuständige Bauamt statt.
Probleme, die beim Ausbauhaus auftauchen können
Unproblematisch wird die Entscheidung für das Vorhaben Ausbauhaus sein, wenn der Bauherr über die entsprechenden fachlichen Kenntnisse und Qualifikationen für den Innenausbau des Eigenheims verfügt. Nicht alle Arbeiten werden allerdings vom Bauherrn und der Familie ausgeführt werden können. Meist müssen weitere Helfer hinzugezogen werden. Hier muss abgesichert werden, dass es sich bei den geleisteten Arbeiten nicht um Schwarzarbeit handelt. Die Grenzen zwischen Nachbarschaftshilfe und Schwarzarbeit können manchmal nicht ausreichend klar sein. Werden fremde Helfer zu einem (meist extrem geringen) Stundenlohn beschäftigt und terminlich bindend mit bestimmten Arbeiten betraut, handelt es sich mit Sicherheit um Schwarzarbeit. Das ist auch der Fall, wenn der Nachbar vom Bau regelmäßig am Feierabend und am Wochenende kompetente Arbeiten beim Innenausbau vornimmt und davor vom Bauherrn entlohnt wird. Helfen Nachbarn mal beim Zupacken und bei anderen Arbeiten, werden dafür weder Termine für die Fertigstellung vereinbart noch bestimmte, feste Arbeitszeit und eine Bezahlung, dann ist solche Hilft gern gesehen und auch nicht gesetzwidrig.
Die größten Risikofaktoren, die oft falsch eingeschätzt werden sind Kosten und Zeit. Der Ausbau in Eigenleistung wird immer mehr Zeit in Anspruch nehmen als die Leistung einer versierten, verlässlichen Baufirma. Da sich im Voraus aber weder der Einsatz von Helfern noch die Mitarbeit von Familienmitgliedern perfekt planen lassen, kann es zu erheblichen Verzögerungen kommen. Es gilt daher, einen realistischen Zeitplan für die Arbeiten aufzustellen, der ausreichend Pufferzeiten für übliche Verzögerungen berücksichtigt. Davon wird auch abhängen, zu welchem Termin eine noch bewohnte Mietwohnung gekündigt wird. Problematisch wird es, wenn die Familie ins halbfertige Haus einziehen muss, der Ausbau aber noch nicht ganz fertiggestellt ist und die Bauabnahme aber noch bevorsteht und vielleicht sogar fraglich ist.
Für wen ist ein Ausbauhaus geeignet?
Bei der Planung für den Bau eines Eigenheims stellt sich die Frage, ob es ein schlüsselfertiger Neubau sein soll oder ein Ausbauhaus. Dabei sollte die Entscheidung für den Innenausbau aus Eigenleistungen nicht nur unter dem Aspekt der Kostenersparnis getroffen werden.
Das ist von Vorteil für das Ja zum Ausbauhaus:
- Der Bauherr hat bereits Erfahrungen mit Umbau- oder Sanierungsmaßnahmen in Häusern.
- Der Bauherr verfügt über berufliche Fachkenntnisse für den Innenausbau, z.B. zu Elektroinstallationen, Gas-Wasserinstallation, Tischlerarbeiten, Handwerk des Malers und Tapezierers.
- In der Familie und im Freundeskreis gibt es genügend fachkundige Handwerker und vielseitig erfahrene Heimwerker, die auch ausreichend Zeit zur Hilfe haben.
- Der Bauherr und seine Familie haben genug Zeit, um sich intensiv den Ausbauarbeiten zu widmen.
- Der Zeitrahmen bis zum Termin des Umzugs ist nicht eng, ist möglichst flexibel.
Verschiedene Anbieter für Ausbauhäuser, sowohl als Fertighaus wie als Massivhaus bieten noch über die Standardleistungen für das Ausbauhaus hinaus, auf Wunsch weitere Baumaßnahmen an. So gibt es Angebote für Ausbauhäuser, bei denen die Sanitärbereiche bereits vollständig ausgebaut werden können, einschließlich aller Anschlüsse, Einrichtungen und Fliesenarbeiten. Angeboten werden darüber hinaus teil Teilarbeiten wie die elektrischen Installationen und/oder die Installation der Heizungsanlage. Einige Fertighäuser werden teilausgebaut angeboten, sodass die Käufer nur noch die Maler- und Tapezierarbeiten ausführen müssen.
Fehlen die nötige Zeit für den vollständigen Innenausbau, eigene Fachkenntnisse oder ausreichend viele Helfer mit Fachkenntnissen, kann das teilausgebaute Haus billiger werden als der vollständige Innenausbau.
« Zurück zum Wiki Index