In Chicago befindet sich mit der gleichnamigen Board of Trade die älteste Terminbörse der Welt. Ihre Geschichte geht bis in das Jahr 1848 zurück, als sie von 82 Kaufleuten als Zentrum für den Getreidehandel gegründet wurde. Als Teil der CME Group werden an dieser Börse etwa 50 unterschiedliche Termingeschäfte angeboten und gehandelt. Dabei agieren mittlerweile die über 3 500 Mitglieder der Chicago Board of Trade im Jahr mit einem Volumen von ungefähr 400 Millionen Verträgen – aus dem Jahr 2003 resultiert der Rekord von 454 Millionen. Dieser Börsenhandel wird dabei auf dem Parkett oder auf elektronischem Weg realisiert.
Inhalt
Entstehung
Aus den früheren Handelsverträgen mit dem Kauf beziehungsweise Verkauf von vor allem Rohstoffen entstand der Gedanke nach einer Sicherheit. Aufgrund von schlechter Erfahrungen sowie der Besorgnis zukünftiger Engpässe der Waren wurden Termingeschäftsverträge vereinbart. Als Zentrum dieser kaufmännischen Handlungen fungierte die Chicago Board of Trade. So kamen Händler, Käufer und Verkäufer von erst einmal vorwiegend Getreide, Fleisch und anderen Lebensmitteln zu diesem Standort. Insbesondere Agrarprodukte waren als relevantes Handelsgut unverzichtbar – natürlich wollten die Bauern für das wichtige Erzeugnis entsprechend gut verdienen, aber sich auch über einen gesicherten Absatzvertrieb gewiss sein. Später erweiterte sich der Wirkungskreis auch auf gängige Alltagsprodukte, spezielle Erzeugnisse oder auch natürliche Rohstoffe wie seltene Holzarten oder Bodenschätze. Vor Ort wurden die jeweilig bevorzugten oder manchmal einzigen Anbieter herausgefiltert und mit ihnen ein Vertrag ausgehandelt und im Anschluss daran abgeschlossen.
Hinweis: Aus der Tradition für Lebensmittel heraus, wurde 1919 die Chicago Butter and Egg Board ausgegliedert. Spezielle Verträge nur für diese grundbedürftigen Waren ermöglichten einen separaten Handelsort. Aus dieser Umorganisation ging die spätere Chicago Mercantile Exchange hervor.
Entwicklung
Der erste weitere Entwicklungsschritt der Chicago Board of Trade kam 1864. Erstmalig standen den Teilnehmern der Börse standardisierte Termingeschäfte zur Verfügung. Mit Hilfe dieser Futures Contracts sollte der Wandlung des ökonomischen Umfeldes gerecht werden. Zudem war es auch ein Anliegen die aktuellen Bedürfnisse der beiden Handelsparteien – Käufer sowie Verkäufer – zu sichern sowie zu stärken. Die Einführung ermöglichte eine Universalität sowie die Unabhängigkeit als freier Markt. Damit bei dieser Masse an Termingeschäften und der Vernetzung der Finanzhandlungen alles im rechtlichen Rahmen verläuft, existiert ebenso eine Clearing Instanz. Diese Kontrolle wird seit 1925 von der Trade Clearing Corporation (BOTCC) überwacht. Im Jahr 1970 entstanden nach der Währungs- und Zinsvolatilität neue Forderungen für einen freien und dennoch geregelten Handelsmarkt. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, leitete die Chicago Board of Trade seine Offerten hinsichtlich diverser Finanzkonstrukte aus. Somit erhielten Finanzinstitute das Potenzial zum Preisrisikomanagement.
Hinweis: Aus der steten Entwicklung der CBOT hat sich der größte Futures- und Optionsmarkt etabliert. Relevante globale Termingeschäfte finden in der regel die Chicago Board of Trade als erste Adresse.
Als weiterer Meilenstein der Entwicklung der CBOT zeigt sich die strategische Zusammenarbeit mit der EUREX. Daraus resultierend gewann ab dem Jahr 1999 der elektronische Börsenhandel immer mehr Bedeutung. Zeitweilig könnte man meinen, der Parketthandel wäre eingestellt worden, jedoch findet dieser bei entscheidenden Termingeschäften und zu lukrativen Veranstaltungen immer noch statt.
Gebäude
Seit dem Jahr 1930 finden Händler sowie Besucher die Chicago Board of Trade am 141 West Jackson Boulevard. Das Gebäude der Architekten Holabird & Root ragt mit 184 Metern Höhe im Stadtbild hervor und zählte bis zum Jahr 1965 als das höchste Gebäude der Stadt – ab da an überragt vom Richard J. Daley Center. Im Art-Déco-Stil fasziniert der Altbau mit seinen Alvin Meyer Statuen und der opulenten Göttin Ceres an der Spitze. Dies dient als Anspielung an die historischen Erstbezüge als Börsenmarkt für den Getreide- beziehungsweise Rohstoffhandelsmarkt.
Pit
Im Finanzdistrikt des Chicago Loop gelegen, wird im Pit der eigentliche Parketthandel vollzogen. Diese achteckigen Strukturen gibt es zahlreich. Über eine Außentreppe nach oben und eine Innentreppe nach unten zur eigentlichen Handelsfläche. Diese schenkt den unterschiedlichen Sektoren jeweils eine wirkungsvolle Bühne, ähnlich der eines Amphitheaters. Während der Handelszeiten sind hier hunderte Händler aktiv. In der Regel bezieht sich die Handelszeit ander Chicago Board of Trade auf das Zeitfenster zwischen 14:00 und 23:30 Uhr (entsprechend der Mitteleuropäischen Zeit, MEZ). Zusätzlich besteht für manche Futures eine durchgängige Handelszeit rund um die Uhr. Diese werden inklusive einiger kurzer Pausenzeiten am Computer auf elektronischem Weg gehandelt – ganz nach dem Motto: Futures-Händler schlafen nicht (Futures-Trader never sleep). Vorwiegend werden immer noch Futures auf Lebensmittel und Rohstoffe gehandelt:
- Weizen
- Mais
- Ethanol
- Reis
- Hafer
- Sojabohnen
- Düngemittel
Hinweis: Hunderte Händler beziehen sich in einem Pit auf aktuelle Angebote für Kauf und Verkauf. Dabei unterscheiden sich die Händler in farbigen, bunten und gemusterten Jacken, welche den entsprechenden Brokerhäusern entsprechen.
Auf mehreren Ebenen im Parkett herrschen kurzfristige Zeitfenster für Termingeschäfte zu den besten Bedingungen. Was schierem Chaos oder ungesunder Hektik zu sein scheint, ist der Wettstreit um die besten Transaktionen und günstigsten Leihen. Das scheinbare Durcheinander umfasst dabei koordinierte und präzise Handlungen – das rege Treiben übersteigt die Aktivitäten der New York Stock Exchange bei weitem. Mit einem bereits ohrenbetäubenden Geräuschpegel bei normalen Aktionen und auch während signifikanter Wartephasen bleibt der Innenraum stets ein Erlebnis. Doch wenn die relevanten Konjunkturdaten in den einzelnen Marktsegmenten veröffentlicht werden, dann beginnt der Wettlauf um die ersten Termingeschäfte – denn auch hier zählt: Die Ersten machen den meisten Gewinn.
Börsengang
Der nächste Schritt wurde 2005 mit dem Börsengang der Chicago Board of Trade (CBOT) beschritten. Zu 54 Dollar pro Anteil kamen 3 191 489 Anteile in den Umlauf und erlebten an der New York Stock Exchange einen überraschenden Gewinn. Aufgrund der Wirkung als verlässliche Institution erbrachte die Aktie bereits am ersten Tag den beachtlichen Gewinn von 49 Prozentpunkten.
Hinweis: 2007 schlossen sich die CBOT und die Chicago Mercantile Exchange zur heute bekannten CME Group zusammen.
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